Nachhaltig investieren

21.01.2022 · von Matthias Niklowitz

Jahresbilanz 2021: Zuflüsse, aber bescheidene Anlageerfolge

Auch 2021 war auf den ersten Blick ein gutes Jahr für nachhaltige Finanzanlagen: In Europa und den entwickelten asiatischen Märkten gab es bei den Anlageprodukten, die für Privatinvestoren gedacht sind, allein im vierten Quartal Zuflüsse von 115 Milliarden Euro. Auf Jahresbasis wuchsen die Anlagevolumina nachhaltiger Fonds und Finanzprodukte um insgesamt 20 Prozent, wenn man die Um- und Nachklassifikationen berücksichtigt. Solche nachträglichen Anpassungen erfolgen regelmäßig, wenn einzelne Fondshäuser ihre Eckwerte verspätet melden. In den USA waren die Verhältnisse mit einem Anlagevolumen-Plus von 17 Prozent für das Gesamtjahr ähnlich.

Hohe Wachstumszahlen bei den verwalteten Geldern bedeuten oft geringere Kosten für die einzelnen Fonds und Anleger, weil die Research-, Verwaltungs- und Verwahrungskosten in diesem wettbewerbsintensiven Markt eine wichtige Rolle spielen und bei höheren Volumina auf eine größere Zahl von Investoren umgelegt werden können. Unter dem Strich zählen aber für Investoren die Wertzuwächse im Vergleich zu den Benchmarks. Denn ESG-Anlagen müssen
sich auch hier mit den konventionellen Anlageinstrumenten messen. Hier zeigt sich eine gewisse Ernüchterung: Lediglich 40 Prozent der Fonds, die außerhalb der USA mit dem ESG-Label arbeiten, konnten 2021 ihre Vergleichsindizes schlagen. Zum Vergleich: Bei den konventionellen Fonds, die sich nicht um Nachhaltigkeitsvorgaben kümmern müssen (obwohl das etliche tun und diskret einen Bogen um problematische einzelne Firmen machen, weil sie oft auch eine schlechte Börsenstory sind), übertrafen 44 Prozent die Vergleichsindizes. Und noch ein Vergleich: 2020 hatten 59 Prozent der nachhaltigen Fonds in Europa besser als ihre Benchmarks abgeschnitten.

Diese Entwicklung ist kein europäisches Phänomen: In den USA sieht es ähnlich aus, auch wenn sich die Detailzahlen etwas anders verteilen. Im Vergleich zum Vorjahr hatten die ESG-Fonds damit 2021 etwas an Glanz verloren – jedenfalls wenn es um die Kursentwicklung geht. Dafür gibt es einige Gründe. Der wichtigste sind die Umklassifizierungen. Viele Fondsgesellschaften veränderten ihren Anlagemix und kamen dann mit dem neuen Label „grün“ oder „nachhaltig“. Mit der Veränderung der Mischung werden teilweise auch die bis dahin geltenden Abgrenzungen zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen Produkten verwässert. Und es zeigt sich, dass es auch hier immer schwieriger wird, den Markt über einige Zeit zu schlagen. Auch viele aktiv verwaltete konventionelle Anlagefonds lenken ihre
Gelder in Themen, von denen sie sich überdurchschnittliches Wachstum versprechen.

Damit müssen Fondsanleger ihre Auswahlkriterien verfeinern: Wenn, wie aus den Marktzahlen hervorgeht, viele einzelne Fonds umklassifiziert wurden, sind diese während den Umstellungsphasen keine echten „Pure Player“. Diese sind an eine mehrjährigen Vorgeschichte als nachhaltige Fonds erkennbar. Diese hatten sich in anderen schwierigen Marktphasen besser gehalten als der Gesamtmarkt - und solche Qualitäten werden auch in diesem Jahr vermehrt nachgefragt werden.

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von nachhaltigem Investieren berichtet Märkte & Zertifikate weekly an dieser Stelle jede Woche über Neuigkeiten am ESG-Markt sowie über die vielfältigen Aktivitäten von BNP Paribas in diesem Bereich.

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Matthias Niklowitz

Matthias Niklowitz ist Analyst und Journalist in Zürich (Schweiz). Themenbereiche sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Technologie. Nach dem Studium in Zürich (Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er in der universitären Forschung, bei Wirtschaftsmedien, in Banken und in Think Tanks in der Schweiz, in Frankreich, in Grossbritannien und in Deutschland. Matthias Niklowitz ist verheiratet, zur ganzen Familie gehören vier Kinder.

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