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SONOS – Hoffnung der Investoren währte nur kurz
Der US-Hersteller von Lautsprechersystemen hat gute Quartalszahlen vorgelegt. Vorstandschef Patrick Spence hat zwar versichert, weiterhin energisch auf die Ziele zu achten. Dennoch hat die Erleichterung der Anleger nicht lange angehalten.
Überall Musik, Podcasts, oder andere Audio-Unterhaltung in perfektem Klang hören, wer mag das nicht? Genau das ermöglichen die aktiven Lautsprechersysteme und Hifi-Komponenten des US-Konzerns SONOS.
Die Geräte können drahtlos miteinander über WLAN vernetzt werden und die Audiodateien und Musikstreaming-Dienste gleichzeitig in mehreren Räumen wiedergeben. Gesteuert werden die Geräte des Herstellers von Audio-Unterhaltungselektronik, die dem Premium-Segment zugeordnet werden, per App vom Handy oder Computer.
Das Unternehmen wurde 2002 gegründet. Im Oktober 2017 schloss es eine Kooperation mit Amazon, seitdem kann Amazons Sprachassistent Alexa Sonos-Geräte steuern. Ähnlich läuft die Sache mit dem Google Assistant. Und bei IKEA findet man SYMFONISK-Speaker mit SONOS-Technologie.
Zuletzt hatte SONOS Investoren mit den Quartalsergebnissen und dem Ausblick überzeugt, woraufhin die Aktie einen kleinen Kurssprung nach oben gemacht hatte. Allerdings ist sie anschließend im Zuge des Kursrückgangs am Gesamtmarkt wieder auf Talfahrt gegangen und auf Drei-Jahres-Tiefs gesunken.
Im per 1. Juli beendeten dritten Quartal des Fiskaljahres 2022/23 ist der Umsatz um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 373,4 Millionen Dollar gestiegen. Das lag deutlich über den Schätzungen der Analysten von 334,3 Millionen Dollar.
Amerika-Geschäft ist mit weitem Abstand größter Umsatzlieferant
Wachstumsmotor war das Geschäft in der Region „Americas“, dessen Erlöse um 8,3 Prozent auf 251,6 Millionen Dollar gestiegen sind. Damit steuert die Region etwas mehr als zwei Drittel des Konzernumsatzes bei.
Dabei hat SONOS von punktuellen Werbemaßnahmen rund um den Father’s Day (Vatertag) profitiert, der diesmal am Sonntag, 18. Juni in den USA stattfand. Auf der Analystenkonferenz räumte Vorstandschef Patrick Spence allerdings ein, dass es dabei auch zu Vorzieheffekten vom vierten in das dritte Geschäftsquartal gekommen sei.
Dabei hat das florierende Amerika-Geschäft die Schwäche in den Regionen Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA), sowie Asien Pazifik wettgemacht, die unter der schwachen Konjunktur litten, weshalb die dortigen Einnahmen von SONOS jeweils deutlich gesunken sind. Dabei machte die Region EMEA mit umgerechnet 105,3 Millionen Dollar 28,2 Prozent der Konzernerlöse aus. Der kleine Rest entfiel auf Asien Pazifik.
Zwar ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (Ebitda) des Konzerns nicht zuletzt aufgrund deutlicher höherer Kosten für Forschung und Entwicklung um knapp 20 Prozent auf 34,3 Millionen Dollar gesunken, womit die Marge von 11,3 Prozent auf 9,2 Prozent zurückgegangen ist. Allerdings haben auch diese Zahlen Investoren überzeugt.
Spence hat zuletzt kräftig auf die Ausgabenbremse getreten und Mitte Juni den Abbau von rund 7 Prozent der Mitarbeiter angekündigt, was sich allerdings kaum auf die Ergebnisse des dritten Geschäftsquartals niedergeschlagen hat.
Mitte der Prognosespanne bleibt gleich
Für Erleichterung bei Anlegern hatte zudem kurz gesorgt, dass Spence die Prognose für das Gesamtjahr zwar eingegrenzt hat, damit ist allerdings die Mitte der Prognosespanne auf dem vorherigen Niveau geblieben.
So soll der Umsatz im Fiskaljahr 2022/23 um 5 bis 6 Prozent auf 1,64 bis 1,66 Mrd. Dollar sinken. Außerdem soll das bereinigte Ebitda 148 bis 158 Millionen Dollar erreichen, was einer Marge von 9,0 bis 9,5 Prozent entspricht. 2021/22 hatte der Konzern bei einem Rückgang des bereinigten Ebitda auf 226,5 Millionen Dollar noch eine Marge von 12,9 Prozent erreicht.
Auf der Analystenkonferenz gab sich Spence zwar zuversichtlich, zumal der neue Lautsprecher Era 300 (Preis 449 Dollar) auf große Begeisterung bei Medienvertretern und Influencern gestoßen sei. Allerdings geht Spence davon aus, dass die Konjunkturschwäche in EMEA und Asien Pazifik im vierten Geschäftsquartal anhalten werde, was das Geschäft von SONOS beeinträchtigen würde.
Umso mehr betonte der Firmenlenker, dass das Management auch weiterhin stark auf die Kosten achten und notfalls auf die Ausgabenbremse treten werde, um die Ebitda-Ziele zu erreichen.
Zwar wollte der Vorstandschef noch keine Ziele für das Geschäftsjahr 2023/24 ausgeben. Allerdings versprach er, dass die Kosten nicht so stark steigen würden wie der Umsatz, woraufhin es zu einer Verbesserung der Ebitda-Marge kommen soll.
Ambitionierte Langfristziele
Zudem sieht der Vorstandschef auf lange Sicht großes Wachstumspotenzial. Schließlich mache der Jahresumsatz von SONOS derzeit nur rund 2 Prozent des weltweiten Audio-Marktes von 96 Milliarden Dollar aus.
Auf lange Sicht peilt Spence einen Jahresumsatz von 2,5 Milliarden Dollar an. Dabei soll ein bereinigtes Ebitda von 375 bis 450 Millionen Dollar erwirtschaftet werden.
Um diese Ziele zu erreichen soll das Unternehmen langfristig viel mehr Kunden gewinnen, nutzen doch derzeit weltweit „nur“ 14,0 Millionen Haushalte ein oder mehrere Produkte von SONOS. Zudem sollen Haushalte, die bislang lediglich ein Produkt von Sonos besitzen, dazu bewegt werden, sich weitere anzuschaffen.
Außerdem will die Firma mit neuen Produktkategorien zusätzliche Käufer an Land ziehen. Und last but not least soll mit der Expansion in neue Märkte das Geschäft angekurbelt werden.
Geld, um in Wachstum zu investieren, hat SONOS jedenfalls, besitzt der Konzern doch 268,3 Millionen Dollar Cash und hat keinerlei Schulden.
Bleibt Aktie auf Talfahrt?
Das alles ist allerdings Zukunftsmusik, wohingegen die Aktie – wie oben geschrieben – zuletzt auf Drei-Jahres-Tiefs gesunken ist. Meiner Meinung nach machen sich Investoren Sorgen, dass die stark gestiegenen US-Zinsen die hochverschuldeten privaten Haushalte in den USA in den nächsten Quartalen erheblich belasten dürften, was das Geschäft von SONOS stark dämpfen würde.
Damit würde der derzeit einzige Antriebsmotor des Unternehmens ausfallen. In dem Umfeld dürften schnell Zweifel an den Schätzungen der Analysten aufkommen. Sie prognostizieren für das Fiskaljahr 2023/24 einen Anstieg des Konzernumsatzes um 4,9 Prozent auf 1,74 Milliarden Dollar.
Gleichzeitig soll das Unternehmen den Turnaround schaffen, und 2023/24 ein bereinigter Gewinn je Aktie von 0,39 Dollar erwirtschaftet werden, nach einem erwarteten Verlust von 0,04 Dollar für 2022/23.
Auf Basis der Zahlen für das nächste Fiskaljahr ist SONOS aktuell mit einem KGV von 35,3 bewertet. Das zeigt, welch enormes Wachstum weiterhin in der Aktie eingepreist ist. Sollten die Sorgen um die US-Konjunktur weiter zunehmen, was ich befürchte, dürfte das Papier meiner Meinung nach die Talfahrt fortsetzen.
BNP Paribas hat die Aktie von SONOS (A2JPF2) in die Palette der Basiswerte aufgenommen und bietet aktuell die ersten Mini Futures auf diesen neuen Basiswert an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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