Ein Szenario nach Marktbreite

05.05.2023 · von Dr. Michael Geke

Geht dem DAX die Puste aus?

Die Marktkapitalisierung des S&P 500 ist im Q1 2023 um 2400 Milliarden Dollar gestiegen. Nur zwei Aktien haben circa 50 Prozent dazu beigetragen. Die Top 20 haben 90 Prozent geliefert. Wäre der Index nur von den restlichen 480 Aktien getrieben, hätte der S&P 500 im Q1 nur 1,4 Prozent an Wert gewonnen. 

Aber ist das auch nachhaltig?

Schaut man sich den DAX einmal über die letzten Jahre durch die Brille des Quantmade Sentimentor an, dann sieht man im Chart Kaufzonen und Verkaufszonen.

Werte von +7 sind überkaufte Niveaus und sagen im Wesentlichen, dass der Markt auf breiter Front gestiegen ist und ein hoher Prozentsatz der Aktien im Index sich im Aufwärtstrend befindet. Je länger dieser Zustand andauert, desto mehr mahnt er zur Vorsicht. Attraktive Einstiegspunkte sind das nicht mehr. Einstiege werden vorwiegend bei circa -7 und weniger favorisiert, Ausstiege und erste Gewinnmitnahmen im oberen Bereich. Gut sichtbar ist die Divergenz des vorlaufenden Sentimentor im Jahr 2021 gegenüber dem DAX. In der zweiten Jahreshälfte 2021 hat die Tragkraft deutlich an Stärke verloren – trotzdem hat sich der Index weiterhin auf hohem Niveau gehalten. Technisch ist dies für einen Markt „ungesund“. Heilung würde hier nur versprechen, wenn der Sentimentor wieder anspringen würde. Dies würde Risiken auf der Abwärtsseite herausnehmen. Dies ist aber nicht passiert. Im Gegenteil, diejenigen Aktien, die den Markt noch hoch gehalten hatten, knickten Anfang 2022 ebenfalls ein und verstärkten somit den Abwärtsimpuls im Index. Das Bild 2021 ist ein Lehrbuchbeispiel für eine Indikator-/Index-Divergenz. Da der Index auf Basis der Einzelwerte berechnet wird, hat er auch eine entsprechende Aussagekraft. 

 

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Ebenfalls sieht man die Divergenz auf der Kaufseite Ende 2022. Der Indikator stieg schon an, während der DAX Ende Q3/Anfang Q4 2022 noch ein weiteres Tief ausbildete. Der starke Anstieg des Sentimentors führte zu einem starken Kaufsignal, das durch den Index in den nächsten Wochen und Monaten bestätigt wurde.

Aktuell zeigt sich im DAX eine technisch nicht einfache Situation. Für einen deutlichen Rücksetzer (wie er von einigen Analysten schon lange erwartet wird) müsste der Index Sentimentor mit Schwung durch die Nulllinie in Richtung -3 bis -5 fallen. Diese Bewegung würde den DAX für einen längeren Zeitraum von einigen Wochen/Monaten mit sich ziehen. Dieses Signal liegt aber noch nicht vor. Es baut sich jedenfalls eine Divergenz auf, die sich in diese Richtung entwickeln kann. Weitere Informationen zum Quant Sentimentor und zu Quantmade finden Sie auf www.quantmade.com

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Dr. Michael Geke hat sowohl einen naturwissenschaftlichen als auch einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Dabei setzte er sich während der Promotion intensiv mit computerbasierten Simulationsmodellen und -theorien auseinander. Vor der Gründung des Fintechs Quantmade hat er bereits ein Softwareunternehmen und eine Unternehmensberatung gegründet.