Nachhaltig investieren
China: Umweltargumente führten zum Bitcoin-Verbot
Im Mai 2021 kamen die ersten Einschränkungen zum Bitcoin-Mining in China. Im Juni verbot die erste Provinz diese energiefressende Produktion und Verarbeitung. Weitere Regionen folgten rasch. Und im Juli verfügte der staatliche chinesische Stromnetzbetreiber ein Verbot aller Bitcoin-Aktivitäten. Gleichzeitig arbeitet China an der Umstellung seines elektronischen Geldsystems auf eine neue Infrastruktur. Diese basiert zwar auf der gleichen Blockchain-Technologie wie der Bitcoin und die weiteren Kryptowährungen, aber das Design des neuen Netzes ist viel energieeffizienter, und die Knotenrechner, über welche die Transaktionen abgerechnet werden, befinden sich alle in China. Das Land will mit der modernen Infrastruktur nicht nur die Geldmenge und damit die Inflation präzise steuern. Es will auch Gelder viel zielgerichteter als bisher möglichen Empfängern zukommen lassen. Und auch für die Geschäftsbanken verändert sich dadurch vieles: Das Reporting erfolgt dann in Echtzeit, genauso wie das Risikomanagement. Unter dem Strich erhofft man sich ein sehr stabiles Geldsystem. Eine Stabilisierung des Geldsystems erscheint vor dem Hintergrund der gravierenden Ungleichgewichte in der chinesischen Wirtschaft inklusive einer großen Immobilienblase, verschuldeter Privathaushalte und hoch verschuldeter staatlicher Unternehmen dringend erforderlich. Der Bitcoin wiederum wird in China von den staatlichen Behörden auch als Gefährdung der Stabilität des Geldsystems betrachtet.
Die Zahlen zum Energieverbrauch für das Bitcoin-Mining, die das Cambridge Centre for Alternative Finance zusammengetragen hat, veranschaulichen die Wirkung der Schließung der Bitcoin-Mining-Zentren: Nach dem Verbot in China ist der globale Strombedarf des das Bitcoin-Netzes um 60 Prozent von über 140 auf weniger als 60 Terawattstunden (annualisiert) gesunken. Zum Vergleich: Finnland kommt auf einen jährlichen Stromverbrauch von 90 Terawattstunden. Das Bitcoin-Mining-Verbot in China ist lediglich ein Schritt von vielen Eingriffen, die noch folgen werden. Das Land muss in den kommenden Jahren seine Wirtschaft viel stärker in Richtung Nachhaltigkeit umbauen als die europäischen Länder. Denn Provinzregierungen mussten im Sommer 2021 teilweise Stromnetze abschalten, um die ihnen von der Zentrale in Peking vorgegebenen Emissionsziele zu erreichen. Dennoch wird der CO2-Ausstoß des Landes bis zum Jahr 2030 weiter massiv ansteigen, um danach viel stärker reduziert zu werden. China will innerhalb von 30 Jahren klimaneutral werden. Zum Vergleich: Die Vereinigten Staaten geben sich 45 Jahre, die EU 71 Jahre.
Das Bitcoin-Netz läuft allerdings auch nach den Schließungen in China problemlos weiter. Denn andere Länder wie Kasachstan oder El Salvador haben den Mining-Firmen vorteilhafte Angebote für einen Wechsel gemacht. Für die chinesischen Mining-Unternehmen sind die bisher verwendeten, für das Mining mit teuren Grafik-Chips optimierten Computer wertlos geworden. Der dadurch anfallende Elektroschrott ist indes noch das kleinste Umweltproblem.
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.
Matthias Niklowitz
Der Autor ist Wirtschafts- und Industrieanalyst in der Schweiz
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