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Thema der Woche: Stagflation - Zwei Mutige
Preise runter, Löhne rauf – auch gegen die Stagflation gibt es Maßnahmen
Die Stimmung könnte besser sein. Die Corona-Pandemie scheint erst einmal ihren Schrecken verloren zu haben, das Wetter wird besser, die Sonne scheint. Eigentlich sollten sich jetzt die Einkaufsstraßen füllen, die Menschen shoppen gehen. Doch das tun sie nicht, zumindest nicht so wie erhofft. Laut einer Umfrage des Nürnberger Forschungsunternehmens GfK befindet sich die Stimmung der Verbraucher in Deutschland auf einem Tiefpunkt. Der Grund dafür liegt natürlich auf der Hand, die stark gestiegenen Preise. Allein die Fahrt ins Stadtzentrum ist zu einem kostspieligen Unterfangen geworden – ein Liter Super-Benzin kostet knapp 2 Euro. Da sparen sich viele lieber die Fahrt und bleiben zu Hause.
Die Mischung ist gefährlich. Inflation einerseits und schwacher Konsum andererseits. In der Fachwelt gibt es dafür den Begriff der Stagflation, ein Kunstwort, zusammengesetzt aus den Wörtern Stagnation und Inflation. Das Problem der Stagflation ist, dass es aus ihr nur schwerlich ein Entkommen gibt. Egal, welche Maßnahmen der Staat ergreift, irgendwie wirken sie immer kontraproduktiv. Wirtschaftsförderprogramme etwa bekämpfen die Stagnation, fördern aber die Inflation. Und Zinserhöhungen zur Inflationseindämmung schwächen das Wirtschaftswachstum. Doch nur weil etwas schwierig ist, heißt das nicht, dass es keine Lösungen gibt. In Großbritannien haben ausgerechnet zwei Supermarktketten eine Antwort gefunden. Die Einzelhändler Asda und Morrisons, immerhin die Nummern drei und vier am britischen Markt, senken einerseits die Preise für einige Lebensmittel wie Reis und Nudeln, andererseits erhöhen sie die Löhne ihrer Angestellten. Ob hinter dieser Aktion mehr als nur ein PR-Gag steckt, darüber lässt sich streiten, die Wirkung der Maßnahmen ist unterdessen klar. Die Preissenkungen drücken die Inflationsrate, die Lohnerhöhungen sollen die Stimmung der Verbraucher heben und damit das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
Nun, zwei Supermarktketten machen noch keinen Frühling, könnte man vielleicht etwas lax formulieren, da muss schon eine ganze Volkswirtschaft mitmachen, um der Stagflation zu entkommen – aber die gute Nachricht ist eben, dass es durchaus Möglichkeiten gibt. Die Stagflation ist, auch wenn sie gerade als „Horrorgespenst“ durch die Medien geistert, kein Fatum, Schicksal, wie die Römer sagen würden. Auch auf die Stagflation gibt es Antworten.
Mehr zum Thema Stagflation lesen Sie übrigens in der neuen MÄRKTE & ZERTIFIKATE, die Sie ab dem 2. Mai unter www.bnp.de herunterladen können.
Holger Bosse
Mit rund 20 Jahren Berufserfahrung im Investmentbanking, die meiste Zeit davon im Derivatebereich, kennt Holger Bosse das Börsengeschäft aus dem Effeff. Seit 2011 arbeitet er freiberuflich als Autor und Seminarleiter für Kapitalmarkttheorie.
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