Nachhaltig investieren

31.05.2024 · von Matthias Niklowitz

EU verbessert die ESG-Berichterstattung von Unternehmen

Die EU arbeitet an Verbesserungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Vieles, was für die Firmen zunächst mehr Arbeit bedeutet, bringt den interessierten Anspruchsgruppen und Aktionären handfeste Verbesserungen. Und vieles von dem, was zunächst nach viel Arbeit klingt, wird im Laufe der Jahre automatisiert beziehungsweise durch ständige Teams bearbeitet – die hochgradig regulierten Branchen wie Banken, Versicherungen oder Pharma können darüber berichten.

Für Anlegerinnen und Anleger ist eine neue Bestimmung zur Handhabung der ESG-Ratings besonders wichtig: Die Bestimmung, die noch durch den EU-Rat muss, soll ab April 2025 sicherstellen, dass die Ratingfirmen ausweisen, ob und wie ihre Einschätzungen durch die ESG-Kriterien beeinflusst werden. Es gibt Firmen, die gemäß den konventionellen Bonitätskriterien sehr gut abschneiden, beispielsweise Versorger, die aufgrund der breiten Anzahl von Kunden finanziell sicher dastehen, die aber einen Großteil ihres Energiebedarfs mit fossilen Energieträgern erzeugen. Der sich aus einer Umstellung ergebende hohe Finanzbedarf spiegelt sich dann meistens noch nicht ausreichend stark in den Ratings der Agenturen wider. Neu werden diese ESG-Faktoren höher gewichtet, und vor allem soll ihre Wirkung ausgewiesen werden. Es dann deshalb ab April 2025 vorkommen, dass bisher sehr sicher eingestufte Versorger ein oder zwei Stufen („Notches“) niedriger eingeschätzt werden, weil sich ein Investitionsstau aufgebaut hat, der in den kommenden Jahren abgebaut werden muss.

Eine weitere Bestimmung betrifft den Kreis der Firmen, die ab den kommenden Jahren über ihre ESG-Aspekte berichten müssen. Die „Corporate Sustainability Due Diligence“ (CSDDD) wird eigentlich schon jetzt wirksam; EU-Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden und einem Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro sollten ab 2027 detailliert über ihre Nachhaltigkeitsthemen berichten. Diese Grenze wird jetzt nach oben verlegt, wodurch sich der Kreis der berichtspflichtigen Firmen verkleinert. Im finalen Gesetzestext liegt jetzt die Grenze bei 1.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 450 Millionen Euro. Für Nicht-EU-Firmen hat man die Zahl der Mitarbeitenden als Kriterium weggelassen, da gilt nur noch die Umsatzgrenze. Das CSDDD-Regelwerk wird in den kommenden Jahren schrittweise implementiert werden, die „heiße“ Phase wird zwischen Mitte 2027 und 2029 liegen. Für Anlegerinnen und Anleger verbessert sich damit vor allem die Transparenz im Bereich der kleineren und mittelgroßen gelisteten Firmen, also den SDAX- und den MDAX-Werten. Diese lassen sich dann besser mit den Blue Chips vergleichen.

Unter dem guten Dutzend weiterer einschlägiger Aktivitäten der EU-Behörden stechen zwei besonders hervor: Einerseits untersucht die EU, ob und wie stark chinesische Hersteller von Windturbinen von staatlicher Förderung in einem wettbewerbsgefährdenden Ausmaß profitieren. Wenn man hier zu einem eindeutigen Ergebnis gelangt, bedeutet das einen gewissen Schutz für europäische Hersteller und ihre Aktionäre. Mit einer Reihe weiterer Gesetze soll andererseits die Umstellung der EU-Wirtschaft Richtung Wasserstoff unterstützt werden. Diese Regelungen sind auch für die Aktionäre wichtig – sie sehen damit frühzeitig, ob und wann sich ihre frühen Investments auszahlen werden.

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.

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Matthias Niklowitz

Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.

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