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Cosco – Ein ungutes Gefühl
Cosco steigt beim Hamburger Hafen ein. War das eine schlaue Entscheidung?
War das eine gute Entscheidung? Bundeskanzler Scholz hat ein Machtwort gesprochen – nach der Laufzeit für Atomkraftwerke bis April schon das zweite in kurzer Zeit – und entschieden, ja, Cosco darf beim Hamburger Hafen einsteigen. Zwar nur in abgespeckter Variante – knapp 25 Prozent statt 35 Prozent –, aber ein klares Ja. Nun, man muss wissen, Cosco ist ein chinesischer Staatskonzern und bei Weitem nicht nur an Umsatz und Gewinn interessiert. Cosco ist, so sagen Experten, der verlängerte Arm Pekings. Es geht um chinesische Interessen, um Einfluss in Europa. Auch politischen Einfluss. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2018. Sie zeigt, fast zwei Drittel chinesische Beteiligungen an deutschen Unternehmen im Zeitraum von 2014 bis 2017 erfolgten in den zehn Schlüsselbranchen, in denen China eine international führende Position erreichen will – zum Beispiel in der Biomedizin, der Robotik oder in alternativen Antriebstechnologien für Autos.
Die Studie ist ein paar Jahre alt, dürfte vom Prinzip her aber immer noch stimmen und zeigt: Chinas Unternehmen – und dazu gehören natürlich vor allem auch Staatskonzerne wie Cosco – verfolgen eine übergeordnete Strategie. Was das im Extremfall heißen kann, zeigt gerade Russland mit seinem Gas. Wenn ihr nicht das macht, was wir wollen, drehen wir euch den Gashahn zu – Moskau benutzt Energie als Druckmittel. Nicht mehr, nicht weniger. Insofern erneut die Frage, war das eine schlaue Entscheidung? Zumindest war es eine Entscheidung zur unrechten Zeit.
Aber was sollte man stattdessen tun? Auf China verzichten? Das wird nicht funktionieren. Der deutsche Markt braucht China. Aber China braucht auch den deutschen Markt. So wehrlos sind wir gar nicht, wie uns manchmal vermittelt wird. Gerade jetzt, wo Chinas Wirtschaft schwächelt, sind die Herren aus Peking auf „Beistand“ angewiesen. Man geht davon aus, dass China im Jahr um sechs bis sieben Prozent wachsen muss, um die vielen Menschen im Land beschäftigen zu können. Und das muss China, weil Peking ja für sich in Anspruch nimmt, besser zu sein als die westlichen Demokratien. Für Peking geht es um die politische Legitimation. Und das sollten wir nutzen und Forderungen stellen. Was wäre denn, wenn wir im Gegenzug zur Beteiligung am Hamburger Hafen auch einen adäquaten Einstieg eines deutschen Unternehmens bei einem chinesischen Hafen verlangen würden? Wäre das kein gangbarer Weg gewesen? Gebe ich dir, gibst du mir – das hätten die Menschen hierzulande verstanden. Jetzt, ohne diese Forderung, bleibt einfach das ungute Gefühl, dass man in Berlin aus Nord Stream nichts gelernt hat.
Olaf Hordenbach
Der Autor ist Chefredakteur des Kundenmagazins von BNP Paribas MÄRKTE & ZERTIFIKATE. Zuvor war er über viele Jahre Chefredakteur eines großen deutschen Börsenmagazins. Nun ist er seit 17 Jahren selbstständiger Finanzjournalist.
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