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Geheimtipp in Europa

09.05.2025 · von Olaf Hordenbach

Spanien – vom Sorgenkind zum Boomland

„Wie war es denn im Urlaub?“, fragte ich vor Kurzem meinen Nachbarn. „Las vacaciones fueron geniales“, antwortete er ganz stolz, und ich bereute meine Frage. Angeber, dachte ich mir, dabei ist ein Urlaub in Spanien ja nun wirklich keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil, wie in so einer Art „Völkerwanderung“ zieht es jedes Jahr Millionen von Deutschen auf die iberische Halbinsel. Fast sechs Millionen waren es im zurückliegenden Jahr. Im Grunde genommen jeder zehnte Deutsche, wenn man berücksichtigt, dass die Statistik Kinder unter 14 Jahren nicht erfasst. Also wirklich kein Grund, anzugeben. Aber nun gut, so ist er, mein „geschätzter“ Nebenan.

Lassen wir das und schauen uns noch mal Spanien an. Das Land sticht schon irgendwie hervor. Nicht nur, dass man hier tolle Urlaube verbringen kann, auch die Wirtschaft boomt auf einmal. 2 Prozent plus beim Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr lautet die Prognose des Internationalen Währungsfonds. Das ist angesichts der Stagnation in Deutschland bemerkenswert. War Spanien nicht das „Sorgenkind“ in der Europäischen Union, mit Italien und Griechenland? Und jetzt? Der Shootingstar hat einiges richtig gemacht, sagen Wirtschaftsexperten. Vor allem hat man in Madrid bei der Umstellung auf regenerative Energien Druck gemacht. Das hat unter anderem dazu geführt, dass in Spanien der Strom deutlich billiger als in Deutschland ist. So billig, dass Konzerne wie Microsoft Spanien als „digitales Drehkreuz“ betrachten. In Regionen wie Aragonien entstehen ganze Server-Städte, das „europäische Silicon Valley“.

Doch noch ein Punkt ist erwähnenswert, und der hat wieder etwas mit Urlaub zu tun. Denn in Zeiten, in denen Zölle den globalen Handel bedrohen, hat Spanien gegenüber Deutschland einen gewaltigen Vorteil. Während das deutsche Erfolgsmodell „Export“, lange Garant für den ökonomischen Aufschwung bei uns, nun zu einer Belastung geworden ist, können dienstleistungsorientierte Wirtschaften, die ihre Ausfuhren zudem eher regional auf Europa ausgerichtet haben, punkten. Spaniens Wirtschaft ist sozusagen ein Stück weit resilienter gegenüber globalen Verwerfungen. Und das macht sich dann auch am Aktienmarkt bemerkbar. Der IBEX 35, Leitindex an der Madrider Börse, kann im 5-Jahres-Vergleich den DAX-Kursindex (das ist der DAX ohne Berücksichtigung der Dividenden) übertrumpfen, um immerhin fast 20 Prozent. Dienstleistung schlägt Export – und da die Handelszölle noch lange nicht vom Tisch sind, sind spanische Aktien quasi so eine Art Geheimtipp am Markt.

„Las acciones españolas son una compra“, dank Google-Übersetzer werde ich das beim nächsten Mal meinem Nachbarn an den Kopf werfen. Was der kann, kann ich schon lange. Mehr über Spanien und warum spanische Aktien ein Kauf sind, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von MÄRKTE & ZERTIFIKATE.

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Olaf Hordenbach

Olaf Hordenbach ist Chefredakteur des Kundenmagazins von BNP Paribas MÄRKTE & ZERTIFIKATE. Zuvor war er über viele Jahre Chefredakteur eines großen deutschen Börsenmagazins. Nun ist er seit 17 Jahren selbstständiger Finanzjournalist.

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