Nachhaltig investieren
Peak bei E-Autos?
Gleichzeitig mit der Anpassung der E-Auto-Förderung in den USA wurde die Anzahl der Modelle, die durch das IRA-Programm verbilligt werden, auf 13 praktisch halbiert. Ein wichtiges Kriterium bei der Reduktion, die das US-Finanzministerium vorgibt, ist der Herstellungsort des Fahrzeugs und der Akkus. Die Autos müssen ab jetzt in den USA hergestellt worden sein, und die Batterien müssen ohne Komponenten aus China hergestellt werden, damit die Fahrzeugkäuferinnen und -käufer in Genuss der Vergünstigungen bis zu 7.500 Dollar kommen. Die neue Regelung geht quer durch die Modellpaletten einzelner Hersteller. Das Model Y von Tesla wird beispielsweise weiter subventioniert, der Tesla Cybertruck und das Model 3 hingegen nicht mehr.
Der Hersteller Hyundai aus Südkorea, der bisher keine Fertigung in den USA aufgebaut hatte und dessen Modelle – nach denen von Tesla – 2023 zu den meistverkauften zählen, behilft sich mit Direkt-Rabatten in der Höhe des Förderprogramms. Und auch Tesla reduzierte gemäß einem Bericht des Wall Street Journal die Preise weltweit – und schickte damit nicht nur die eigenen Aktien, sondern auch die der Konkurrenz auf Talfahrt. Ob das die bisherigen Verkaufszahlen von E-Fahrzeugen wieder ankurbelt, ist offen. Allein in Deutschland hat Tesla im vergangenen Dezember 77 Prozent weniger Autos verkauft als noch im Vorjahres-Dezember. Große Autovermieter hatten zu Jahresbeginn angekündigt, ihre E-Flotten zu verkaufen beziehungsweise stark zu reduzieren. Bei den US-Autohändlern stehen E-Fahrzeuge durchschnittlich 114 Tage, bis sie verkauft werden – deutlich länger als Benziner. Erste Autohersteller kündigten Produktionskürzungen für die E-Modelle an, und das Wachstum, das 2023 gemäß Analystenschätzungen global noch bei 47 Prozent gelegen hatte, dürfte dieses Jahr allenfalls einen niedrigen zweistelligen Prozentwert erreichen, wenn man China ausklammert. Es ist gemäß Befragungen unter potenziellen Fahrzeugkäufern nicht nur der Preis, der die Kunden zögern lässt. Notorisch ist die Reichweiten- und Auflade-Angst. In den USA sieht man deshalb E-Autos vorwiegend in Kalifornien und an der Ostküste. Dazwischen gelten sie als Exoten. Auch weil man hier im Winter die Heizung und im Sommer die Klimaanlage benötigt – und beide Stromfresser reduzieren die Reichweite.
Auch in Europa gibt es zwischen den einzelnen Ländern Unterschiede bei der Dichte der Ladestationen – und auch hier weisen die Befragungen von potenziellen Käufern auf eine steigende E-Auto-Abkehr hin. Erst die Kombination von Förderungen und Standardisierung der Lademöglichkeiten schafft laut Analysten nachhaltig Abhilfe. Beides steht auf dem Programm des Green Deals der EU – und beides benötigt noch einige Jahre. Bis dahin dürften auch die Akkus in Kombination mit Solarzellen, die direkt in die Karosserie integriert werden, so weit weiter entwickelt worden sein, dass die Reichweiten kaum noch ein Problem sind. Die Person am Steuer dürfte in einigen Jahren rascher erschöpft sein als die Akkus.
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.
Matthias Niklowitz
Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.
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