Werbemitteilung

Chinas bunte Autowelt

12.09.2025 · von Olaf Hordenbach

Mit „lustigen“ Modellen wollen deutsche Autobauer aufholen

O. k., zugegeben, nicht jedes Auto, das man derzeit auf der IAA-Messe in München sehen und bestaunen kann, ist nach meinem Geschmack. Zum Teil ganz schön bunt, wahnsinnig verspielt – Pokemon-Style nenne ich das mal. Das erklärt sich schnell, denn viele aktuelle Modelle sind auch gar nicht für den deutschen oder europäischen Markt bestimmt, sondern für den asiatischen, vor allem den chinesischen. Und die Autokäufer dort haben einfach einen anderen Geschmack. Im Grunde genommen steht die ganze IAA in diesem Jahr unter dem Motto „Wie deutsche Autobauer China zurückerobern wollen“, zumindest was die heimischen Autobauer anbetrifft. Die Chinesen wiederum präsentieren Modelle, mit denen sie die „Autofestung“ Deutschland erobern wollen, und die erinnern zumindest vom Design her oft an deutsche Automarken wie den beliebten VW Tiguan oder den Porsche Cayenne, was sicherlich kein Zufall ist.

Dass sich die deutschen Autobauer in China auf jeden Fall anstrengen müssen, zeigen die Verkaufszahlen. VW etwa hat 2024 rund 2,9 Millionen Autos in China verkauft. Hört sich nach viel an, ist es aber nicht, im Jahr 2019 waren es nämlich noch über vier Millionen Exemplare. Ähnlich unter Druck stehen auch Mercedes und BMW – alle verlieren, keiner legt zu. Das hat mehrere Gründe, etwa die E-Mobilität, die sich in China schneller durchsetzt als bei uns, was von den deutschen Konzernen unterschätzt wurde, aber auch der Umstand, dass man in China das Auto als „Erlebniswelt“ betrachtet, und nicht als technische Meisterleistung. Chinesische Autofahrer haben nicht nur einen anderen Geschmack in Sachen Karosseriedesign, sondern auch andere Erwartungen, was das Fahrerlebnis anbetrifft. Das ist für deutsche Autoingenieure nicht immer einfach zu verstehen. Auch deswegen gehen die Deutschen verstärkt Kooperationen mit chinesischen Konstrukteuren ein. So hat etwa VW mit Xpeng ein Joint-Venture geschlossen, Mercedes mit der BAIC Group und BMW mit Brilliance China Automotive Holdings. Dass über die Joint-Ventures, die von Peking grundsätzlich gefordert werden, wenn man dort aktiv werden möchte, technisches Know-how von Deutschland nach China wandert, ist dabei für die Chinesen ein lukrativer Nebeneffekt.

Wie dem auch sei, bislang fruchten die Joint-Ventures nicht so richtig, zumindest nicht was die Verkaufszahlen in China anbetrifft. Vielleicht, so mein Vorschlag, sollten wir den Spieß einfach umdrehen und auch von chinesischen Unternehmen Joint-Ventures fordern, wenn sie hier bei uns ihre Autos verkaufen wollen. BYD etwa plant ein eigenes Werk in Deutschland, kann aber kein Joint-Venture mit einem heimischen Autobauer vorweisen. Da könnte die Politik ansetzen, statt nur Fördergelder zur Verfügung zu stellen. Denkbar wäre natürlich auch eine Kooperation unter den deutschen Autobauern, so eine Art „Deutsche Auto AG“. Können Sie sich nicht vorstellen? Abwarten, im Moment ist alles möglich.

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Olaf Hordenbach

Olaf Hordenbach ist Chefredakteur des Kundenmagazins von BNP Paribas MÄRKTE & ZERTIFIKATE. Zuvor war er über viele Jahre Chefredakteur eines großen deutschen Börsenmagazins. Nun ist er seit 17 Jahren selbstständiger Finanzjournalist.

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