Nachhaltig investieren
ESG-Talente haben weiterhin intakte Job-Aussichten
Auch wenn sich die politische Großwetterlage in Nordamerika und in Europa teilweise verändert hat – auf die Talente und Job-Aussichten im ESG-Nachhaltigkeitsbereich trifft das nicht zu. Es gibt zwar immer wieder Unternehmen, die sich von einzelnen ESG-bezogenen (Teil-)Zielen verabschieden, aber insgesamt sieht das Bild für Talente und Interessierte deutlich besser aus, als man es vermuten würde. Allein im Großraum London, wo viele Finanzdienstleister mindestens europäische Vertretungen haben, hat sich die Anzahl offener Positionen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, wenn man auf die Ausschreibungen auf LinkedIn abstellt. Wenn man sich auf die einzelnen Job-Plattformen abstützt, liegt das Plus je nach Monat und Land zwischen 5 und 25 Prozent gegenüber den Vorjahreszeiträumen.
Dafür gibt es mehrere Gründe: Zunächst ist die Regulierung auch und gerade in der EU keinesfalls verschwunden – im Gegenteil: Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU verlangt von immer mehr Unternehmen immer mehr Angaben zum Ressourcenverbrauch innerhalb des Unternehmens und in der Lieferkette. Dann ist die Nachhaltigkeit gemäß einer Übersicht des Beratungsunternehmens McKinsey vielerorts zu einem zentralen Element der Firmenstrategien geworden, und man sieht unter den CEOs das Thema als zentralen Wachstumstreiber für die kommenden Jahre an. Auch das wird nicht über Nacht geändert, zumal viele Konsumierende auch nicht mehr auf die inzwischen geschaffene Transparenz zu den Umweltfolgen von Produkten und Dienstleistungen verzichten möchten. Laut einer Analyse des Marktforschungsunternehmens Nielsen akzeptieren 66 Prozent der Konsumierenden einen Preisaufschlag bei nachhaltigen Produkten.
Dennoch gibt es grundlegende Veränderungen für Talente und Professionals im Nachhaltigkeitsbereich: Es genügt laut Executives- und Recruiting-Fachleuten nicht mehr, einfach der oder die „Nachhaltigkeits-Zuständige“ in einer Firma zu sein. Gefragt ist eine direkte Unterstützung der Geschäftseinheiten bei der Frage, wie man die ESG-Expertise in konkrete Produkte und Dienstleistungen integriert und dann weiter vermarktet. Das wiederum setzt eine ausgewiesene Expertise in den jeweiligen Branchen voraus, womit auch die Karrieren der vielen Quereinsteigerinnen und -einsteiger der vergangenen Jahre (weiter) aufgewertet werden dürften. Als Grundlagen-Branchen eignen sich laut den Fachpersonen am besten Energienetze (Hard- und Software, Planung), Immobilien und Nachhaltigkeit, Fertigungsanlagen, Logistik/Mobilität und der Energiesektor (fossil und nicht-fossil). In allen Bereichen stehen große Anpassungen bevor beziehungsweise man befindet sich mittendrin. Lediglich die USA sind laut den Recruiting-Fachleuten derzeit ein schwieriges Thema: Weil dort die Dinge im Fluss sind und die politischen Rahmenbedingungen sowie die Regulierungen weiterhin vor großen Veränderungen stehen, kommen zwar viele ESG-Fachkräfte neu auf den Markt, aber viele haben nicht die Erfahrung, die man in der US-Präsenz eines europäischen Unternehmens benötigt.
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.
Matthias Niklowitz
Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.
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