Werbemitteilung

Surr surr statt brumm brumm

02.08.2024 · von Olaf Hordenbach

VW steigt bei Rivian ein und sichert sich damit Größe.

Brumm brumm, über den Bildschirm flackert die Lieblingssendung meines Sohnes. Irgendein Zeichentrick aus den USA, mit großen Autos, die viel Rauch ausstoßen und beim Parken zwei Plätze belegen. Schon erstaunlich, wie aus der Zeit gefallen manche Kindersendungen sein können. Erleben wir doch gerade das Gegenteil. Die Autos werden kleiner und rauchlos, halt elektrisch.

Allein auf deutschen Straßen sind derzeit rund 1,4 Millionen E-Autos unterwegs. Weltweit sollen es etwa 42 Millionen sein, die meisten davon in China, nämlich rund 23 Millionen Autos. Nicht schlecht. Zwar sind E-Autos keine Erfindung des Technologiezeitalters – schon um 1900 präsentierte Ferdinand Porsche auf der Weltausstellung in Paris ein fahrtaugliches Elektrofahrzeug, den Lohner-Porsche –, doch ihren Durchbruch feierten sie erst vor wenigen Jahren. Denn der Knackpunkt des E-Autos ist die Batterie. Und erst mit der Entwicklung leistungsfähiger Akkus zu Beginn der 2000er-Jahre wurde das Elektroauto alltagstauglich. Doch halt. Wer nun glaubt, das E-Zeitalter sei angebrochen, der irrt. Noch sind E-Autos auf unseren Straßen klar in der Minderheit. Denn den 42 Millionen E-Autos weltweit stehen mindestens 1,4 Milliarden Autos mit Benzin- oder Dieselmotor gegenüber. Und auch wenn sich die Verkaufszahlen der E-Autos dynamisch entwickeln – in Deutschland sind sie aufgrund gestrichener Förderungen jüngst jedoch stark zurückgegangen: Benziner und Dieselfahrzeuge werden nicht von heute auf morgen verschwinden. Das erklärt vielleicht auch, wa-rum sich gerade die deutschen Hersteller mit der Serienproduktion von E-Autos lange Zeit zurückgehalten haben. Man hatte wohl seine Zweifel am schnellen Erfolg. Nun gut, jetzt kommt das E-Auto. Das zeigt auch der jüngste Deal von Volkswagen. Die Wolfsburger steigen bei Rivian ein, einem US-Unternehmen, das in direkter Konkurrenz zu Tesla steht. Ein interessanter Schritt, denn Rivian bietet zwei SUVs als E-Version an. Nicht klein und platzsparend, stattdessen groß und kraftstrotzend, aber eben elektrisch. Auf den ersten Blick eine schwierige Kombination, denn Gewicht kostet Energie, aber trotzdem möglicherweise ein richtiger Schritt, um die Verkaufszahlen von E-Autos in Deutschland wieder anzukurbeln. Denn SUVs sind hierzulande sehr beliebt. Auch wenn ihre Anschaffung oft wenig Sinn macht – wer fährt schon offroad? –, dicke Karren mögen die Deutschen, und nicht nur die Deutschen.

„Surr surr“ so werden sich in Zukunft wohl die Autos in den beliebten Kindersendungen anhören, statt brumm brumm. Doch was bleibt, ist ihre protzige Größe. Immerhin etwas, an dem wir Autofahrer uns festhalten können. Mehr über E-Autos und die aktuellen Trends in der Automobilbranche finden Sie in der neuesten Ausgabe des Magazins Märkte & Zertifikate (siehe Seite 2).

Holger Bosse

Mit rund 20 Jahren Berufserfahrung im Investmentbanking, die meiste Zeit davon im Derivatebereich, kennt Holger Bosse das Börsengeschäft aus dem Effeff. Seit 2011 arbeitet er freiberuflich als Autor und Seminarleiter für Kapitalmarkttheorie.

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