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Vertiv – KI-Hype treibt Aktie in die Stratosphäre

Der US-Anbieter von Infrastruktur für Rechenzentren erfreut sich guter Geschäfte. Nach einem kurzen Kursrutsch aufgrund des gemischten Ausblicks ist das Papier schnell wieder auf Rekordfahrt gegangen.
Eine noch stärkere Rally als die Aktie von Nvidia hat jene von Vertiv gegenüber dem Stand von vor 6 Monaten verbucht. Investoren setzen darauf, dass das Unternehmen künftig vom KI-Hype profitieren wird, wenngleich die Wachstumsraten beim Umsatz zuletzt weit hinter jenen von Nvidia zurückgeblieben sind und auch erst einmal keine große Beschleunigung erwartet wird, ganz im Gegenteil. Vertiv arbeitet mit Nvidia bei einem Projekt zur Entwicklung moderner Kühlsysteme zusammen.
Vertiv produziert Systeme zur Stromversorgung, sowie zum Thermal- und Infrastruktur-Management von Rechenzentren. „Wir bieten problemkonfigurierte Technologien für kritische Infrastrukturen, intelligente Hard- und Softwarelösungen mit kurzfristiger Einsetzbarkeit“, schreibt das Unternehmen auf seiner Homepage.
Zu den Produkten gehören beispielsweise unterbrechungsfreie Stromversorgungen, sowie Produkte zur Gehäusekühlung, sowie Raum-, Reihen und Rack-Kühlung, welche zur Klimaregelung und Überwachung, sowie Kontrollrauminfrastruktur, mobile Geräteträger, Schränke und Einhausungen, sowie Gehäuse für den Außenbereich.
Gemischte Quartalszahlen…
Im vierten Quartal 2023 ist der Umsatz von Vertiv um 13 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar gestiegen. Organisch, also währungsbereinigt, lag das Plus bei 12 Prozent.
Der Erlös lag leicht unter den Schätzungen der Analysten von 1,88 Milliarden Dollar, womit die Umsatzerwartungen das zweite Quartal in Folge verfehlt worden sind. Ursachen waren diesmal das schwache Geschäft in China, sowie einige Projektverschiebungen in der Region Europa, Naher Osten und Afrika.
Der Auftragseingang des Konzerns legte währungsbereinigt um 23 Prozent zu, wovon 18 Prozentpunkte auf den Absatzanstieg und 5 Prozentpunkte auf Preiserhöhungen zurückzuführen waren. Damit lag das Book-to-Bill-Ratio, also das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz, bei stattlichen 1,3. Werte über 1 deuten auf künftiges Umsatzwachstum hin.
Zudem kletterte der Auftragsbestand zum Jahresende auf den Rekord von 5,5 Milliarden Dollar.
Der bereinigte operative Gewinn gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) schoss im vierten Quartal um 57 Prozent auf 330,4 Millionen Dollar nach oben, womit die Marge von 12,7 Prozent auf 17,7 Prozent nach oben geschossen ist.
Vom bereinigten operativen Gewinn entfielen 274,4 Millionen Dollar auf die Region Americas, gefolgt von 117,6 Millionen Dollar für die Region Europa, Naher Osten und Afrika, sowie 72,7 Millionen Dollar für Asien-Pazifik. Abzüglich der Kosten auf Konzernebene standen die obigen 330,4 Millionen Dollar zu Buche.
Der bereinigte Gewinn je Aktie verdoppelte sich auf 0,56 Dollar und lag damit deutlich über den Schätzungen von 0,53 Dollar.
Verhaltener Jahresauftakt…
Bei der Zahlenvorlage am 21. Februar gab sich Vorstandschef Giordano Albertazzi mit den Ergebnissen zufrieden, zumal der Bedarf an KI-Lösungen in Rechenzentren das Geschäft von Vertiv ankurbele. Außerdem habe der Konzern im Dezember die Firma CoolTera übernommen und will dabei von der stark steigenden Nachfrage nach Flüssigkühlung bei High-Density-Computing-Applikationen aufgrund von KI profitieren. Die Produktionskapazitäten für Lösungen zur Flüssigkühlung sollen bis zum Jahresende massiv aufgestockt werden.
Allerdings gab Albertazzi eine gemischte Prognose ab, woraufhin die Aktie kurz eingebrochen war, anschließend aber schnell wieder auf Rekordfahrt gegangen ist.
So lag der Ausblick für das erste Quartal unter den Schätzungen der Analysten, jener für das Gesamtjahr traf allerdings weitgehend die Erwartungen.
Demnach soll der Umsatz im ersten Quartal organisch um lediglich 3,5 bis 6,5 Prozent auf 1,575 bis 1,625 Milliarden Dollar zulegen. Die Mitte der Spanne (1,6 Milliarden Dollar) lag etwas unter den Erwartungen von 1,62 Milliarden Dollar.
Zudem soll der bereinigte operative Gewinn 200 bis 220 Millionen Dollar erreichen, und damit eine Marge von 12,9 bis 13,3 Prozent, gegenüber 12,7 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Albertazzi peilt außerdem einen bereinigten Gewinn je Aktie von lediglich 0,32 bis 0,36 an. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Finanzprofis von 0,37 Dollar.
… aber Jahresprognose weitgehend im Rahmen der Erwartungen
Hingegen konnte sich die Prognose fürs Gesamtjahr einigermaßen sehen lassen. Der Umsatz soll organisch um 9 bis 11 Prozent auf 7,515 bis 7,655 Milliarden Dollar zulegen. Die Mitte der Spanne (7,585 Milliarden Dollar) lag etwas über den Erwartungen von 7,55 Milliarden Dollar. Allerdings würde sich das Erlöswachstum gegenüber den 2023 erzielten 20,6 Prozent ungefähr halbieren.
Auf dem Investorentag im November 2023 hatte der Konzern ein langfristiges Erlöswachstum von durchschnittlich 8 bis 11 Prozent pro Jahr in Aussicht gestellt.
Außerdem soll 2024 der bereinigte operative Gewinn auf 1,275 bis 1,325 Milliarden Dollar zulegen, und damit eine Marge von 16,9 bis 17,3 Prozent erreichen (2023: 15,3 Prozent). Die Mitte der Spanne (1,3 Milliarden Dollar) entspricht zwar einem Zuwachs von 23 Prozent, verfehlt allerdings die Erwartungen von 1,33 Milliarden Dollar etwas.
Allerdings liegt die Margenprognose für 2024 über dem mittelfristigen Ziel von 16 Prozent, langfristig sollen es sogar mehr als 20 Prozent sein.
Zudem soll der bereinigte Gewinn je Aktie 2024 kräftig steigen auf 2,20 bis 2,26 Dollar, womit die Erwartungen von 2,24 Dollar knapp erreicht worden sind.
Um das Wachstum zu ermöglichen, sind Investitionen von 175 bis 200 Millionen Dollar geplant, nach 127,9 Millionen Dollar für 2023.
Obwohl die Investitionen stark steigen sollen, will der Firmenlenker im laufenden Jahr einen bereinigten Free Cashflow von 800 bis 850 Millionen Dollar erwirtschaften, nachdem er 2023 auf 778,3 Millionen Dollar nach oben geschossen war.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Der Börsenwert von Vertiv liegt bei 26,5 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 2,16 Milliarden Dollar liegt damit der Enterprise Value (EV) bei 28,66 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 21,6-Fachen des von Analysten für 2024 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist eine sehr hohe Bewertung für ein Unternehmen, dessen Umsatzwachstum in diesem Jahr lediglich rund 10 Prozent erreichen soll. Da hilft es auch nicht viel, dass die bereinigte operative Marge laut den Schätzungen der Finanzprofis 17,4 Prozent erreichen soll.
Die weitere Kursentwicklung der Aktie ist meiner Meinung nach klar davon abhängig, ob der KI-Hype weitergeht. Bisher deutet nichts auf ein baldiges Ende hin, weshalb die Rekordfahrt der Vertiv-Aktie trotz der sehr hohen Bewertung erst einmal weitergehen dürfte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Vertiv Holdings (A2PZ5A) Mini Futures an.
Egmond Haidt
Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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