Die Märkte im Stresstest

02.09.2022 · von Dr. Michael Geke

Es wird weiter volatil bleiben

Es ist schon immer wieder verwunderlich, wie (präzise) die Aktienmärkte reagieren. Zwischen Juli und August 2022 haben wir eine 4-wöchige Sommerrally gesehen und viele Anleger konnten es kaum erwarten, in diese Rally sich einzukaufen. Was haben wir gesehen? Eine typische Bärenmarktrally und sogar eine , die deutlich weiter getragen hat, als selbst wir uns vorgestellt haben.

11 Faktoren, die diese Rally ausgelöst haben.

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die den Markt trotz zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Drucks nach oben getrieben haben:

1. Sehr leichte „Sommermärkte“ mit geringer Liquidität,

2. Taubenhaftinterpretierter FED-Präsident J. Powell in seinem Statement zum Juli-Zinsentscheid,

3. Leerverkäufer haben Positionen geschlossen,

4. Sehr schlechte Anlegerstimmung bei zahlreichen Bull-Bear  Indikatoren,

5. Fallende Ölpreise sorgen erstmal für Erleichterung

6. Aktive Phase der Aktienrückkaufprogramme insbesondere in USA

7. Geringe Aktienquote,

8. Teilweise besser als erwartete Quartalsgewinne (insbesondere US Big Tech),

9. Hoffnung, dass die Inflation den Höhepunkt erreicht hat (Peak Inflation),

10. Kleiner Verfallstag am 19.08.2022,

11. Quantmade Sentimentor kleiner als -7

Die Rally wurde insbesondere durch J. Powell gezündet und lief dann wie an der Schnur bis zum Verfallstag. Ein Bärenmarktrally, die man durchaus einrahmen darf und eine, die man leider nicht ernst nehmen durfte. Warum? Viele der Punkte sind Einmaleffekte und wir befinden uns technisch in einem übergeordneten Abwärtstrend. Weiterhin sind die politischen und ökonomischen Spannungen nach wie vor präsent.

12 Faktoren für erhöhte Volatilität

Was sind die beeinflussenden Marktfaktoren für den kommenden Monat? In den nächsten Monaten gibt und könnte es noch mehr Gegenwind für Unternehmen, Investoren und die Aktienmärkte geben:

1. Sinkende BIPs weltweit (insbesondere China),

2. Geopolitische Spannungen und Risiken (Taiwan, Ukraine),

3. Steigende Gas- und Energiepreise,

4. Steigende Erzeugerpreise,

5. Immer noch sehr hohe Inflation,

6. Short-Positionierungen von Anlegern wurde reduziert,

7. Starker US-Dollar gegenüber wichtigen Währungen,

8.  Steigende Renditen bei Anleihen zusammen mit steigenden Zinsen der Zentralbanken,

9. Anlegerstimmung in den neutralen Bereich gerutscht,

10. Sinkende durchschnittliche Gewinnerwartung bei den S&P 500 Aktien,

11. Die FED beschleunigt den Bilanzabbau am 22. September (95 Mrd. USD pro Monat),

12. Quantmade Sentimentor +/- 0

Diese Faktoren entladen sich nicht von heute auf morgen im Aktienmarkt. Sie sorgen aber dafür Dynamik und ausgeprägte Schwankungen.

Welche Möglichkeiten gibt es nun für Anleger?

Wer es ganz einfach machen möchte, der orientiert sich an technischen Indikatoren, da eine Interpretation der Auswirkungen auf einzelne Aktien sehr herausfordernd ist. Manchmal sind ja auch schlechte Nachrichten guten Nachrichten. Von der Quant Seite konzentrieren wir uns darauf, was die Systeme uns an Vorgaben geben. In Phasen hoher Volatilität am Aktienmarkt könnte man mehr Fokus auf System legen, die eine geringe Korrelation zum Index zeigen. In allen Fällen gilt es, Risiken so gut wie möglich zu managen.

Mehr infos unter quantmade.com

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Dr. Michael Geke hat sowohl einen naturwissenschaftlichen als auch einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Dabei setzte er sich während der Promotion intensiv mit computerbasierten Simulationsmodellen und -theorien auseinander. Vor der Gründung des Fintechs Quantmade hat er bereits ein Softwareunternehmen und eine Unternehmensberatung gegründet.