Werbemitteilung

Clean-Meat – Tierisch neu

30.06.2023 · von Holger Bosse

Nun haben auch die USA erste Clean-Meat-Produkte zugelassen

Eigentlich schade, diese Nachricht hätte größere Aufmerksamkeit verdient. Viel größere. So war sie den meisten Tageszeitungen nur eine Randnotiz wert, in den TV-Nachrichten kam sie erst gar nicht. Dabei hat sie das Potenzial, unser Leben nachhaltig zu verändern. Vor einigen Tagen gab Upside Foods, ehemals Memphis Meats, bekannt, dass das US-Landwirtschaftsministerium dem Unternehmen die Freigabe für ein Clean-Meat-Produkt mit Hühnerfleisch erteilt hat. Zuvor hatte schon die Food and Drug Administration, kurz FDA, eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt. Damit steht der Markteinführung von Clean Meat in den USA nichts mehr entgegen.

Zur Erinnerung, Clean Meat, im Deutschen mehr schlecht als recht als Kunstfleisch benannt, ist richtiges Fleisch (daher ist der Name Kunstfleisch auch unsinnig), doch für das Fleisch musste kein Tier geschlachtet werden. Clean Meat wird im Bioreaktor herangezüchtet, aus tierischen Zellen. Es ist Fleisch, hochrein, keimfrei und proteinreich. Es enthält keine Medikamentenrückstände wie bei der normalen Massentierhaltung üblich. Und Clean Meat belastet nicht die Umwelt. Es müssen keine Regenwälder für die Weideflächen abgeholzt, es muss kein Tierfutter angebaut werden. Nicht wenige Experten sehen in Clean Meat eine Lösung für die Probleme unserer Zeit, denn der Agrarsektor ist ein Hauptproduzent klimaschädlicher Gase. Bislang war Clean Meat nur in Singapur zugelassen. Der Stadtstaat hatte bereits im zurückliegenden Jahr Good Meat, das zum US-Konzern Eat Just gehört, die Zulassung für in Bioreaktoren gezüchtetes Hühnerfleisch erteilt. Mit der Zulassung in den USA bekommt das Ganze nun aber eine deutlich größere Dimension und dürfte auch für andere Märkte eine Signalwirkung haben. Schätzungen gehen davon aus, dass Clean Meat bis 2030 einen weltweiten Umsatz von 25 Milliarden US-Dollar erreichen könnte, von derzeit nahezu null. Letztendlich aber geht es um viel mehr, nämlich um eine völlig neue Ernährungsindustrie, ohne Produkte von Tieren, die gezüchtet und geschlachtet werden mussten.

Für Anleger ist Clean Meat in ihren Portfolios allerdings noch nicht abzubilden. Upside Foods und Good Meat beziehungsweise Just Meat sind in privater Hand. Möglich bleibt ein Investment in Großunternehmen wie Nestlé, die sich bei Clean Meat engagieren. Aber das ist natürlich wenig befriedigend, da Clean Meat bei ihnen in naher Zukunft – wenn überhaupt – nur einen sehr geringen Umsatzanteil ausmachen wird. Alternativ bleibt nur ein Investment in Unternehmen wie Beyond Meat oder die Berliner Veganz, die aber nicht Clean Meat herstellen, sondern pflanzliche Fleischersatzprodukte etwa auf Basis von Erbsen. Aber auch die sind sehr begehrt.

Holger Bosse

Mit rund 20 Jahren Berufserfahrung im Investmentbanking, die meiste Zeit davon im Derivatebereich, kennt Holger Bosse das Börsengeschäft aus dem Effeff. Seit 2011 arbeitet er freiberuflich als Autor und Seminarleiter für Kapitalmarkttheorie.

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