Nachhaltig investieren

13.12.2024 · von Matthias Niklowitz

Italienische Firmen müssen sich vor den Klimafolgen schützen

„Hagelchaos in Italien“, so lautete die Schlagzeile im Mai. „Jetzt trifft der Regen auch Italien“, hieß es im September. „Unwetter steuert auf Norditalien zu“, titelte man im Oktober, gefolgt von „weiter Unwetterwarnung für Urlaubsregion in Italien“ und „diesmal Italien betroffen“ im November. 

Die lange Serie von Unwettern schlägt sich auch in den Büchern der Versicherungsunternehmen nieder. Generali, die größte Gesellschaft in Italien, meldete im November eine „bedeutende Belastung“ von 930 Millionen Euro aufgrund „unvorteilhafter Wetterbedingungen infolge des Klimawandels“. Der Betrag hätte deutlich höher gelegen, wenn sich die Bewohnerinnen und Bewohner in den gefährdeten Gebieten umfassend versichert hätten. Die Lücke zwischen vollständigem Versicherungsschutz und dem tatsächlichen Schutz nennt man in der Branche „Protection Gap“. Swiss Re veranschlagt diese in einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie für Italien auf 80 Prozent (zum Vergleich: Deutschland 56 Prozent, USA 42 Prozent). Für die ungedeckten Schäden soll der Staat – also die Steuerzahler – aufkommen, argumentieren die Betroffenen. 

Angesichts knapper Haushaltsmittel finden sich auch in Italien, wo die meisten Menschen in eigenen Immobilien leben, immer weniger Stimmen, die sagen, man solle knauserige Hausbesitzer auf Kosten aller in Notlagen entschädigen, die durch Einsparungen an den falschen Stellen entstehen. Ab Anfang 2025 müssen sich deshalb alle Firmen in Italien gegen Überschwemmungen, Erdrutsche oder weitere Naturkatastrophen schützen. Gemäß der Banca d‘Italia, der Notenbank, steigt das Pleiterisiko deutlich, wenn Firmen von solchen Katastrophen betroffen sind und die entstandenen Schäden selbst bezahlen müssen. Auch die Europäische Zentralbank EZB sowie die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA wiesen bereits darauf hin, dass große ungedeckte Schäden die Finanzstabilität in einzelnen Ländern gefährden könnten. 

Bisher haben die meisten kleinen italienischen Firmen gar keinen Versicherungsschutz. Gemäß den neuen Gesetzen müssen die Versicherungsgesellschaften alle Firmen versichern, die eine Police kaufen möchten. Es soll auch keine Obergrenzen geben – was wiederum den Argwohn der großen Versicherungsgesellschaften befeuert, wonach der staatlich mit 5 Milliarden Euro alimentierte Rückversicherungspool bei großen Schäden überfordert sein könnte. Auch deshalb sucht man nach kreativen Lösungen. Zwei Wege stehen zur Debatte: Einerseits sollen Firmenbesitzer, die sich aktiv um verbesserte Schutzmaßnahmen wie Warnsysteme oder höhere Schutzwälle kümmern, mit tieferen Prämien belohnt werden. Und andererseits will man einen Teil der Rückversicherung in Form von Cat Bonds an die globalen Märkte auslagern. 

Damit verteilen sich die durch die Klimaerwärmung vergrößerten Risiken auf mehr belastbare Schultern. Vor allem für institutionelle Investoren sind solche Bonds aufgrund ihrer hohen Coupons eine attraktive Anlage – und sie muss nicht gleich als „nachhaltig“ deklariert werden. 

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.

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Matthias Niklowitz

Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.

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