Nachhaltig investieren
Das ESG-Thema steht auf den CEO-Agenden weiterhin oben
Unterdurchschnittlich performende Aktien, politischer Widerstand und skeptische Konsumierende – in den vergangenen zwei Jahren waren Nachhaltigkeitsthemen keine Selbstläufer. Doch entscheidend ist, was an den Spitzen der Unternehmen passiert und wie das Personal dort denkt und handelt. Hier sieht es anders aus als in der Politik und in der Bevölkerung, wenn man auf die jüngst erschienenen Umfragen des Diligent Institute, eines Dienstleisters für Topmanager, und von Spencer Stuart, einer Headhunting-Firma, abstellt. Denn unabhängig von den Meinungen von Einzelnen und der Bevölkerung sorgt die Regulierung überall dafür, dass inzwischen auch mittelgroße Firmen in Nachhaltigkeitsberichten über die Umweltbelastungen informieren müssen, die sie verursachen.
Das erklärt auch die Unterschiede zwischen den Einstellungen von Führungskräften in Europa und den USA: In Europa sehen gemäß Umfragen 55 Prozent der Topmanager die ESG-Themen als Chance an – in den USA sind es lediglich 30 Prozent. Umgekehrt sehen nur 13 Prozent der Europäer diese Themen als Risiken an – in den USA sind es 34 Prozent. Man interpretiert das so, dass die europäischen Firmen bei der Umsetzung ihrer Klimaziele und der Integration der Nachhaltigkeitsziele in ihre Firmenstrategien tendenziell weiter sind. Wer da schon weiter fortgeschritten ist, so die Interpretation, kann sich entspannter auf die Möglichkeiten konzentrieren, die sich daraus ergeben. Beispielsweise mit der Vermarktung neuer nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen. Auch der Blick nach vorne erscheint aufschlussreich. Zukünftig möchten 29 Prozent der Führungskräfte ihre ESG-Anstrengungen eher noch verschärfen, weitere 19 Prozent möchten das gegenwärtige Tempo beibehalten und 18 Prozent möchten das laufende Geschäft noch enger mit den Nachhaltigkeitszielen in Einklang bringen. Und nur ein Prozent der europäischen Topmanager sowie zwölf Prozent ihrer US-Pendants planen eine Abkehr von den ESG-Zielen.
Die Spitzenkräfte sind bei ihren Entscheidungen nicht ganz unabhängig – auch deshalb ist ein Blick auf die internen Treiber aufschlussreich. Hier zeigt sich, dass die Aufsichtsratsausschüsse eine entscheidende Rolle ausüben. In Europa sind es die Ausschüsse, die für Nachhaltigkeitsthemen zuständig sind, in den USA machen die Governance-Ausschüsse Druck. Unter den einzelnen Funktionsträgern sind die CEOs, die Chief Strategy Officers oder die operativen Chefs zuständig. Lediglich beim „S“, der sozialen Seite der Nachhaltigkeit, sieht es anders aus – da sind die obersten Personalchefs beziehungsweise die Chief HR Officers entscheidend. Vor allem die sich weiter akzentuierende ESG-Regulierung hält die Topmanager auf Trab, so die Umfragen. Die wichtigsten Hausaufgaben sind deshalb die korrekte Darstellung der ESG-Themen in der eigenen Berichterstattung und der Ausbau des Inhalts der Berichterstattung. Denn wer Gutes tut, spricht gern darüber.
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.
Matthias Niklowitz
Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.
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