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SoFi Technologies – Selbst zweite Prognoseanhebung kann Sorgen der Investoren nur kurz zerstreuen
Der US-FinTech-Konzern hat gute Halbjahreszahlen vorgelegt. Wieso ist die Aktie dann weiterhin auf Zickzack-Kurs?
Die Zeiten, als SoFi Technologies eine Hype-Aktie war, sind lange vorbei. Im Jahr 2021 hatte der US-FinTech-Konzern ein starkes Wachstum bei Nutzerzahl und Kreditvolumen gezeigt, woraufhin das Papier nach oben geschossen war.
Zwar baut Vorstandschef Anthony Noto das Unternehmen, dass 2011 als Anbieter von Studienkrediten gestartet war, zügig um. Dennoch war die Aktie im Juni 2024 auf das niedrigste Niveau seit Mai 2023 abgerutscht, ehe sie in den folgenden Wochen auf eine heftige Berg- und Talfahrt ging.
Die Firma hat im zweiten Quartal den Umsatz um 20 Prozent auf 598,6 Millionen Dollar gesteigert. Das lag deutlich über den Schätzungen der Analysten von 564,4 Millionen Dollar.
Zwar waren die Einnahmen im Kreditgeschäft (Privatkredite, Studienkredite und Wohnungsbaudarlehen) um lediglich 3 Prozent auf 340,7 Millionen Dollar gestiegen.
Hingegen sind die Einnahmen aus den Bereichen Finanzdienstleistungen (Girokonten, Sparbücher, Kreditkarten etc.) und Technologieplattform um 46 Prozent auf insgesamt 271,6 Millionen Dollar nach oben geschossen und machten damit insgesamt 45 Prozent der Konzernerlöse aus – ein neuer Rekord, gegenüber 38 Prozent im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am 30. Juli hat Vorstandschef Anthony Noto den erfolgreichen Umbau weg vom riskanteren Kreditgeschäft hin zu den anderen zwei Bereichen entsprechend gefeiert, zumal sich dadurch die Profitabilität erheblich verbessert hat.
Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ist um 80 Prozent auf 137,9 Millionen Dollar nach oben geschossen. Das lag deutlich über den Schätzungen von 122 Millionen Dollar. Damit ist die Marge von 15 auf 23 Prozent nach oben gesprungen.
Prognose angehoben
Für das dritte Quartal hat Noto einen Umsatz von 625 bis 645 Millionen Dollar in Aussicht gestellt, was einem Wachstum von 18 bis 22 Prozent entspricht. Dabei soll ein bereinigtes Ebitda von 160 bis 165 Millionen Dollar erwirtschaftet werden.
Wegen der guten Geschäftsentwicklung hat der Vorstandschef zudem die Prognose für das Gesamtjahr angehoben, nachdem er sie bereits im April nach oben geschraubt hatte. Jene für den Erlös hob er auf 2,425 bis 2,465 Milliarden Dollar an, das ist ein Plus von 35 Millionen Dollar gegenüber den vorherigen Rändern des Ausblicks von 2,39 bis 2,43 Milliarden Dollar. Die neue Prognose bedeutet ein Wachstum von 17 bis 19 Prozent. Damit wäre die Rate allerdings nur halb so hoch wie 2023 (35 Prozent).
Zudem soll das bereinigte Ebitda im laufenden Jahr 605 bis 615 Millionen Dollar und damit eine Marge von 25 Prozent statt der zuvor avisierten 590 bis 600 Millionen Dollar. erreichen
Und beim Gewinn je Aktie sollen nun 0,09 bis 0,10 Dollar statt der zuvor geplanten 0,08 bis 0,09 Dollar zu Buche stehen.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten sagen für 2024 einen Umsatzanstieg um 18,9 Prozent auf 2,47 Milliarden Dollar vorher. 2025 soll es um 15,0 Prozent auf 2,84 Milliarden Dollar nach oben gehen. Damit würde sich das Wachstum im kommenden Jahr allerdings weiter deutlich abschwächen.
Dabei soll das bereinigte Ebitda 2024 auf 610,9 Millionen Dollar nach oben schießen, um 2025 einen weiteren herben Sprung auf 886 Millionen Dollar zu machen.
Zudem soll der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) in diesem Jahr 143,5 Millionen Dollar erreichen, gefolgt von einem Sprung auf 273,1 Millionen Dollar für 2025.
Die große Lücke zwischen den bereinigten Werten für Ebitda und Ebit zeigt, wie kapitalintensiv das Geschäft von SoFi ist und wie hoch damit die Abschreibungen sind.
Der Börsenwert liegt bei 7,5 Milliarden Dollar. Inklusive der – laut meinen Berechnungen – Nettoschulden von 375,7 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 7,88 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 28,8-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Das zeigt, welch enormes Wachstum in der Aktie immer noch eingepreist ist.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Wieso war das Papier in den vergangenen Monaten auf einer heftigen Berg- und Talfahrt und notiert nach dem jüngsten Einbruch um lediglich 10 Prozent über dem Tief vom Juni 2024?
Das liegt meiner Meinung nach an den Konjunkturdaten aus den USA. Nachdem sich die Konjunktur in den vergangenen Monaten deutlich abgekühlt hatte und zwischenzeitlich sogar Sorgen vor einer möglichen Rezession aufgekommen waren, war die Aktie auf Talfahrt, weil Investoren befürchten, dass in diesem Szenario die Ausfälle im Kreditportfolio zunehmen könnten. Noto hat zwar auf der Analystenkonferenz wiederholt betont, dass in diesem Bereich alles wie geplant laufe, allerdings konnte er damit die Ängste der Investoren offenbar nicht zerstreuen.
Wenn der Konzern im Kreditgeschäft weiter auf der Bremse bleibt, dämpft das zwangsläufig das Wachstum des Unternehmens. Das belastet eine derart hoch bewertet Aktie erheblich.
Ein weiteres Problem sind die deutlich sinkenden Zinsen in den USA. Zwar könnte das Unternehmen in diesem Umfeld verstärkt Kredite vergeben. Allerdings könnte dabei die Zinsmarge unter Druck kommen, was wiederum die Profitabilität belasten würde.
Ich gehe davon aus, dass die Aktie unter großen Schwankungen weiterhin seitwärts tendieren dürfte. Das hängt allerdings davon ab, dass sich die US-Daten nicht rapide verschlechtern und damit die Rezessionssorgen zurückkehren. Ansonsten könnte das Papier nach unten ausbrechen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von SoFi Technologies (A2QPMG) Mini Futures und Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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