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Starbucks – Kunden vergeht Lust auf teure Latte
Die US-Kaffeehauskette hat schwache Quartalszahlen vorgelegt. Das Management hat zudem die Prognose kräftig gesenkt.
Mit einem Kurseinbruch um bis zu 16 Prozent und damit dem größten Einbruch seit März 2020 hat die Starbucks-Aktie auf die Vorlage der Halbjahreszahlen am 30. April. Nachdem sich die Talfahrt anschließend fortgesetzt hat, notiert das Papier in der Nähe des Vier-Jahres-Tiefs.
Investoren waren über die quer durch die Bank schwachen Zahlen schockiert. Vorstandschef Laxman Narasimhan hat zudem den Ausblick kräftig gestutzt.
Im per März beendeten 2. Quartal des Fiskaljahres 2023/24 ist der Umsatz um 1,8 Prozent auf 8,56 Milliarden Dollar gesunken, währungsbereinigt ging der Erlös um 0,6 Prozent zurück.
Bereinigt um die Eröffnung neuer Läden stand ein Umsatzrückgang um 4 Prozent zu Buche, wobei die Zahl der Transaktionen, sprich der Käufe, um 6 Prozent gesunken ist und das durch einen Anstieg der durchschnittlichen Kundenrechnung um lediglich 2 Prozent nur teilweise kompensiert werden konnte.
In Nordamerika sowie den USA war der flächenbereinigte Umsatz um jeweils 3 Prozent gesunken, in China stand sogar ein Minus von 11 Prozent zu Buche. In den USA bekommen viele Amerikaner die anhaltend hohe Inflation zu spüren, während gleichzeitig viele hochverschuldete Verbraucher durch die kräftigen Zinssteigerungen unter Druck kommen.
Daher halten sich die Konsumenten mit dem Kauf von hochpreisigem Kaffee außer Haus zurück und trinken stattdessen mehr Kaffee zuhause. Das bekommt Starbucks erheblich zu spüren, setzt der Konzern doch vor allem auf Premiumkaffee. Laut den Angaben des Managements hätte zudem das schlechte Wetter das Wachstum um 3 Prozentpunkte belastet.
In China war die Konjunkturerholung schwächer als erwartet. Zudem ist der Konkurrenzdruck durch Anbieter von preiswertem Kaffee hoch.
Dabei ist auf Konzernebene der bereinigte operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 11,7 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar gesunken. Damit hat sich die Marge deutlich verschlechtert von 14,3 auf 12,8 Prozent.
Der Konzern ist stark abhängig vom Geschäft in Nordamerika, steuerte es doch im 2. Geschäftsquartal mit einem Umsatz von 6,38 Milliarden Dollar 74,5 Prozent der Konzernerlöse bei.
Das Unternehmen hat im abgelaufenen Quartal netto 364 neue Läden eröffnet, wodurch die Gesamtzahl auf 38.951 gestiegen ist. 52 Prozent davon betreibt die Firma selbst, der Rest wird von Franchise-Nehmern betrieben.
Zum Quartalsende gab es damit 16.600 Filialen in den USA, sowie unter anderem 7.093 in China. Allerdings steht einem stabilen Umsatz von 5,96 Milliarden Dollar in den USA ein Erlösrückgang um 8 Prozent auf 705,8 Millionen Dollar in China gegenüber. Umso wichtiger ist die Konjunkturentwicklung auf dem Heimatmarkt USA für Starbucks.
Prognose gesenkt
Bei der Zahlenvorlage zeigte sich der Vorstandschef sehr unzufrieden mit den Ergebnissen. Da zudem auf die Schnelle keine deutliche Besserung in Sicht sei, haben er und Finanzchefin Rachel Ruggeri die Prognose für das Fiskaljahr 2023/24 kräftig gesenkt.
Demnach soll der Konzernumsatz lediglich im unteren einstelligen Prozentbereich steigen, statt der ursprünglich geplanten 7 bis 10 Prozent.
Zudem soll der flächenbereinigte Umsatz weltweit sowie in den USA jeweils im unteren einstelligen Prozentbereich sinken oder bestenfalls stagnieren. Zuvor hatte das Management ein Wachstum von 4 bis 6 Prozent in Aussicht gestellt.
Außerdem soll die operative Marge ungefähr stabil sein, anstatt „progressiv“ zu steigen. Und damit soll der bereinigte Gewinn je Aktie stagnieren, oder im unteren einstelligen Prozentbereich steigen, gegenüber der vorherigen Spanne eines Wachstums von 15 bis 20 Prozent.
Viele Wachstumsmöglichkeiten
Umso mehr versuchte Vorstandschef Narasimhan auf der Analystenkonferenz aufzuzeigen, was das Management tue, um das Wachstum anzukurbeln.
Erstens geht es dabei um die verschiedenen Öffnungszeiten. Demnach soll das Geschäft am Vormittag angekurbelt werden, steuert es doch rund die Hälfte der Umsatzerlöse von Starbucks bei. Für viele Kunden seien die zu langen Wartezeiten ein Problem, zudem seien etliche Produkte nicht immer verfügbar.
Große Wachstumsmöglichkeiten sieht der Firmenlenker auch für das Abends- bzw. Nachtgeschäft, also jenes von 17 Uhr abends bis 5 Uhr morgens, wenn üblicherweise viele Starbucks-Läden geschlossen seien. Tests hätten ergeben, dass sich der Tagesumsatz bei einer Öffnung zu diesen Zeiten verdoppelt habe.
Außerdem hätte Starbucks noch eine Menge Wachstumsmöglichkeiten am Wochenende, wobei vor allem Gelegenheitskunden in die Filialen gelockt werden sollen.
Zweitens soll das Geschäft durch die Einführung zahlreicher neuer Produkte angekurbelt werden.
Und drittens sollen Gelegenheitskunden mit preiswerteren Produkten angelockt werden, um sie dazu zu animieren, Starbucks Rewards-Kunden zu werden. Teilnehmer des Treueprogramms kaufen üblicherweise viel häufiger bei der Kaffeehauskette ein als andere Kunden. Beispielsweise soll die Zahl der Starbucks Rewards-Kunden in den USA von zuletzt knapp 33 Millionen innerhalb von 5 Jahren verdoppelt werden.
Auf der Analystenkonferenz machte Narasimhan allerdings deutlich, dass es Zeit brauchen werde, bis all diese Maßnahmen konzernweit durchschlagen würden.
In der Zwischenzeit will sich der Konzern gerade auch auf das Kostensenkungsprogramm fokussieren, das innerhalb von 3 Jahren Einsparungen von 3 Milliarden Dollar bringen soll.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Laut den Schätzungen der Analysten soll der Umsatz im per Oktober endenden Fiskaljahr 2023/24 um 2,8 Prozent auf knapp 37 Milliarden Dollar steigen. 2024/25 soll es um 8,6 Prozent auf knapp 40,2 Milliarden Dollar nach oben gehen.
Gleichzeitig soll das Ebit im laufenden Fiskaljahr bei 5,8 Milliarden Dollar stagnieren, womit die Marge von 16,1 auf 15,7 Prozent zurückgehen würde. 2024/25 soll das Ebit dann um 14 Prozent auf etwas mehr als 6,6 Milliarden Dollar steigen, womit sich die Marge auf 16,5 Prozent verbessern würde.
Der Börsenwert liegt bei 82,1 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 12,8 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 94,9 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 14,3-Fachen des von Analysten für 2024/25 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist eine ziemlich hohe Bewertung, zumal der Konzern kurzfristig vor erheblichen Herausforderungen steht, die Umsatzentwicklung erst einmal schwach bleiben und die operative Marge im laufenden Jahr sinken dürfte.
Zudem gehe ich davon aus, dass viele US-Konjunkturdaten in den nächsten Wochen und Monaten deutlich schlechter werden könnten, darauf deuten beispielsweise die Einkaufsmanagerindizes vom Institute for Supply Management (ISM) für die Industrie und den Dienstleistungssektor hin. Denn viele Verbraucher bekommen die anhaltend hohe Inflation zu spüren, während gleichzeitig die stark gestiegenen Zinsen viele Verbraucher und Unternehmen unter Druck bringen.
Eine weitere deutliche Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den USA dürfte auch das Geschäft von Starbucks weiterhin dämpfen. In dem Szenario sollte daher die Talfahrt der Starbucks-Aktie meiner Meinung nach erst einmal weitergehen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Starbucks (884437) neben Zertifikaten, Mini Futures und Unlimited Turbos auch Optionsscheine und Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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