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Inflation - Die Sache mit den 3 D’s
Drei Trends treiben die Inflation an – noch.
Für die hohen Inflationszahlen werden von den Experten neben der aktuellen Entwicklung der Rohstoffversorgung aus Russland drei längerfristige Trends verantwortlich gemacht: die Demografie, die Deglobalisierung und die Dekarbonisierung. Die drei „D’s“ sind schnell erklärt. Die Demografie ist ein Problem, da die Bevölkerung in den westlichen Industrienationen im Schnitt immer älter wird. Das führt zu einem Engpass bei der arbeitenden Bevölkerung, die Löhne steigen, was die Produkte verteuert. Die Deglobalisierung lässt die Preise insgesamt steigen, weil der Zustrom an billigen Produkten aus Asien ins Stocken geraten ist. Ob es sich dabei nur um ein temporäres Phänomen handelt, wegen Corona, oder insgesamt die Globalisierung in ihre Grenze stößt, ist allerdings umstritten. Nun zum letzten „D“, der Dekarbonisierung.
Auch das ist schnell erklärt. Weil man sich dazu entschlossen hat, den Klimawandel abzumildern, muss man investieren, etwa in erneuerbare Energien. Auch das treibt die Preise erst einmal nach oben, weil zum Beispiel die Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen steigt. O. k., so weit, so gut. Doch meiner Ansicht nach endet damit die Geschichte nicht. Es geht weiter, denn allen drei „D’s“ wohnen Kräfte inne, die mittelfristig der Inflation entgegenwirken. Mangelt es zum Beispiel an Arbeitskräften, führt das zu einer Automatisierung von Produktionsabläufen. Gut zu sehen ist das etwa in Japan, das eine ungewöhnlich hohe Dichte an Robotern aufweist. Die Automatisierung führt zu einer Verbilligung bei der Produktion, was die Preise unter Druck bringt. Auch die hohen Investitionen in erneuerbare Energien könnten mittelfristig der Inflation entgegenwirken. Nicht wenige Experten sagen, durch den massiven Ausbau der Erneuerbaren werde bald so viel Energie erzeugt, dass die Strompreise massiv fallen werden. Manche behaupten sogar, dass wir in Zukunft unsere Häuser mit Strom heizen, weil die Preise dann so niedrig sind. Und die Deglobalisierung könnte deswegen deflationär wirken, weil schlichtweg die Lieferwege entfallen. Es wird regional produziert, da braucht man keine kostspieligen Transportwege mehr. Aber ohnehin steht ja infrage, ob die Deglobalisierung wirklich stattfindet. Vielleicht verlagern sich die Lieferketten auch nur, weg von Asien, hin zu Afrika und Lateinamerika.
Worauf es mir aber ankommt, ist, dass wir der Inflation nicht hilflos ausgeliefert sind. Die Inflation ist ein temporäres Phänomen, das nicht von Dauer sein wird, so meine Einschätzung. Demografie, Deglobalisierung und Dekarbonisierung werden mittelfristig der Inflation entgegenwirken, aber das wird sicherlich noch eine Zeit lang dauern. Bis dahin müssen wir uns an das neue Preisgefüge gewöhnen, und das werden wir auch.
Olaf Hordenbach
Der Autor ist Chefredakteur des Kundenmagazins von BNP Paribas MÄRKTE & ZERTIFIKATE. Zuvor war er über viele Jahre Chefredakteur eines großen deutschen Börsenmagazins. Nun ist er seit 17 Jahren selbstständiger Finanzjournalist.
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