Im Interview: „Entwickle einen eigenen Stil.“

01.05.2021 · Olaf Hordenbach

Mit Trading zum Erfolg. Davon träumen viele Anlegerinnen und Anleger. Doch einfach so geht das nicht. Zeit und Wissen ist erforderlich, das sagt Salah-Eddine Bouhmidi. Worauf man noch achten sollte, MÄRKTE&ZERTIFIKATE im Gespräch mit dem Top-Trader und Buchautor von „Die besten Trader Deutschlands“, erschienen im Februar im Münchener Finanzbuch Verlag.

MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Herr Bouhmidi, Sie stellen in Ihrem neuen Buch die besten Trader Deutschlands vor. Und so heißt Ihr Buch auch. Wie sind Sie denn bei der Auswahl der Interviewpartnerinnen und Partner vorgegangen?

Salah-Eddine Bouhmidi: Die im Buch interviewten Trader sind überwiegend bekannte Größen aus der deutschen Tradingszene, die auch regelmäßig bei Vorträgen, Webinaren und auch Messen anzutreffen sind. Ich selbst habe den Handel an der Börse autodidaktisch gelernt. Es war für mich wichtig, Inputs von erfahrenen Tradern zu bekommen, um meinen eigenen Stil zu entwickeln. Bei der Auswahl habe ich daher darauf geachtet, dass im Buch verschiedene Handelsansätzen, Perspektiven und Charaktere vertreten sind. Denn nicht jeder Ansatz passt auch zu jedem Trader.
Die ausgewählten Trader sind auch regelmäßig in der Wissensvermittlung aktiv und bilden sich und Interessierte weiter. In meinen Coachings mache ich auch immer wieder deutlich, dass viele Wege nach Rom führen. Jeder Trader sollte sich zunächst einen Überblick über Herangehensweisen und Strategien verschaffen. Erst dann kann man den für sich individuellen Ansatz ausfindig machen. Die Interviews mit den besten Tradern Deutschlands soll dabei helfen.

Sie haben insgesamt 20 Interviews mit Traderinnen und Tradern veröffentlicht. Gibt es bei allen Unterschieden eine Gemeinsamkeit? Was ist das Erfolgsrezept? Oder anders gefragt, was unterscheidet einen erfolgreichen von einem nicht erfolgreichen Trader?

Es existieren einige Gemeinsamkeiten. An aller erste Stelle stehen die Leidenschaft, Geduld und Disziplin. Alle vorgestellten Trader haben diese Eigenschaften gemeinsam. Wer an der Börse das ganz schnelle Geld ohne Risiko sucht, der wird leider enttäuscht. Das Erfolgsrezept liegt im Umgang mit den Risiken und der mentalen Stärke. Am Wichtigsten ist der Wille, stetig zu lernen, der Blick über den Tellerrand. Bedeutend für den Erfolg ist auch, dass man einen Tradingplan hat. Also wie gehe ich einen Trade an und wie verhalte ich mich wenn es für mich beziehungsweise gegen mich läuft. Die meisten nicht erfolgreichen Trader fallen über psychologische Fallstricke, was zu großen Verlusten und sogar zur Angst vor dem Trading führen kann. Einige bekannte Fehler sind unter anderem FOMO (Fear of Missing Out), emotionales Trading, das blinde Nachhandeln und Selbstüberschätzung. Es ist wichtig und manchmal auch schwierig beim Traden rational zu bleiben, aber es bleibt das oberste Gebot.

Wie viele von den Interviewten sind so erfolgreich, dass sie von ihrem Trading leben können? Was schätzen Sie?

Die meisten Interviewten sind bereits über 20 Jahre an den Märkten aktiv. Sie sind Profis in dem was sie tun. Es war mir wichtig, dass wir auch Interviewpartner im Buch aufnehmen, die über eine lange Trading-Historie verfügen. Ich gehe davon aus, dass die meisten Trader im Buch von ihrem Trading sogar sehr gut leben können. Im Trading ist es immer wichtig zu wissen, was man erreichen will. Möchte ich nur ein Zubrot erwirtschaften oder möchte ich wirklich mein Lebensunterhalt damit bestreiten. Letztendlich ist Trading eine Berufung. Davon zu leben bedeutet wie in einer Ehe in Guten und schlechten Zeiten an sich zu glauben.

Sie selbst gehören zu den besten Tradern. Sie sagen: Die größte Sünde beim Trading ist es, sich selbst zu belügen. Wie meinen Sie das?

Damit meine ich, dass wir einen Tradingplan einhalten sollen. Wenn ich zum Beispiel die Regel aufstelle, dass ich eine Position schließe, wenn sie X Prozent gegen mich läuft, dann aber just in dem Moment beschließe diese Regel diesmal auszusetzen – weil es dieses Mal ganz bestimmt anders laufen wird –, dann fange ich an mich selbst zu belügen und meine Regeln nicht einzuhalten. Auch unrealistische Renditeforderungen gehören dazu. Wer meint, ohne Erfahrung und Risikomanagement mal eben und vor allem kontinuierlich mit Trading 20 Prozent im Jahr zu erwirtschaften, der überschätzt sich, und belügt sich selbst, da er nicht rational an die Sache rangeht.

Zum Schluss bitte noch ein kleiner Tipp an unsere Leserinnen und Leser: Ich möchte Trader/in werden. Was ist der erste Schritt? Gibt es Lektüre, die Sie empfehlen würden?

Zunächst sollte man sich klar machen, was auf einen zukommt. Das meine ich auch in Bezug auf Zeit. Wie viel Zeit will man investieren? Davon hängen auch wiederum viele Tradingstile ab. Trading darf am Anfang gerne ein Abenteuer sein, aber das sollte es nicht auf Dauer sein. Es existieren unzählige interessante Publikationen. Die meisten Bücher, die ich empfehlen kann, sind überwiegend in englischer Sprache verfasst. Allerdings gibt es auch gute deutsche Übersetzungen. Hier ein paar ausgewählte Bücher: „Technische Analyse der Finanzmärkte“ von J.J. Murphy, „Fundamentalanalyse der Futuresmärkte“ von J. Schwager, „Enzyklpädie der Chartmuster“ von T.N. Bulkowski, „Das große Buch des Tradens“ von Orkan Kuyas und „Technische Analyse mit Candlesticks“ von Steve Nison.
Zum Schluss möchte ich als Tipp geben: Geht euren eigenen Weg, entwickelt euren eigenen Tradingstil, der zu euch passt. Einfach anderen Tradern nachzuhandeln wird nicht zwangsläufig zum Erfolg führen. Vor allem widerspricht es der Unabhängigkeit, die man ja durch das Trading gerade erreichen will. Als Anfänger bietet es sich an mit einem Demokonto zu beginnen, um ein Gefühl für den Handel und den gesamten Handelsprozess zu erhalten.

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