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Nachhaltig investieren – Den Akku-Herstellern geht der Saft aus
Den Akku-Herstellern geht der Saft aus
Akkus beziehungsweise Batterien spielen für die Energiewende eine wichtige Rolle: Für E-Autos bilden sie den zentralen Speicher für die Fortbewegung. Mit den hohen Erwartungen an das Wachstums-potenzial kam vor drei, vier Jahren ein Investitionsboom für neue Fertigungsanlagen: Große Hersteller und einige Start-ups kündigten neue Fabriken an. Gemäß dem Marktforschungs- und Analyse-unternehmen Benchmark wurden nach 2018 weltweit über 500 Milliarden US-Dollar in solche neuen Produktionsanlagen investiert.
Der Ausbau der Produktion zeigt bereits Wirkung: Autohersteller aus China bringen Kleinwagen auf den Markt, bei denen die billigen Akkus nicht mehr die Preistreiber im Vergleich zu den Verbrennern sind. Anders sieht die Rechnung für die großen Akku-Hersteller aus. LG Energy Solutions aus Südkorea beispielsweise kündigte Anfang Juli den Stopp für den Aufbau einer 5-Milliarden-Dollar-Fabrik in den USA an. Konkurrenten wie Northvolt und SK On hatten zuvor bereits ähnliche Schritte unternommen. Mitte September verschickte Northvolt zudem erste Kündigungsschreiben an Mitarbeitende. Man verschiebt alle Projekte, die man verschieben kann, in die Zukunft. Für Investoren bedeutet das herbe Kursverluste. Northvolt, einst als Hoffnung für eine eigenständige europäische Akku-Industrie angetreten, notiert beim Jahrestiefstand. Analysten haben einige Erklärungen für diese Entwicklung: Zunächst funktionierte die Akku-Industrie ähnlich wie die Halbleiterbranche mit sehr ausgeprägten „Schweinezyklen“: Wenn die Produkte knapp und teuer sind, steigen die Preise der Akkus – und das macht diesen Markt für weitere Firmen attraktiv; es wird in neue Fabriken investiert. Wenn dann die Produktion angelaufen ist, fallen die Akkupreise infolge des ausgeweiteten Angebots, bis dann einige Marktteilnehmer wieder ausscheiden und der nächste Zyklus beginnt. Zu diesem vertrauten Muster kommen bei den Akku-Herstellern weitere Fallstricke. So produzieren die chinesischen Akku-Hersteller derzeit vor allem für die lokalen Automarken. Akkus sind in China deutlich billiger als außerhalb. Zwar haben etliche Länder mit Importbeschränkungen reagiert – aber überall geht die Nachfrage nach E-Autos zurück, weil Kauf- und Nutzungsanreize wegfallen beziehungsweise auslaufen.
Und die Akku-Baisse zeigt sich auch bei den Aktienkursen einiger Autohersteller. Große europäische Marken haben in den vergangenen Monaten die Einführung neuer Modelle verzögert und teilweise auch die Produktion von E-Fahrzeugen heruntergefahren. Mit den überall heruntergeschraubten Erwartungen, Produktions- und Absatzzahlen entsteht jetzt eine Spirale in die andere Richtung. Gemäß Lehrbuch müssten zuerst einige Firmen aus dem Markt ausscheiden, um eine Wende herbeizuführen. Oder man verhängt höhere Zölle für Autos aus China und nutzt diese Einnahmen für Kaufanreize für Autos aus lokaler Produktion. Oder man nutzt die Baisse, um Speicherkapazitäten für die normalen Stromnetze aufzubauen. Verfechtern der globalisierten Wirtschaft gefällt keine dieser Varianten.
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.
Matthias Niklowitz
Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.
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