„Für Stagflation ist kein Spielraum.“

28.04.2023 · von Olaf Hordenbach

Die Kontrahenten

Olaf Hordenbach (im Vordergrund) und Holger Steinhaus arbeiten seit den 1990er-Jahren in verschiedenen leitenden Positionen an der und für die Börse. Olaf Hordenbach ist studierter Philosoph und Berufsoptimist. Sein Kollege Holger Steinhaus kommt als Praktiker aus der Wirtschaft und sieht die aktuelle Situation mit großer Skepsis. Doch der Börse den Rücken kehren will auch er nicht.

Wie geht es in der Wirtschaft weiter? Droht eine Stagflation, schwaches Wachstum gepaart mit Inflation, wie MuZ-Redakteur Holger Steinhaus befürchtet? Oder ist alle Angst übertrieben, wie sein Kollege Olaf Hordenbach sagt? Das Streitgespräch zwischen den MuZ-Redakteuren Olaf Hordenbach und Holger Steinhaus.

Olaf Hordenbach: Hallo Holger, ich denke, mit den Inflationszahlen im März können wir uns langsam darauf einstellen, dass wir den Höhepunkt überschritten haben. 7,4 Prozent – ist ja schon mal deutlich weniger als die 8,7 Prozent aus den beiden Vormonaten. Bin mal gespannt, ob die Notenbanken noch in diesem Jahr mit der ersten Zinssenkung um die Ecke kommen.

Holger Steinhaus: Ich befürchte nicht. Mag ja sein, dass sich die Inflationsraten etwas abschwächen, aber sie sind noch immer sehr hoch, und die Inflation geht mehr und mehr in die Breite. Nun sind nicht mehr nur die Energierohstoffe betroffen. Und dann ist da noch die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale.

Olaf Hordenbach: Mag sein, aber wir sehen ja auch schon, dass die Zinsen deutliche Spuren in der Wirtschaft hinterlassen haben. Die Konjunktur läuft noch recht gut, aber nun gibt es erste Probleme bei den Banken. Die Silicon Valley Bank ist da nur ein Beispiel. Für weitere Zinsanhebungen wird da kaum Spielraum sein, wenn man das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht erhalten will.

Holger Steinhaus: Ja, eben. Und genau das ist ein Problem. Wenn die Notenbanken Rücksicht nehmen und zu zaghaft die Zinsen anheben oder sie gar schon wieder senken, dann wird das die Inflation kaum eindämmen. Worauf ich hinaus will, ist, dass die Zentralbanken irgendwann erkennen werden, dass sie die Zinssätze nicht ausreichend anheben können, um die Inflation wieder auf das Zielniveau von 2 Prozent zu bringen. Die Inflation wird dann über längere Zeit hoch bleiben. Am Ende droht uns vielleicht sogar eine Stagflation.

Olaf Hordenbach: O. k., die Gefahr besteht. Doch ich denke, die Inflation wird sich früher oder später von selbst erledigen. Letztendlich ist sie das Ergebnis externer Störfaktoren, also der Corona-Pandemie, die zu Lieferengpässen und damit zu Angebotsengpässen geführt hat, und des Krieges Russlands gegen die Ukraine, der die Energiepreise extrem verteuert hat. Beides wird irgendwann mal vorbei sein. Die Pandemie ist jetzt ja schon aus den Schlagzeilen verschwunden. Außerdem haben sich Unternehmen neu aufgestellt und neue Lieferketten aufgebaut. Und das Problem mit Russland hat sich ja quasi für uns auch schon erledigt, unsere Rohstoffimporte haben wir neu ausgerichtet, ohne Russland. Woher soll da noch Inflation kommen?

Holger Steinhaus: Ich glaube schon, dass die maßlose Übertreibung der vergangenen 15 Jahre und das schier grenzenlose Gelddrucken Folgen haben werden, die uns noch einige Jahre beschäftigen werden. Möglicherweise müssen wir uns auf weitere Zinserhöhungen einstellen. Nach Jahren der lockeren Geldpolitik kann man nicht einfach so zur Tagesordnung zurückkehren. Es wird noch eine ganze Zeit brauchen, bis wir wieder normale Verhältnisse haben. Jede weitere Zinserhöhung wird jedoch für neue Probleme sorgen.

Olaf Hordenbach: Ja, aber wir leben dennoch in einer globalisierten Welt, in der scharfe Konkurrenz herrscht, zwischen Unternehmen, zwischen Staaten. Und das wird die Inflation erneut nach unten drücken. Es sei denn, man stellt den ganzen Globalisierungstrend infrage, aber das sehe ich nicht so. Ich denke, wir werden in zwei oder drei Jahren wieder über Deflation statt Inflation sprechen.

Holger Steinhaus: Woher soll denn die Deflation kommen? Schau Dir doch mal die Zahlen an, lieber Olaf. Mag ja sein, dass sich die Inflationsrate in den zurückliegenden Monaten etwas abgeschwächt hat, doch sie ist immer noch extrem hoch, und die Produkte verteuern sich tagtäglich. Da gibt es keine Entspannung. Die Notenbanken werden noch viel zu tun haben. Aber grundsätzlich bin ich ja beim Thema Globalisierung bei Dir. Mir fehlt nur der Glaube, dass wir in absehbarer Zeit wieder Inflationsraten von annähernd 2 Prozent sehen werden. Man darf auch nicht vergessen, dass die vielen Zinserhöhungen ihre Wirkung auf die Wirtschaft möglicherweise erst noch entfalten werden. In den USA könnte eine Rezession drohen. Die Tech-Konzerne haben doch bereits mit dem massiven Abbau von Mitarbeitern begonnen. 

Olaf Hordenbach: Was sollen wir also Deiner Meinung nach tun? Den Kopf in den Sack stecken und der Börse den Rücken kehren? 

Holger Steinhaus: Nein, der Börse grundsätzlich den Rücken zu kehren halte ich auch für falsch. Nur: Legt die US-Notenbank ihren Fokus weiterhin auf die Inflationsbekämpfung und hebt die Zinsen weiter an, dann dürfte dies die Börsen noch einmal kräftig unter Druck bringen. Auch das sollten Anleger bedenken. 

Olaf Hordenbach: Ja, und sie sollten auch bedenken, dass vor uns gewaltige Aufgaben liegen. Wir müssen die Wirtschaft und unser Leben klimaneutral bekommen. Ich sehe da einfach keinen Spielraum für Stagflation. Die Programme, die nun zur Unterstützung des Umbaus von den USA und der Europäischen Union beschlossen wurden, werden die Wirtschaft ankurbeln. 

Holger Steinhaus: Was dann aber auch wieder die Inflation anheizen kann. Du hast recht, für eine Stagflation ist eigentlich kein Spielraum. Die Notenbanken müssen einen Kompromiss finden. Die Inflationsbekämpfung darf nicht oberste Priorität haben, weil sie die Wirtschaft zu stark abwürgen könnte. Vielleicht werden wir eine gewisse Zeit einfach mit einer höheren Inflation leben müssen. Vielen Ländern kommt die hohe Inflation ja ohnehin nicht ungelegen, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Weg aus der Schuldenkrise langfristig nur über höhere Inflationsraten führt. 

Olaf Hordenbach: Also dauerhaft moderat höhere Inflation und Wachstum – damit könnte die Börse leben, oder?

Holger Steinhaus: Vielleicht. Chancen sind da, aber die Risiken sollte man auch sehen.

 

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