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United Parcel Service – Schwache Weltwirtschaft sorgt für erneute Gewinnwarnung
Der US-Paketdienst hat im dritten Quartal einen kräftigen Umsatz- und Gewinneinbruch verbucht. Vorstandschefin Carol Tomé hat einmal mehr die Prognose gesenkt.
Eine Schlagzeile zu Amazon hat Ende November 2023 für Aufsehen gesorgt. Nach einem Bericht des Wall Street Journal habe Amazon im Jahr 2022 mehr Pakete in den USA an Kunden ausgeliefert als United Parcel Service und sei damit zur Nummer eins aufgestiegen, nachdem Amazon bereits 2020 an FedEx vorbeigezogen sei.
Trotz dieser Nachricht hat sich die Aktie von United Parcel Service (UPS) seitdem im Zuge der Jahresendrally am Gesamtmarkt gegenüber dem kurz zuvor erreichten Drei-Jahres-Tief bei dem UPS-Papier weiter erholt. Dabei bekommt das Geschäft des US-Paketdienstes schon seit etlichen Quartalen erhebliche Herausforderungen zu spüren – und sie dürften kaum schnell nachlassen.
So war im dritten Quartal der Umsatz um 12,8 Prozent auf 21,06 Milliarden Dollar gesunken. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Analysten von 21,4 Milliarden Dollar. Dabei litt der Konzern laut eigenen Angaben unter der hohen Inflation, den stark gestiegenen Zinsen, sowie der schwachen Konjunktur in den USA, Asien und Europa.
Herber Einbruch im US-Geschäft…
Größter Umsatzlieferant ist das Paketgeschäft in den USA, wo der Umsatz um 11,1 Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar gesunken ist. Damit steuert es 65 Prozent der Konzernerlöse bei.
Dabei war das täglich transportierte Volumen in der Region um 2,25 Millionen Pakete pro Tag auf 17,3 Millionen Pakete pro Tag gesunken. Die größten Rückgänge wurden dabei in den Bereichen Einzelhandel und Technologie verbucht. Gleichzeitig hatten Kunden teilweise statt Luft- Straßentransport geordert, was die Profitabilität zusätzlich belastet hat.
Der bereinigte operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), kollabierte daher im dritten Quartal um 60,6 Prozent auf 665 Millionen Dollar.
Neben der laut UPS schwachen US-Konjunktur schlugen auch die Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Teamsters auf das US-Geschäft durch, weil viele Kunden aus Sorgen vor einem möglichen Streik ihre Pakete statt von UPS von anderen Lieferdiensten haben transportieren lassen.
Laut den Schätzungen von Vorstandschefin Carol Tomé hat sich dadurch das Paketvolumen um 1,5 Millionen Pakete pro Tag verringert, statt der erwarteten 1,2 Millionen. Seitdem der Tarifvertrag mit Teamsters Anfang September unterzeichnet worden sei, würden Kunden allerdings Paketvolumen zurück zu UPS verlagern.
Dabei seien 0,6 Mio. Pakete pro Tag inzwischen zu UPS zurückgekehrt. Laut Tomé will sich das Unternehmen die restliche Menge bis zum Jahresende wieder zurückholen.
Laut den Berechnungen der Gewerkschaft wird der neue Fünf-Jahres-Vertrag, der 2028 endet, bei UPS zusätzliche Kosten von bis zu 30 Milliarden Dollar verursachen. Fast die Hälfte der anfallenden Kosten für Löhne und Zuwendungen soll allerdings bereits in diesem Jahr verbucht werden, was die Profitabilität kurzfristig stark belastet.
… und ebenso in den anderen Sparten
Der Erlös im Bereich „Internationale Pakete“ ist im dritten Quartal ebenfalls um 11,1 Prozent zurückgegangen auf 4,3 Milliarden Dollar. Der bereinigte operative Gewinn brach um ein Drittel auf 675 Millionen Dollar ein. Dabei war das Geschäft gerade in Asien und Europa schwach gewesen, während das Exportvolumen aus China in die USA eingebrochen war.
Der dritte Bereich, „Supply Chain Solutions“, verbuchte einen doppelt so starken Umsatzrückgang wie die anderen Sparten auf 3,1 Milliarden Dollar. Der bereinigte operative Gewinn knickt um 40 Prozent auf 275 Millionen Dollar ein. Die Sparte bietet Lieferkettenlösungen für Luft-, Seefracht und den Straßentransport an und hat den Einbruch der Frachtraten gerade bei Luft- und Seefracht massiv zu spüren bekommen.
Damit brach der bereinigte operative Gewinn auf Konzernebene um knapp 50 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar ein und somit die Marge von 13,0 Prozent auf nurmehr 7,7 Prozent. Dabei schlugen auch deutlich höhere Kosten für Löhne und Sprit durch.
„Wir hatten erwartet, dass das Umfeld im dritten Quartal herausfordernd sein würde und das war es auch“, sagte Tomé.
Dritte Gewinnwarnung in Folge
Aufgrund der anhaltend schwachen Geschäftsentwicklung gab Vorstandschefin Carol Tomé erneut eine Gewinnwarnung ab, die dritte in diesem Jahr nach April und August. Demnach soll der Umsatz im Gesamtjahr lediglich 91,3 bis 92,3 Milliarden Dollar erreichen, statt der zuvor geplanten rund 93,0 Milliarden Dollar.
Die Nachfrage in den USA sei schwach, selbst bei Kunden, die ihr Paketvolumen nicht zur Konkurrenz verlagert hätten. Gleichzeitig nehme der Gegenwind für die Konsumenten zu. Und im internationalen Geschäft seien gerade die zwei größten Märkte in Europa, Deutschland und Großbritannien, schwach.
Analysten waren damals von 92,8 Milliarden Dollar ausgegangen, haben die Vorhersage inzwischen aber auf 91,64 Milliarden Dollar eingedampft. Das bedeutet einen Rückgang um 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Den Ausblick für die bereinigte operative Marge senkte Tomé von rund 11,8 Prozent auf 10,8 bis 11,3 Prozent.
Hingegen bestätigte die Vorstandschefin die Investitionsprognose von rund 5,3 Milliarden Dollar.
Laut Medienberichten reagieren UPS und die Wettbewerber auf das deutlich schrumpfende Paketvolumen in den USA und versuchen mit Preisnachlässen gegenüber Firmenkunden, Marktanteile zu verteidigen und neue hinzuzugewinnen. Sollte das anhalten, würde das weiter auf die Profitabilität in dem Sektor drücken.
Etliche Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung
Um das Geschäft anzukurbeln und die Profitabilität zu verbessern, fokussiert sich UPS verstärkt auf den Gesundheitssektor, sowie auf kleinere und mittlere Unternehmen, wo man üblicherweise höhere Preise erzielen kann, wie Tomé auf der Analystenkonferenz betonte.
UPS hatte im September angekündigt, den Lieferdienst für Gesundheitsprodukte MNX Global Logistics zu übernehmen und den Deal Anfang November abgeschlossen. MNX ist ein Spezialist für zeitkritische und temperaturabhängige Transporte.
Zudem hat UPS eine generelle Preiserhöhung um 5,9 Prozent für 2024 angekündigt.
Um die Kosten zu senken, setzt der Konzern zudem verstärkt auf Automatisierung und dabei gerade auf Roboter, die das Ausladen der Lkws selbständig durchführen. Zudem hat der Lieferdienst den Abbau von 2.500 Management-Jobs angekündigt.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für 2024 einen Umsatzanstieg um 4,7 Prozent auf knapp 96 Milliarden Dollar. Dabei soll das Ebit um 10 Prozent auf knapp 10,9 Milliarden Dollar zulegen.
Der Börsenwert von UPS liegt bei 133,2 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 13,8 Milliarden Dollar beläuft sich der Enterprise Value (EV) damit auf 147 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 13,5-Fachen des erwarteten 2024er-Ebit. Für ein derartig zyklisches Unternehmen wie UPS halte ich das für eine sehr hohe Bewertung. Da ist meiner Meinung nach das Risiko, dass die US-Wirtschaft 2024 in eine Rezession abrutschen könnte, und die Weltwirtschaft möglicherweise sehr schwach sein könnte, wovon ich jeweils ausgehe, keineswegs eingepreist.
Im Zuge der Jahresendrally am Gesamtmarkt dürfte die Erholung der UPS-Aktie dennoch erst einmal weitergehen. Sollte die möglicherweise darauf folgende Jahresauftaktrally 2024 allerdings Mitte bzw. Ende Januar am Gesamtmarkt auslaufen, gerade weil die US-Konjunkturdaten zusehends schlechter werden und damit Rezessionssorgen schüren dürften, sollte das UPS-Papier meiner Meinung nach wieder nach unten drehen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von United Parcel Service (929198) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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