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E-Mobilität – Vollgas, aber mit Strom
Die deutschen Autokonzerne müssen aufholen
2024 wird zu einem Schlüsseljahr für die deutschen Autobauer. Warum? Weil der Wandel weg von Verbrennern hin zu Elektrofahrzeugen nun in all seinen Facetten voll durchschlägt. Einen Vorgeschmack darauf gab es schon 2023. Während Volkswagen, Mercedes und BMW auf das Jahr hochgerechnet Umsatzsteigerungen verkünden, klagen Zulieferer der Automobilbranche über Produktionsrückgänge und streichen Arbeitsplätze. Wie kann das sein?
Der scheinbare Widerspruch ist schnell erklärt. Elektroautos bestehen schlichtweg aus weniger Einzelteilen. Trotz eines steigenden Autoverkaufs brauchen die Autobauer weniger Teile für den Zusammenbau eines kompletten Fahrzeugs, und das wiederum drückt auf den Auftragsbestand bei den Zulieferern. Bei den Motoren der Fahrzeuge wird das besonders deutlich. Während ein Verbrennungsmotor aus rund 1.400 Einzelteilen besteht, sind es bei einem Elektromotor samt zugehöriger Batterie gerade einmal so um die 200 Teile. Davon ist aber nicht nur die Zulieferer-branche betroffen, auch bei den Autobauern selbst, am Förderband, stehen nun weniger Arbeiter. Insgesamt, so heißt es in der Branche, werden bei Elektroautos rund 30 Prozent weniger Arbeitskräfte benötigt als bei einem Verbrenner. Allein das wird den Wandel vorantreiben. Bei BMW etwa soll in den kommenden Monaten im Stammwerk München damit begonnen werden, die gesamte Produktion auf Elektroautos umzustellen. Ähnlich die Entwicklung bei VW. Hier läuft im Werk Zwickau schon seit einiger Zeit kein Verbrenner mehr vom Band, nur Elektroautos. Wenn man zudem in Rechnung stellt, dass mit der Elektrifizierung der Autos in der Regel auch deren Digitalisierung voranschreitet, wird die Tragweite der Umstellung deutlich. Ob das die deutschen Autobauer alles hinbekommen?
Manche Experten haben da ihre Zweifel. Vor allem der Konkurrenzdruck aus Asien hat extrem zugenommen. Das drückt die Verkaufspreise und damit die Gewinnmargen. Mindestens ein Dutzend chinesische Elektroautobauer wollen in nächster Zeit im europäischen Markt Fuß fassen. Weltweit größer Elektroautobauer ist mittlerweile ein chinesisches Unternehmen, nämlich BYD, wenn man Batterieautos und Plug-in-Hybride zusammenzählt. Ansonsten ist es Tesla, mit rund 1,8 Millionen verkauften Fahrzeugen im zurückliegenden Jahr. VW kommt hier nur auf knapp 400.000 Stück.
Da gibt es also noch ordentlich was zu tun für die deutschen Konzerne. Aber genau darin liegt ja die Fantasie, auch für den Anleger. Die deutschen Auto-Aktien gibt es derzeit vergleichsweise günstig zu kaufen. Holen die Unternehmen am Markt auf, haben die Papiere größeres Potenzial an der Börse. Und letztendlich bleibt den heimischen Autobauern ja auch gar nichts anderes übrig als aufzuholen. Also Vollgas, nur diesmal mit Strom.
Olaf Hordenbach
Der Autor ist Chefredakteur des Kundenmagazins von BNP Paribas MÄRKTE & ZERTIFIKATE. Zuvor war er über viele Jahre Chefredakteur eines großen deutschen Börsenmagazins. Nun ist er seit 17 Jahren selbstständiger Finanzjournalist.
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