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Target – Breite Spanne beim Ausblick spiegelt große Unsicherheit über US-Konsum wider
Nach einem guten Start in das neue Geschäftsjahr hat der US-Einzelhändler Target zuletzt eine deutliche Abschwächung der Nachfrage zu spüren bekommen. Das Unternehmen leidet zudem unter einem weiteren erheblichen Problem.
Im US-Einzelhandel herrschen schwierige Zeiten: Nachdem viele Amerikaner während der Pandemie aufgrund der Stimulusschecks der Regierung kräftig eingekauft hatten, belasten nun die hohe Inflation und die stark gestiegenen Zinsen viele Verbraucher erheblich, weshalb sie sich beim Konsum zurückhalten.
Das bekommt auch eines der größten Unternehmen der Branche, Target, zu spüren. Im per April beendeten ersten Quartal des Fiskaljahres 2023/24 betrieb die Firma 1.954 Filialen in den USA.
Dabei stieg der Umsatz in dem Geschäftsquartal um lediglich 0,6 Prozent auf 25,3 Mrd. Dollar. Bereinigt um die Eröffnung neuer Läden stagnierten die Erlöse. Während die Konsumenten mehr Geld für Nahrungsmittel, Getränke und Kosmetik ausgaben, gingen die Einnahmen bei Kleidung, Elektronik, Spielsachen und Sportartikeln zurück.
Trotz Preiserhöhungen bzw. geringerer Preisnachlässe beim Ausverkauf sowie niedrigerer Frachtkosten sank allerdings der operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), um 1,4 Prozent auf 1,3 Mrd. Dollar. Grund waren höhere Kosten für Verwaltung und Vertrieb. Damit gab die Marge leicht nach von 5,3 auf 5,2 Prozent. Zudem fiel der bereinigte Gewinn je Aktie um 6,2 Prozent auf 2,05 Dollar.
Obwohl die Profitabilität besser war als das Team um Vorstandschef Brian Cornell erwartet hatte, beklagte er im Quartalsbericht, der am 17. Mai veröffentlicht wurde, eine Entwicklung, die Target ebenso wie die gesamte Branche zusehends zu schaffen macht: das Thema „Schwund.“
Cornell sprach offen von „Diebstahl und organisierter Kriminalität im Einzelhandel.“ Daher werde der „Schwund“ im laufenden Fiskaljahr den Gewinn um zusätzlich 500 Mio. Dollar im Vergleich zum Vorjahr belasten. Das ist eine Menge Holz.
Deutliche Abschwächung beim Umsatz
Zudem wies Cornell im Quartalsbericht auf die nachlassende Geschäftsdynamik hin und dass für das Wachstum des Konzerns zuständige Vorstandsmitglied Christina Hennington stieß auf der Analystenkonferenz ins gleiche Horn. Der Umsatz sei im Februar am stärksten gewesen, habe dann im März begonnen sich abzuschwächen und habe gegen Ende April nochmal nachgelassen.
Daher prognostizierte Cornell, dass der bereinigte Umsatz im zweiten Quartal im unteren einstelligen Prozentbereich sinken werden. Zudem werde der bereinigte Gewinn je Aktie lediglich 1,30 bis 1,70 Dollar erreichen, was weit unter den damaligen Schätzungen der Analysten von 1,90 Dollar lag. Inzwischen haben die Finanzprofis ihre Erwartungen auf nurmehr 1,59 Dollar gestutzt.
Dennoch bestätigte Cornell den vorherigen Ausblick für das Fiskaljahr. Demnach soll sich der bereinigte Umsatz in einer „breiten Spanne“ entwickeln, zwischen einem Rückgang im unteren einstelligen Prozentbereich bis zu einem Wachstum im unteren einstelligen Prozentbereich.
Allerdings soll der operative Gewinn um mehr als eine Mrd. Dollar steigen. Zudem werde der bereinigte Gewinn je Aktie 7,75 bis 8,75 Dollar erreichen.
Wie sehen die Schätzungen der Analysten aus? Sie sagen für das laufende Fiskaljahr einen Umsatzanstieg nach US-GAAP – also nicht einen bereinigten Umsatzanstieg - um 1,3 Prozent auf 110,6 Mrd. Dollar vorher.
Das Ebit soll um 40 Prozent auf 5,4 Mrd. Dollar zulegen. Der starke Anstieg ist allerdings auf Sondereffekte im zweiten Quartal 2022/23 zurückzuführen, als aufgrund starker Preisnachlässe zum Abbau der hohen Vorräte, sowie höheren Fracht- und Transportkosten das Ebit mit lediglich 231 Mio. Dollar um herbe 2,1 Mrd. Dollar gegenüber dem Vorjahreswert eingebrochen war.
Damit die Aktie nach der Talfahrt der vergangenen Monate nachhaltig nach oben dreht, müssen die Sorgen der Investoren vor einer möglichen US-Rezession nachlassen. Nur in einem derartigen Umfeld, sowie weiter sinkender Inflationsraten und sinkender Zinsen würden sich die Aussichten für Target aufhellen. Hingegen dürfte das Thema „Schwund“ das Unternehmen noch eine ganze Weile beschäftigen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Target (856243) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Call Optionsscheine, Faktor Optionsscheine und Discount Zertifikate an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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