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USA vs. China – Strafe muss sein
Warum die neuen US-Strafzölle gerechtfertigt sind
Die Ankündigung von US-Präsident Joe Biden kam nicht völlig überraschend. Die USA werden auf bestimmte Produkte aus China drastische Zölle erheben. Darunter E-Autos und Halbleiter. Und ebenso nicht überraschend fiel die Reaktion der heimischen Wirtschaftsmedien aus. „Handelskrieg“, titelten sie unisono. „Denn eins ist klar“, schrieb ein Redakteur, „Zölle führen zu neuen Zöllen, und am Ende verlieren alle.“
Nun, das ist alles schon irgendwie richtig, aber auch irgendwie nicht. Zumindest ist es unfair den USA gegenüber. Denn die Zölle haben eine Vorgeschichte. Schon vor einigen Jahren hat China zehn Schlüsseltechnologien definiert, in denen das Land weltweit führend sein will. „Made in China 2025“ heißt die Industriestrategie, die mittlerweile zwar aus der offiziellen Rhetorik Pekings verschwunden ist, an der die Regierung aber nach wie vor festhält. Die zehn Schlüsseltechnologien, zu denen auch die Elektromobilität gehört, sollen China nicht nur als Wirtschaftsmacht etablieren, sondern auch als politische Großmacht, sprich Weltmacht. Politik und Wirtschaft gehen in Peking Hand in Hand. Die Schlüsseltechnologien werden in China gefördert, ob direkt durch umfangreiche Subventionen oder indirekt durch bestimme Vergünstigungen. So kommt es, dass China im asiatischen Raum E-Autos für umgerechnet unter 10.000 Euro anbieten kann. Kommen diese Autos nun nach Europa oder in die USA, ist klar, dass westliche Unternehmen das Nachsehen haben. Die billigsten europäischen E-Autos liegen im Bereich von 30.000 Euro.
Dass die USA nun Strafzölle erheben, ist also verständlich und wahrscheinlich sogar vernünftig. Selbst mit den Strafzöllen sind Chinas E-Autos immer noch günstiger als viele in den USA hergestellte, aber zumindest ist die Kluft nicht mehr ganz so groß. Auch in Europa – in Brüssel – denkt man über entsprechende Schritte nach. Die Strafzölle dienen am Ende nur dazu, die in China gewährten Subventionen hierzulande auszugleichen. Nennen wir sie also nicht Strafzölle, sondern vielmehr Ausgleichszölle. Natürlich kann das alles am Ende zu einem Handelskrieg führen. Aber deswegen darf man nicht tatenlos zuschauen. Es besteht sonst schlichtweg die Gefahr, dass eines Tages Europa zur „Werkbank der Welt“ degradiert wird und als reiner Zulieferer agiert, eine Position, die lange Zeit China innehatte. So scheint man es auch an der Börse zu sehen.
Der Markt hat bislang relativ gelassen auf die neuen Ausgleichszölle reagiert. Selbst die Aktien chinesischer E-Auto-Hersteller wie BYD sind nur leicht unter Druck gekommen. „Am Ende verlieren alle“ – ja, aber vor allem jene, die aus Angst vor einem Handelskrieg nichts tun. Und das kann nicht im Interesse der deutschen Aktionäre sein.
Olaf Hordenbach
Der Autor ist Chefredakteur des Kundenmagazins von BNP Paribas MÄRKTE & ZERTIFIKATE. Zuvor war er über viele Jahre Chefredakteur eines großen deutschen Börsenmagazins. Nun ist er seit 17 Jahren selbstständiger Finanzjournalist.
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