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Toll Brothers – Talfahrt bei US-Hypothekenzinsen treibt Aktie in die Stratosphäre
Die US-Hausbaufirma erfreut sich guter Geschäfte. Vorstandschef Douglas C. Yearley hat die Prognose angehoben.
Das Umfeld für viele US-Hausbaufirmen könnte besser kaum sein. Weil viele Hausbesitzer beim Kauf einer neuen Immobilie deutlich höhere Hypothekenzinsen zahlen müssten als bei ihrem alten Haus, sind die Verkäufe bestehender Häuser in die Nähe des 30-Jahres-Tiefs eingebrochen. Das stützt die Nachfrage nach neuen Immobilien deutlich, weshalb deren Absatz in die Nähe des höchsten Niveaus seit Frühjahr 2022 gestiegen ist.
Dieses hervorragende Umfeld kommt Toll Brothers zugute. Der Konzern hat sich auf den Bau von Luxushäusern spezialisiert und ist in diesem Segment Branchenprimus.
Zusätzlichen Rückenwind bekommt das Unternehmen durch die deutliche Talfahrt bei den US-Hypothekenzinsen in den vergangenen Monaten. Die Zinsen für 30-jährige Hypotheken mit Festzins, die noch Anfang Mai bei 7,2 Prozent lagen, sind inzwischen auf 6,35 Prozent gesunken und nähern sich damit zügig den 2-Jahres-Tiefs.
Gute Ergebnisse
Der Umsatz von Toll Brothers ist im per Juli beendeten dritten Quartal des Fiskaljahrs 2023/24 um 1,5 Prozent auf 2,73 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag leicht über den Schätzungen der Analysten von 2,71 Milliarden Dollar. Dabei stammten fast die gesamten Erlöse aus dem Verkauf von Häusern, lediglich 3,5 Millionen Dollar entfielen auf den Verkauf von Grundstücken.
Dabei ist die Zahl der „ausgelieferten“ Häuser um 11 Prozent auf 2.815 geklettert. Hingegen ist der Durchschnittspreis um 8,6 Prozent auf 968.200 Dollar gesunken.
Offenbar können sich viele wohlhabende Amerikaner den Kauf einer Immobilie weiterhin problemlos leisten, während er für viele Amerikaner aus der Mittelschicht inzwischen praktisch unerschwinglich geworden ist.
Die bereinigte Bruttomarge bei den Häuserverkäufen ist zwar leicht gesunken von 29,3 auf 28,8 Prozent. Das lag allerdings um 1,1 Prozentpunkten über der Prognose von Vorstandschef Douglas C. Yearley.
Beim Auftragseingang sah es ebenfalls gut aus. So ist die Zahl der Kaufverträge für neue Häuser um 11 Prozent auf 2.490 gestiegen, deren Wert legte ebenfalls um 11 Prozent auf 2,41 Milliarden Dollar zu.
Der Gewinn je Aktie sank zwar um 3,5 Prozent auf 3,60 Dollar, damit sind allerdings die Analystenschätzungen von 3,31 Dollar bei Weitem übertroffen worden.
Prognose angehoben
Bei der Zahlenvorlage am 20. August zeigte sich Yearley mit den Ergebnissen sehr zufrieden und gab sich überzeugt, dass die gute Geschäftsentwicklung über das Fiskaljahr 2023/24 hinaus in das neue Jahr 2024/25 anhalten werde. Gründe seien neben dem Nachfrageüberhang auch die sinkenden Zinsen.
Zudem schraubte der Firmenlenker die Prognose für das Gesamtjahr nach oben. Demnach soll 2023/24 die Zahl der „ausgelieferten“ Häuser 10.650 bis 10.750 erreichen. Die Mitte der Spanne bedeutet eine Erhöhung um 100 gegenüber der vorherigen Prognose.
Außerdem soll der Umsatz aus den Hausverkäufen 10,4 bis 10,5 Milliarden Dollar erreichen. Die Mitte der Spanne bedeutet dabei eine Anhebung um 200 Millionen Dollar gegenüber dem vorherigen Ausblick.
Der Ausblick für die bereinigte Bruttomarge wurde von 28,0 auf 28,3 Prozent nach oben geschraubt.
Und die Prognose für den Gewinn je Aktie erhöhte Yearley auf 14,50 bis 14,75 Dollar, gegenüber den zuvor avisierten 14,00 Dollar.
Der Konzern stockte zudem das Aktienrückkaufprogramm von 500 Millionen auf 600 Millionen Dollar auf.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten prognostizieren für das im Oktober endende Fiskaljahr 2023/24 einen Umsatzanstieg um 6,7 Prozent auf 10,66 Milliarden Dollar. Allerdings soll sich das Wachstum 2024/25 auf 3,7 Prozent abschwächen, womit Erlöse von 11,06 Milliarden Dollar zu Buche stehen sollen.
Zudem soll der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Fiskaljahr 2023/24 um 11,1 Prozent auf 1,97 Milliarden Dollar zulegen. Hingegen sagen die Finanzprofis für 2024/25 einen moderaten Rückgang auf 1,92 Milliarden Dollar vorher.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Die gute Geschäftsentwicklung, die aktuelle Talfahrt bei den US-Hypothekenzinsen sowie gerade die Aussicht auf deren weiteren Rückgang in den nächsten Monaten aufgrund des erwarteten Starts des Zinssenkungszyklus der Fed haben die Aktie auf Rekordhochs getrieben. Seit Jahresanfang ist sie um 40 Prozent nach oben geschossen – und das sollte noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Damit liegt der Börsenwert bei 14,8 Milliarden Dollar. Inklusive der relativ niedrigen Nettoschulden von lediglich 1,8 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value bei 16,6 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 8,7-Fachen des von Analysten für 2024/25 vorhergesagten Ebit. Meiner Meinung nach ist das eigentlich eine ausreichende Bewertung für ein Unternehmen mit einem üblicherweise stark zyklischen Geschäft wie jenem von Toll Brothers.
Allerdings ist das Branchenumfeld diesmal viel besser als sonst und eine Verschlechterung ist meiner Meinung nach zumindest kurzfristig nicht in Sicht.
Wenn die Fed trotz rekordhoher Immobilienpreise den Leitzins tatsächlich senken sollte, wovon ich ausgehe, und sich damit die Talfahrt bei den Hypothekenzinsen beschleunigt, sollten die Häuserpreise auf immer neue Rekordhochs klettern.
Das sollte Toll Brothers noch mehr Cash in die Taschen spülen, zumal sich – wie oben geschrieben – viele reiche Amerikaner den Immobilienkauf weiterhin leisten können sollten und die astronomisch hohen Immobilienpreise den Absatz kaum dämpfen dürften.
Vor diesem Hintergrund gehe ich davon aus, dass die Rekordfahrt der Aktie von Toll Brothers ebenso weitergehen sollte wie die Hausse bei den Papieren vieler anderer US-Hausbaufirmen wie PulteGroup und D.R. Horton.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Toll Brothers (871450) Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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