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Die Börse wird volatiler

24.10.2025 · von Olaf Hordenbach

Der Staatsumbau in den USA hat auch Folgen für den Finanzmarkt

Als im Jahr 2023 die Denkfabrik Heritage Foundation einen Plan zum Umbau der USA im Sinne der Konservativen vorlegte, wurde dieses Papier in Europa erst einmal belächelt. Im Weißen Haus saß zu diesem Zeitpunkt schließlich ein Mann der Demokratischen Partei, Joe Biden. Doch dann kam alles anders. Donald Trump zog wieder ein, und das „Project 2025“, so der Name des Plans, nahm Fahrt auf, und zwar so richtig. Bei uns kaum wahrgenommen, werden nun in den USA Bundesbehörden umstrukturiert und Mitarbeiter entlassen. Ziel ist die Entmachtung von Bundeseinrichtungen, die von den Konservativen als „sinnlos“ betrachtet werden, wie das Bildungs- und Gesundheitsministerium, und eine Stärkung von Ministerien, die als zentrale Stützen gesehen werden, wie die Einwanderungsbehörde. Das beim Umbau vor allem auch Mitarbeiter vor die Tür gesetzt werden, die nicht den Konservativen zuzurechnen sind, ist gewollt. Das Justizministerium wird dabei politischen Zielen untergeordnet, verliert seine Selbstständigkeit. Das ist sehr heikel, verschwindet so doch die Gewaltenteilung, die als zentrale Säule einer Demokratie angesehen wird.

Nun, man kann zum Project 2025 stehen wie man will, darum soll es an dieser Stelle auch gar nicht gehen. Doch Anleger sollten wissen, dass das Vorhaben auch direkte Folgen für die Börse hat. Denn der Finanzmarkt soll weitestgehend dereguliert werden. So ist eine Streichung des Dodd-Frank-Gesetzes vorgesehen. Zur Erinnerung: Das Gesetz wurde im Jahr 2010 als Reaktion auf die Finanzkrise 2007/2008 verabschiedet. Es enthält Transparenzregeln, die das amerikanische Finanzsystem stabilisieren sollen. Das ist die eine erhebliche Neuerung, die unter Trump umgesetzt werden soll. Die andere sieht quasi die Entmachtung der Notenbank Fed und die Einführung eines freien Bankensystems vor. Letzteres gab es schon mal im 19. Jahrhundert, damals existierte eine Vielzahl von konkurrierenden Banken, die sogar eigene Banknoten ausgeben und die Zinsen eigenständig bestimmen konnten. Ob die Konservativen diesmal auch so weit gehen wollen, weiß ich nicht, aber durch die Entmachtung der Fed wandert die Zuständigkeit für die bundesweit einheitlichen Leitzinsen zum US-Präsidenten. Der kann dann in Zukunft nach Gutdünken und aus politischem Kalkül heraus die Zinsen senken oder erhöhen.

Auch dieses Vorhaben kann man gut oder schlecht finden, an der Börse dürften die Maßnahmen – Deregulierung und Entmachtung der Fed – aber zu einer deutlichen Erhöhung der Volatilität führen, so lautet meine Prognose. Die Börse in den USA insgesamt wird „subjektiver“ und Spielball der Politik. „Politische Börsen haben kurze Beine“, wie man bisher gesagt hat, gilt dann nicht mehr. Ob das auf Dauer dem positiven Investitionsklima in den USA, das ja auf Vertrauen und Verlässlichkeit beruht, guttut, nun, das bleibt abzuwarten. Anleger sollten auf alle Fälle nach Alternativen Ausschau halten, etwa in Europa oder in Asien.

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Olaf Hordenbach

Olaf Hordenbach ist Chefredakteur des Kundenmagazins von BNP Paribas MÄRKTE & ZERTIFIKATE. Zuvor war er über viele Jahre Chefredakteur eines großen deutschen Börsenmagazins. Nun ist er seit 17 Jahren selbstständiger Finanzjournalist.

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