Vorerst keine neue Finanzkrise

28.04.2023 · von Olaf Hordenbach

Die Zinswende hat an den Bondmärkten für komplett neue Bedingungen gesorgt. Bei vielen Banken führte dies zu Problemen. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank könnte Auswirkungen auf die künftige Geldpolitik der Notenbanken haben.

Im März gingen gewaltige Schockwellen durch unser Finanzsystem. Innerhalb weniger Tage gerieten mit der Signature Bank und der Silicon Valley Bank zwei regionale US-Banken in Schieflage. Die Probleme waren so gravierend, dass beide Banken sogar von der US-Einlagensicherungsbehörde FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) unter staatliche Kontrolle genommen werden mussten. In Europa geriet zeitnah die Schweizer Großbank Credit Suisse ins Taumeln und musste von der UBS per „Notübernahme“ gerettet werden. 

Vieles erinnerte an die Finanzkrise von 2008, die mit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers ihren Höhepunkt hatte. Doch die aktuelle Krise wurde nicht von einem überhitzten Immobilienmarkt ausgelöst, sondern war die Folge der zahlreichen Zinserhöhungen der vergangenen Monate.

Folgen der Zinserhöhungen. 2022 leitete die US-Notenbank den schnellsten Zinserhöhungszyklus seit den 1980er-Jahren ein und erhöhte die Zinsen innerhalb von etwas mehr als einem Jahr von nahe null Prozent auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Nicht ohne Folgen. Mit den starken Zinserhöhungen stiegen die Renditen an den US-Anleihemärkten ebenfalls kräftig – die Anleihekurse stürzten dementsprechend ab. Die Silicon Valley Bank (SVB) hatte sich auf die Finanzierung von Tech-Start-ups spezialisiert, die in den vergangenen Jahren enorm vom Tech-Boom profitiert hatten. Die SVB, mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 200 Milliarden US-Dollar vor dem Kollaps immerhin die 16.-größte Bank in den Vereinigten Staaten, hatte die Gelder der Kunden zum Teil in langjährigen US-Staatsanleihen angelegt. Diese Anleihen galten gerade in der Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre als sichere Möglichkeit, als Finanzinstitut sein Geld „zu parken“.

Mit den kräftigen Zinserhöhungen sind die Anleihekurse nun jedoch kräftig gefallen, womit die Anleihen in den Bankbilanzen relativ an Wert verloren haben. Für ein Finanzinstitut ist das ein Problem, denn sein Vermögen verliert an Wert, und Investoren verlieren das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Bank. Das Problem kann von den meisten Instituten jedoch gehändelt werden, solange sie ihre Anleihen nicht verkaufen müssen. Denn halten die Banken die Anleihen bis zum Ende der Laufzeit, erhalten sie ihr eingesetztes Kapital komplett zurück. Problematisch wird es jedoch, wenn die Kunden ihre Gelder abziehen und die Banken Anleihen verkaufen müssen, um die Kunden zu bedienen. Bei der Silicon Valley Bank war dies der Fall. Aufgrund der Konjunkturabkühlung zogen zahlreiche Kunden nach und nach Kapital ab. Die SVB musste Anleihen verkaufen und realisierte somit enorme Anleiheverluste. Als bekannt wurde, dass die SVB Probleme hat, und eine Notkapitalerhöhung über 2,3 Milliarden Dollar scheiterte, zogen weitere Kunden ihre Gelder ab. Allein an einem Tag zogen SVB-Kunden 42 Milliarden Dollar ab und stürzten die Bank somit in die Insol venz, denn am Ende des Tages fehlten der Bank Barmittel in Höhe von etwa 958 Millionen Dollar in der Kasse.

 

Anleihenmonitor_Chart.jpg

 

US-Regierung und Fed greifen schnell ein. Um einen „Bank Run“ auch bei anderen Finanzinstituten zu vermeiden, griffen US-Notenbank und US-Regierung schnell ein. Die US-Regierung gab eine Garantie für Einlagen der Kunden in unbegrenzter Höhe – und nicht nur wie bisher für Einlagen bis zu 250.000 Dollar. Die US-Notenbank legte das Notfallprogramm „Bank Term Funding Program“ auf, wo Banken anonym Kredite zu besonders günstigen Konditionen erhalten konnten. Wie angespannt die Situation im US-Bankensektor war, zeigen Daten der US-Notenbank – in den sieben Tagen bis 15. März gab die Fed über ihr als Diskontfenster bezeichnetes Programm zur Notliquiditätsversorgung die Rekordsumme von 152,85 Milliarden Dollar an Finanzinstitute aus. In der Woche darauf waren es immerhin noch 110,2 Milliarden Dollar. Mit der First Republic Bank geriet noch eine weitere US-Regionalbank in Schieflage, doch sprangen ihr rasch elf US-Großbanken – darunter Branchenführer JPMorgan, Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley – mit unversicherten Einlagen im Volumen von insgesamt 30 Milliarden Dollar zur Seite.

Die Silicon Valley Bank wurde inzwischen von der US-Bank First Citizens übernommen. Auch übernahm die Bank Vermögenswerte von der SVB in Höhe von 72 Milliarden Dollar mit einem Abschlag von 16,5 Milliarden Dollar. Mit den gesamten Maßnahmen konnte Schlimmeres letztlich verhindert werden. Die Lage hat sich inzwischen deutlich entspannt. Eine mögliche Finanzkrise 2.0 hat es somit vorerst nicht gegeben.

Luft für weitere Zinserhöhungen wird dünn. Die Turbulenzen haben klar gezeigt, dass die Fed nach einer lang andauernden Niedrigzinsphase ein zu schnelles Zinserhöhungstempo angeschlagen hat, um die hohe Inflation zu bekämpfen, für die sie mit der jahrelangen Geldschwemme selbst verantwortlich war. Viel Luft nach oben dürfte für weitere Zinserhöhungen somit erst einmal nicht sein. Die gedämpften Zinserwartungen lassen sich sehr gut an der Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zwei Jahren ablesen. Kurz vor den Turbulenzen kletterte die Rendite der 2-Jährigen über die Marke von 5 Prozent, stürzte dann aber im Tief bis auf 3,55 Prozent ab. Zwar hat sich die Situation auch hier etwas entspannt, doch rentieren die 2-Jährigen mit aktuell 4,15 Prozent noch immer deutlich unter dem jüngsten Hoch.

Die jüngste Krise war aber auch auf Fehler im Risikomanagement der Banken zurückzuführen. In der aktuellen Berichtssaison haben die Bilanzen der großen US-Finanzinstitute jedoch gezeigt, dass diese die Auswirkungen der restriktiveren US-Geldpolitik besser als erwartet verkraftet haben. Die SVB-Pleite dürfte in den kommenden Quartalen zumindest bei den Regionalbanken dafür sorgen, dass sich diese auf die Sicherstellung einer angemessenen Liquidität statt auf die Kreditvergabe konzentrieren werden, was die Wirtschaft zusätzlich bremsen könnte.

Wichtige rechtliche Hinweise – bitte lesen. Dieser Beitrag von BNP Paribas S.A. – Niederlassung Deutschland ist eine Produktinformation und Werbe- bzw. Marketingmitteilung, die sich an private und professionelle Kunden in Deutschland und Österreich richtet, wie definiert in § 67 deutsches Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) und § 1 Z 35 und 36 österreichisches Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 (WAG 2018). Er stellt weder ein Angebot noch eine Beratung, Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder Halten irgendeiner Finanzanlage dar. Ferner handelt es sich nicht um eine Aufforderung, ein solches Angebot zu stellen. Insbesondere stellt dieser Beitrag keine Anlageberatung bzw. Anlageempfehlung dar, weil er die persönlichen Verhältnisse des jeweiligen Anlegers nicht berücksichtigt.

Es handelt sich um eine Werbe- bzw. Marketingmitteilung, die weder den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit bzw. der Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen noch dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen unterliegt. Der Erwerb von hierin beschriebenen Finanzinstrumenten bzw. Wertpapieren erfolgt ausschließlich auf Basis der im jeweiligen Prospekt nebst etwaigen Nachträgen und den endgültigen Angebotsbedingungen enthaltenen Informationen. Diese Dokumente können in elektronischer Form unter www.derivate.bnpparibas.com unter Eingabe der jeweiligen Wertpapierkennnummer (WKN oder ISIN) des Produkts bzw. der jeweilige Basisprospekt unter www.derivate.bnpparibas.com/service/basisprospekte abgerufen werden. Ebenso erhalten Sie diese Dokumente in deutscher oder englischer Sprache in elektronischer Form per Mail von derivate@bnpparibas.com bzw. in Papierform kostenfrei in Deutschland von BNP Paribas Emissions- und Handelsgesellschaft mbH Frankfurt am Main, Senckenberganlage 19, 60325 Frankfurt am Main.

Diese Werbe- bzw. Marketingmitteilung ersetzt keine persönliche Beratung. BNP Paribas S.A. rät dringend, vor jeder Anlageentscheidung eine persönliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Um potenzielle Risiken und Chancen der Entscheidung, in das Wertpapier zu investieren, vollends zu verstehen wird ausdrücklich empfohlen, den jeweiligen Prospekt nebst etwaigen Nachträgen, die jeweiligen endgültigen Angebotsbedingungen sowie das jeweilige Basisinformationsblatt (KID) gut durchzulesen, bevor Anleger eine Anlageentscheidung treffen. BNP Paribas S.A (samt Zweigniederlassungen) ist kein Steuerberater und prüft nicht, ob eine Anlageentscheidung für den Kunden steuerlich günstig ist. Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Verhältnissen des Kunden ab und kann künftig Änderungen unterworfen sein. Kurse bzw. der Wert eines Finanzinstruments können steigen und fallen.

Basisinformationsblatt: Für die hierin beschriebenen Wertpapiere steht ein Basisinformationsblatt (KID) zur Verfügung. Dieses erhalten Sie in deutscher oder englischer Sprache kostenfrei in Deutschland von BNP Paribas Emissions- und Handelsgesellschaft mbH Frankfurt am Main, Senckenberganlage 19, 60325 Frankfurt am Main sowie unter www.derivate.bnpparibas.com unter Eingabe der Wertpapierkennnummer (WKN oder ISIN) des Wertpapiers.

Warnhinweis: Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann.

Hinweis auf bestehende Interessenkonflikte zu den besprochenen Wertpapieren/Basiswerten bzw. Produkten, die auf diesen Wertpapieren/Basiswerten basieren: Als Universalbank kann BNP Paribas S.A., ein mit ihr verbundenes Unternehmen oder eine andere Gesellschaft der BNP Paribas Gruppe mit Emittenten von in dem Beitrag genannten Wertpapieren/Basiswerten in einer umfassenden Geschäftsbeziehung stehen (zum Beispiel Dienstleistungen im Investmentbanking oder Kreditgeschäfte). Sie kann hierbei in Besitz von Erkenntnissen oder Informationen gelangen, die in dieser Werbe- bzw. Marketingmitteilung nicht berücksichtigt sind. BNP Paribas S.A., ein mit ihr verbundenes Unternehmen oder eine andere Gesellschaft der BNP Paribas Gruppe oder auch Kunden von BNP Paribas S.A. können auf eigene Rechnung Geschäfte in oder mit Bezug auf die in dieser Werbemitteilung angesprochenen Wertpapiere/Basiswerte getätigt haben oder als Marketmaker für diese agieren. Diese Geschäfte (zum Beispiel das Eingehen eigener Positionen in Form von Hedge-Geschäften) können sich nachteilig auf den Marktpreis, Kurs, Index oder andere Faktoren der jeweiligen genannten Produkte und damit auch auf den Wert der jeweiligen genannten Produkte auswirken. BNP Paribas S.A. unterhält interne organisatorische, administrative und regulative Vorkehrungen zur Prävention und Behandlung von Interessenkonflikten.

Wichtige Information für US-Personen: Die hierin beschriebenen Produkte und Leistungen sind nicht an US Personen gerichtet. Dieser Beitrag darf nicht in die USA eingeführt oder gesandt oder in den USA oder an US-Personen verteilt werden.

Emittentenrisiko: Die in diesem Beitrag beschriebenen Wertpapiere werden von BNP Paribas Emissions- und Handelsgesellschaft mbH Frankfurt am Main emittiert und von der BNP Paribas S.A. garantiert. Als Inhaberschuldverschreibungen unterliegen die von BNP Paribas Emissions- und Handelsgesellschaft mbH Frankfurt am Main emittierten und von der BNP Paribas S.A. garantierten Wertpapiere keiner Einlagensicherung. Der Anleger trägt daher mit Erwerb des Wertpapiers das Ausfallrisiko der Emittentin sowie der Garantin. Angaben zum maßgeblichen Rating von BNP Paribas S.A. sind unter www.derivate.bnpparibas.com erhältlich. Ein Totalverlust des vom Anleger eingesetzten Kapitals ist möglich.

Marken: DAX® und TecDAX® sind eingetragene Marken der Deutschen Börse AG. STOXXSM , STOXX 50SM und EURO STOXX 50SM Index sind Marken der STOXX Limited. STOXX Limited ist ein Unternehmen der Deutschen Börse. SMI® ist eine eingetragene Marke der SIX Swiss Exchange. ATX (Austrian Traded Index®) und RDX (Russian Depository Index®) werden durch die Wiener Börse AG real-time berechnet und veröffentlicht. WIG 20® ist eine eingetragene Marke der Warsaw Stock Exchange. BUX® ist eine eingetragene Marke der Budapest Stock Exchange. Dow Jones Industrial AverageSM ist ein Dienstleistungszeichen von McGraw-Hill Companies. S&P 500® ist ein eingetragenes Warenzeichen der McGraw-Hill Companies, Inc. Nasdaq 100® ist eine eingetragene Marke von The Nasdaq Stock Market, Inc. NYSE Arca Gold Bugs Index ist Eigentum der NYSE Euronext. Nikkei 225® Index ist Eigentum der Nihon Keizai Shimbun, Inc. TOPIX® ist Eigentum der Japan Exchange Group. Hang Seng IndexSM und Hang Seng China Enterprises IndexSM sind Eigentum von Hang Seng Indexes Company Limited. KOSPI 200SM ist Eigentum der Korea Stock Exchange. SET 50SM ist ein eingetragenes Warenzeichen der Stock Exchange of Thailand. MSCI® ist ein eingetragenes Warenzeichen von MSCI Inc. IBEX 35 ist ein eingetragenes Warenzeichen der  Sociedad de Bolsas S.A. CECE EUR Index ® ist Eigentum und eingetragenes Warenzeichen der Wiener Börse AG. Der FTSE/ASE 20 Index® ist gemeinsames Eigentum der Athens Stock Exchange und von FTSE International Limited und wurde für den Gebrauch durch BNP Paribas S.A. – Niederlassung Deutschland lizenziert. FTSE International Limited fördert, unterstützt oder bewirbt nicht diese Produkte. FTSE™, FTSE® und Footsie® sind registrierte Marken der London Stock Exchange Plc und The Financial Times Limited und werden von FTSE International unter einer Lizenz verwendet. NIFTY 50SM ist ein eingetragenes Warenzeichen der National Stock Exchange of India. S&P Toronto Stock Exchange 60 Index® ist ein eingetragenes Warenzeichen der McGraw-Hill Companies Inc. Dow Jones Turkey Titans 20 Index ist eine Dienstleistungsmarke von Dow Jones & Company, Inc. und wurde für den Gebrauch durch BNP Paribas S.A. – Niederlassung Deutschland lizenziert. LPX 50® und LPX® Major Market Index sind eingetragene Marken der LPX GmbH, Basel. GPR 250 Global Index ist eingetragenes Warenzeichen von Global Property Research. MSCI® World Index und MSCI® Emerging Markets sind eingetragene Warenzeichen von MSCI Inc.

Das vorliegende Dokument wurde von der BNP Paribas S.A. Niederlassung Deutschland erstellt, eine Niederlassung der BNP Paribas S.A. mit Hauptsitz in Paris, Frankreich. BNP Paribas S.A. Niederlassung Deutschland, Senckenberganlage 19, 60325 Frankfurt am Main wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution (ACPR) beaufsichtigt, ist von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassen und ist Gegenstand beschränkter Regulierung durch die BaFin. BNP Paribas S.A. ist von der EZB und der ACPR zugelassen und wird von der Autorité des Marchés Financiers in Frankreich beaufsichtigt. BNP Paribas S.A. ist als Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Frankreich eingetragen. Sitz: 16 Boulevard des Italiens, 75009 Paris, France. www.bnpparibas.com.

© 2024 BNP Paribas. Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe oder Vervielfältigung des Inhalts dieses Beitrag oder von Teilen davon in jeglicher Form ohne unsere vorherige Einwilligung sind untersagt.