Nachhaltig investieren
ChatGPT erreicht den Klimaschutz
Seit ChatGPT Ende November 2022 freigeschaltet wurde, erlebt das Thema Künstliche Intelligenz (KI) und insbesondere die dahinterstehende „generative KI“ einen gewaltigen Aufschwung. Die hierbei verwendeten Modelle und Algorithmen sind in den vergangenen Jahren vor allem von Forschern von Google und einigen Start-ups wie OpenAI, das hinter ChatGPT steht, entwickelt und verbessert worden. ChatGPT und seine Konkurrenten haben gezeigt, dass sich mit generativer KI auf der Basis bestehender Daten neue Texte, Musikstücke und Bilder produzieren lassen. Die generative KI erreicht inzwischen auch die Forschung und Entwicklung im Bereich der Nachhaltigkeit. Dieser Schritt ist naheliegender, als er auf den ersten Blick erscheint: Denn die Erzeugung von neuen Texten aus einem Pool von bestehenden Texten war zunächst dafür gedacht gewesen, die Arbeit von Computerprogrammierern zu beschleunigen. Man wollte auch die Fehlerquote der Programmierer reduzieren.
Das gleiche Prinzip lässt sich auch in der Forschung zu nachhaltigen Flugzeugtreibstoffen oder Auto-Akkus anwenden, wie Bloomberg kürzlich berichtete. Auch hierbei werden jeweils auf der Basis bereits entwickelter und hinsichtlich ihrer Eigenschaften bekannter Moleküle und chemischer Formeln neue geschaffen, die dann auf ihre Tauglichkeit hin überprüft werden. Denn das bisherige Vorgehen – man probiert ständig neue Materialzusammensetzungen aus – beansprucht viel zu viel Zeit, bis neue Legierungen und Mischungen vom Labor in die Praxis gelangen. Dass diese Entwicklung vielversprechend ist, hat die Google-Forschungstochterfirma DeepMind seit 2018 bereits mehrfach bestätigt. Mit KI lassen sich nicht nur neue Moleküle entwerfen – es lässt sich auch vorhersagen, ob sie so wirken, wie man sich das gedacht beziehungsweise erhofft hat. Damit lassen sich viel rascher als zuvor neue Impfstoffe, Medikamente und neue chemische Produkte entwickeln.
Solche Produkte werden dringend gebraucht. Nachhaltige Flugzeugtreibstoffe sind lediglich ein Beispiel. Neue Mischungen für Akkus, vorzugsweise ohne seltene Erden, sind ein weiteres Thema. Und auch die derzeit in Großversuchen getesteten Technologien, mit denen CO2 aus der Luft entnommen wird, sind verbesserungswürdig. Erste Start-ups etablieren sich auf diesen neuen Gebieten – und erste Venture-Capital-Investoren fördern sie mit Millionenbeträgen. Ohne die finanzielle Unterstützung der großen Industriefirmen wird es auch hier nicht gehen. Tatsächlich schauen sich bereits heute Vertreter der großen Rohstoff- und Industrieunternehmen bei einschlägigen Veranstaltungen und Konferenzen nach vielversprechenden Start-ups um, die sie übernehmen könnten. Auch in dieser Hinsicht ist ChatGPT ein Vorbild: Nach dem spektakulären Debüt vor einem halben Jahr bekam die US-Firma im Januar dieses Jahres von Microsoft 10 Milliarden US-Dollar für die weitere Entwicklung. Bereits für einen Bruchteil dieses Betrags wird möglicherweise die Treibstoff- oder Batterie-Formel der Zukunft gefunden.
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.
Matthias Niklowitz
Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.
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