Nachhaltig investieren
Das Thema Lithium ist am Aktienmarkt derzeit besonders gefragt
2022 hatten viele Öl- und Gas-Aktien ihre Pendants aus dem Nachhaltigkeitsbereich überflügelt. Im Frühjahr 2023 sieht es schon wieder etwas anders aus, wenn man die Auswertungen von Researchdiensten und Analyseunternehmen zur Performance der vergangenen Monate heranzieht. Weltweit bewegen sich Öl- und Gas-Aktien derzeit parallel zu den nachhaltigen Energiefirmen. Das spiegelt ein Patt an den Märkten wider, nachdem es im vergangenen Winter keine gravierenden Versorgungsengpässe gegeben hatte und die großen US- und EU-Förderprogramme noch keine Wirkung auf nachhaltige Firmen und ihre Aktien entfalten konnten. Allerdings wechseln die Anlegervorlieben derzeit rasch. Windenergie-Aktien beispielsweise hatten einen schwachen März hingelegt, und Solarwerte hatten ebenfalls nicht geglänzt, was auch daran liegt, dass die Schwäche einiger weniger stark gewichteter Aktien die breiten Indizes nach unten zog.
Bei näherer Analyse zeigen sich dagegen bemerkenswerte Unterschiede bei Energiespeicherthemen. Lithium ist gegenwärtig eines, das sehr gut läuft. Dieser Grundstoff für moderne Akkus zieht an den Märkten deutlich besser als beispielsweise das Thema Wasserstoff, der insbesondere in Europa als Energieträger der Zukunft gefördert wird. In Asien fördert man eher Solaranlagen, in Nordamerika gilt Erdgas als hinreichend sauberer nachhaltiger Energieträger. Das Thema Energiespeicher ist eng mit der Autobranche verbunden. Eine Schwäche bei Tesla zieht oft gleich den ganzen Subsektor der Elektroautohersteller mit nach unten. Tesla hatte in mehreren Schritten Preissenkungen angekündigt. Diese vergrößern zwar Marktanteile, gehen aber zulasten der eigenen Profitabilität. Investoren sind auch hier derzeit unschlüssig, ob und wie sich das längerfristig auswirken wird. Klarer wird das Bild im breiteren Agrarsektor. Hier schnitten die Hersteller alternativer Fleischsorten – Grundlage sind in der Regel spezielle künstlich beziehungsweise pflanzlich hergestellte Fasern – deutlich besser ab als der globale Agrarsektor.
Und auch der Blick auf die Human-Resources-Seite der Nachhaltigkeit lohnt sich. Hier zeigten sich in den vergangenen Monaten kaum Unterschiede, ob Frauen oder Männer in den Unternehmensleitungen zahlenmäßig einigermaßen gleich vertreten gewesen waren. Auch gibt es gegenwärtig kaum Differenzen zwischen Firmen, welche die Regeln guter Unternehmensführung besonders gut einzuhalten versprechen, und den anderen Firmen. Nennenswert groß war indes der Abstand der Aktien von Unternehmen, die von Frauen gelenkt werden, und dem Rest: Sie hatten sich besser gehalten als der Gesamtmarkt. Der Faktor „Humankapital“ dürfte indes gemäß einhelliger Analystenauffassung zukünftig noch wichtiger werden als er derzeit schon ist. Die größte Wirkung dieses Faktors zeigt sich bereits seit Jahren – Firmen mit sehr guter Unternehmenskultur schneiden meistens besser ab als ihre Peers. Ausgewogene Leitungsgremien sind hier nur ein Teil der Erfolgsformel.
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.
Matthias Niklowitz
Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.
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