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Nachhaltig investieren

Das 1,5-Grad-Ziel wird illusorisch
Das 1,5-Grad-Ziel ist kaum noch zu halten – im Umfeld der laufenden COP29-Klimakonferenz in Baku (Aserbaidschan) haben einige Organisationen neue Daten vorgelegt. Es zeichnet sich ab, dass das laufende Jahr das wärmste in der jüngeren Geschichte werden wird. Eine kürzlich vorgelegte Studie zeigt, dass das globale Temperaturniveau Ende 2023 bereits 1,49 Grad über dem Niveau von vor der Industrialisierung lag. Dementsprechend mau war die Stimmung in Baku, berichtete Bloomberg. Wenn das konkrete 1,5-Grad-Ziel wegfällt, welches sollte man dann anstreben? Zumal sich die USA, der zweitgrößte Klima-Belaster, ab Januar 2025 nach und nach aus allen Klima-Kooperationen zurückziehen dürften, wenn die nächste Regierung ihr Amt antritt. Und Ilham Aliyew, der Präsident des Konferenz-Gastgeberlandes Aserbaidschan, sprach ausführlicher über die Vorteile fossiler Energieträger als über neue mögliche Klimaziele.
Vertreter der EU möchten dagegen weiterhin am 1,5-Grad-Ziel festhalten, zumal eine temporäre Überschreitung als umkehrbar gilt, weil jeweils weitere natürliche Effekte wie El Niño/La Niña die globalen Temperaturen ebenfalls beeinflussen. Allerdings wiesen auch jetzt wieder Wissenschaftler auf die Erkenntnisse von 2018 hin, wo man festgestellt hatte, dass das halbe Grad zwischen 1,5 und 2 Grad Erwärmung eine sehr wichtige Rolle spielt. In einer 1,5-Grad-Erwärmungs-Welt ist der Anstieg der Meere weitaus weniger dramatisch als in einer Plus-2-Grad-Welt. Das Gleiche gilt für die weiteren Folgen wie Waldbrandgefahren, verheerende Unwetter, wie sie sich kürzlich in Spanien ereignet haben, und die Zerstörung natürlicher Lebensräume. Optimisten halten entgegen, dass man sich bis vor kurzer Zeit auf einem Pfad Richtung 3 bis 4 Grad Erwärmung befunden hatte – und dass die bisherigen Fortschritte bereits zu einer Abflachung der umgebremsten Erwärmung geführt haben. Niemand weiß, welches Ziel man jetzt formulieren soll und wie man eine entsprechende Strategie formuliert, mit der man die Beteiligten entsprechend motiviert. Bill Gates hatte vor einem Jahr bereits darauf hingewiesen, dass realistischerweise auch die 2-Grad-Marke kaum noch zu halten sein wird. Man solle stattdessen sicherstellen, dass man längerfristig unter 3 Grad Erwärmung bleibt. Das neue Ziel sollte demnach lauten: Wie lässt sich das Überschießen auf plus 1 Grad über die 1,5 Grad hinaus begrenzen?
Von einer mit technischen Mitteln unterstützten Rückkehr unter 1,5 Grad Plus spricht man dagegen kaum noch. Ein Anstieg der Meeresspiegel lässt sich mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln nicht mehr umkehren. Auch für die Climate-Techs, die vielversprechenden Start-ups in diesem Bereich, verschlechtern sich durch diese Entwicklung die Aussichten. Was weiterhin gut läuft, ist das Geschäft bei Solar- und Windenergie, weil sich diese Energieträger als kommerziell attraktiv erwiesen haben. Und neuerdings boomt auch das Groß-Akku-Geschäft: Damit machen sich die Versorger zunehmend fit, um kurzfristige Schwankungen bei der Produktion von erneuerbaren Energien auszugleichen.
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.
Matthias Niklowitz
Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.
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