Nachhaltig Investieren

18.10.2024 · von Matthias Niklowitz

Strom tanken in der Lounge

Wer heute sein E-Auto aufladen möchte, muss sich oft umsehen: Bei Tankstellen finden sich irgendwo in der Ecke zwei Stationen. Oder beim Supermarkt-Parkplatz – dort ebenfalls zwei Stationen. Gelegentlich unten an der Straße – wenn sich dort nicht gerade ein Benziner reingequetscht hat. Wer an solchen „vertrauten“ Stellen sein Fahrzeug auflädt, befindet sich in einer ungemütlichen Umgebung, auch und vor allem wenn es regnet und/oder dunkel ist. Alles, was man machen kann, ist, im Supermarkt oder in der Mall nach dem Einkauf noch eine halbe Stunde abzuhängen. 

In dieser halben Stunde haben die Besitzerinnen und Besitzer von E-Autos Besseres verdient, finden beispielsweise die Verantwortlichen von Rivian, einem US-E-Auto-Spezialisten und (viel) kleineren Konkurrenten von Tesla. In einer ehemaligen Schmiede in der Nähe des Yosemite-Nationalparks in Kalifornien haben sie eine kleine Lounge eingerichtet. Die Reisenden können laut einem Bericht von Bloomberg hier einen Gratis-Kaffee genießen und sich die Zeit mit einigen Bildbänden über den Park vertreiben. An der Wand hängen für die Menschen, die sportliche Ambitionen haben und später im Park eine Wanderung unternehmen möchten, Karten und Pläne aus. 

Das Beispiel macht offenbar Schule. Die US-Volkswagen-Tochterfirma Electrify America hat in San Francisco eine Drive-In-Lounge eröffnet, die das Flair einer einfachen, aber zweckdienlichen amerikanischen Airline-Lounge vermittelt (in dem Land sind diese Lounges für Inlandsflüge durchwegs bescheiden ausgestaltet). Hier können sich die Besitzerinnen beziehungsweise Besitzer von bis zu 20 Fahrzeugen sowie ihre Mitreisenden in der Zeit aufladen, in der die Fahrzeuge Strom tanken. Für Fragen ist rund um die Uhr eine Person da. Als Vorbild gelten die Stationen, die Tesla nach 2017 an dem Highway zwischen Los Angeles und San Francisco einrichten ließ. Diese haben auch eine bediente Kaffee-Bar für Menschen und eine Auslaufzone für Hunde. Eine weitere Station in Los Angeles selbst weist neben einem Drive-in-Restaurant auch ein Kino auf. Bemerkenswerterweise hat sich das Konzept bisher nicht nennenswert verbreitet, obwohl benachbarte Restaurants gemäß einer Studie des Thinktanks Next 10 ihre Umsätze deutlich ausweiten können. Auch die Befragung von Fahrzeugbesitzerinnen und -besitzern ergab ein durchwegs positives Feedback: Viele würden eine Ladestation in unmittelbarer Nähe eines einladend aussehenden Restaurants einer Station am Rande des nächsten Supermarkt-Parkplatzes vorziehen. 

Gemäß Befragungen liegt das auch an den ganz unterschiedlichen Bedürfnissen, die hier zusammenkommen: Gegenwärtig legt man solche Lounges für Wartezeiten von einer halben Stunde aus, aber es gibt etliche Fahrzeuglenkerinnen und -lenker, die deutlich weniger Zeit benötigen, weil sie sich hier innerhalb von ein paar Minuten nur den bis zum Firmenparkplatz erforderlichen Strom organisieren und gar keine eigentliche Pause einlegen möchten. Die Lösung dieser Herausforderung sucht man jetzt bei einer ganz anderen Branche: bei den Betreibern von Flughafen-Lounges.

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.

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Matthias Niklowitz

Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.

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