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Gold – Was der Nibelungenschatz über Gold verrät
Gold kann man auch ohne Ängste kaufen
Da ist er ja, der Schatz der Nibelungen. Von wegen im Rhein, daheim bei den Deutschen liegt er. Über 9.000 Tonnen glänzendes Gold schlummern in Schubläden, Tresoren und sonstigen Schatullen. Münzen, Barren und Schmuck – alles aus Gold. Rechnet man noch das Gold der Deutschen Bundesbank hinzu – das sind rund 3.350 Tonnen –, dann befinden sich knapp 6 Prozent der weltweiten Goldvorräte in deutscher Hand. Würde man all dieses Gold zu einem Würfel zusammenpressen, hätte er eine Kantenlänge von fast neun Metern. Was für eine tolle Vorstellung.
Fraglich ist jedoch, wie viel von dem deutschen Goldschatz wirklich bewusst angeschafft wurde. Die 9.000 Tonnen setzen sich nämlich unter anderem aus rund 3.800 Tonnen Gold in Form von Schmuck zusammen. Der wird häufig vererbt oder kommt relativ unscheinbar daher. Nicht jeder, der eine Goldkette besitzt, dürfte sich dessen auch bewusst sein. Zudem: Rein rechnerisch hat jeder Deutsche nur 112,5 Gramm oder etwa 3,6 Unzen Gold zu Hause liegen, so viel wie zum Beispiel in dreieinhalb Krügerrandmünzen enthalten ist. Nicht wenig, aber auch irgendwie nicht so richtig viel. Insofern ist das mit den 9.000 Tonnen Gold zu relativieren.
Die Meldung kam vor wenigen Tagen über die Newsticker. Und es war klar, dass kurz darauf überall zu lesen sein würde, dass die Deutschen aus Angst vor Inflation und Krieg und weiß Gott noch was Gold horten. Ich halte das für völlig übertrieben. Wer eine Schmuckkette aus Gold zu Hause hat, muss noch lange keine Angst vor Krisenzeiten haben. Auch eine Goldmünze ist hübsch anzusehen – und kein Beleg für Weltuntergangsgedanken. Ganz im Gegenteil. Der Goldpreis ist in den zurückliegenden Wochen vor allem gestiegen, weil die Gefahr der Inflation nachgelassen hat. Fallen nämlich die Zinsen, fallen auch die sogenannten Opportunitätskosten. Das sind sozusagen die „Nebenkosten“, die entstehen, wenn man Gold besitzt, weil Gold keine Zinsen abwirft wie etwa eine Staatsanleihe.
Am ehesten könnte man in Sachen „Weltuntergang“ noch auf die Notenbanken verweisen, die ihre Goldbestände seit einigen Jahren aufstocken. Doch auch hier muss kein Krisenszenario das Kauf-argument sein. Es geht vor allem erst einmal um die Diversifikation der Devisenreserven, die angesichts des stark gewachsenen internationalen Handels – Stichwort Globalisierung – in einigen Ländern geradezu explodiert sind. Davon profitiert aber auch der Euro, der mehr und mehr neben dem Dollar als Reservewährung gefragt ist. Der Schatz der Nibelungen ist wahrscheinlich nur eine nette Geschichte – oder ein Narrativ, wie man heutzutage sagt –, so wie die Geschichte von Gold als Krisenwährung.
Olaf Hordenbach
Der Autor ist Chefredakteur des Kundenmagazins von BNP Paribas MÄRKTE & ZERTIFIKATE. Zuvor war er über viele Jahre Chefredakteur eines großen deutschen Börsenmagazins. Nun ist er seit 17 Jahren selbstständiger Finanzjournalist.
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