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Optionsschein auf einen Blick
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Der Optionsschein ist der „Klassiker“ unter den Hebelprodukten. Bereits im 17. Jahrhundert wurde die Züchtung neuer Tulpenarten mithilfe von Optionsscheinen finanziert.
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Optionsscheine haben weder eine Stop-Loss- noch eine Knock-out-Schwelle und können daher nicht vorzeitig wertlos verfallen. Sie sind insofern nicht ganz so riskant wie Turbos und MINI Futures.
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Neben der Kursentwicklung des Basiswertes sind weitere Faktoren für die Preisbildung von Optionsscheinen während der Laufzeit verantwortlich. Sie zählen damit zu den komplexeren Hebelprodukten, und interessierte Anleger sollten sich unbedingt mit den charakteristischen Produkteigenschaften vertraut machen.
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Optionsscheine sind Wertpapiere mit einem Totalverlustrisiko.
››Mit Tulpen fing alles an‹‹
Sie haben eine dezidierte Meinung über die zukünftige Kursbewegung eines bestimmten Kapitalmarktprodukts, etwa einer Aktie oder eines Rohstoffs. Sie möchten über einen begrenzten Zeitraum, der mehrere Wochen oder Monate betragen kann, mit Hebelwirkung auf diese erwartete Kursbewegung setzen. Sie möchten nicht das Risiko eines Knock-outs oder eines Stop-Loss, das heißt eines vorzeitigen Verfalls, tragen, sind sich aber des Risikos einer Fehleinschätzung und eines daraus resultierenden möglichen Totalverlusts bewusst. Bei einem solchen Ausgangsszenario dürfte unter den Hebelprodukten der Optionsschein die erste Wahl für Sie sein. Mit Optionsscheinen partizipieren Sie überproportional an steigenden (Call) oder fallenden (Put) Kursen eines Basiswertes. Das kann grundsätzlich jedes Kapitalmarktprodukt sein, also eine Aktie oder ein Aktienindex, aber auch der Bund Future, eine Währung oder ein Rohstoff. Wie bei allen Hebelprodukten haben die Kursbewegungen des Basiswertes einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Preisbildung von Optionsscheinen, aber im Gegensatz zu Turbos und MINI Futures spielen dabei auch andere Faktoren, etwa die Laufzeit, eine große Rolle. Der Anleger muss deswegen davon ausgehen, dass eine ausgeprägte und kontinuierliche Synchronisation zwischen der Kursentwicklung des Basiswertes und der des Optionsscheins während der Laufzeit die Ausnahme und nicht die Regel ist.
Call und Put
Mit Optionsscheinen können Sie sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse des Basiswertes setzen. Mit Calls setzen Sie auf steigende, mit Puts auf fallende Kurse.
Optionsrecht
Die grundlegende Funktion von einem Optionsschein besteht darin, dass sie dem Anleger das Recht gewähren, den Basiswert an oder während eines bestimmten Zeitraums zu einem vorher vereinbarten Preis zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Dieser vorher vereinbarte Preis wird Basispreis genannt.Bei Calls macht es wirtschaftlich nur dann Sinn, von seinem Optionsrecht Gebrauch zu machen, wenn der aktuelle Kurs des Basiswertes über dem Basispreis notiert. Bei Puts macht es wirtschaftlich nur dann Sinn, von seinem Optionsrecht Gebrauch zu machen, wenn der aktuelle Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis notiert. Es gibt im Handel mit Optionen grundsätzlich die Möglichkeit, das Recht des Anlegers auf Ausübung auf das Laufzeitende zu beschränken (sogenannte „europäische Option“). Am deutschen Optionsscheinmarkt hat es sich aber zumindest bei Aktien als Basiswert zu einem Produktstandard entwickelt, dass das Optionsrecht während der gesamten Laufzeit ausgeübt werden kann (sogenannte „amerikanische Option“). Da das der Fall ist, wollen wir uns im Folgenden auf diese Variante, also die der jederzeit möglichen Ausübung beschränken. Bitte beachten Sie aber, dass die Endgültigen Angebotsbedingungen auch in diesem Fall Einschränkungen enthalten können sowie für eine wirksame Ausübung gewisse Formalitäten verlangen, die Sie einhalten müssen.
Optionsrecht „light“
Ein Optionsschein hat noch einen weiteren Produktstandard, den Sie kennen sollten. Bei der Ausübung des Optionsrechts durch den Anleger wird in der Regel der umständliche und aufwendige Weg des physischen Kaufs (Call) oder Verkaufs (Put) des Basiswertes vermieden. Stattdessen erhält der Anleger im Fall der Ausübung von Optionsscheinen einen Abrechnungsbetrag. Dieser entspricht der Differenz aus dem aktuellen Kurs des Basiswertes, dem Ausübungskurs, und dem Basispreis. Im Fall eines Calls ist das wirtschaftlich identisch mit der Situation, in der ein Anleger seinen Call physisch ausübt, den Basispreis bezahlt und die erhaltene Aktie sofort wieder am Markt verkauft.
Beispiel Call: Die A&A Aktie notiert bei 11 Euro. Ein Call auf die A&A Aktie hat eine Laufzeit von einem Jahr und einen Basispreis in Höhe von 10 Euro. Der Anleger hat das Recht, jederzeit während der Laufzeit sein Optionsrecht auszuüben, und erhält unter den genannten Bedingungen einen Abrechnungsbetrag in Höhe der Differenz von Ausübungskurs und Basispreis, also 1 Euro.¹ Im Fall eines Puts ist das wirtschaftlich identisch mit der Situation, in der ein Anleger seinen Put physisch ausübt, den Basiswert zum Ausübungskurs am Markt erwirbt und ohne Zeitverzögerung zum Basispreis an den Emittenten verkauft. Beispiel Put: Die A&A Aktie notiert bei 9 Euro. Ein Put auf die A&A Aktie hat eine Laufzeit von einem Jahr und einen Basispreis in Höhe von 10 Euro. Der Anleger hat das Recht, jederzeit während der Laufzeit sein Optionsrecht auszuüben, und erhält unter den genannten Bedingungen einen Abrechnungsbetrag in Höhe der Differenz von Basispreis und Ausübungskurs, also 1 Euro.² Noch ein wichtiger Hinweis zum Ende der Laufzeit: Sofern Sie den Optionsschein bis zum Bewertungstag nicht ausgeübt haben, erfolgt am Ende der Laufzeit eine automatische Ausübung, sofern der Optionsschein werthaltig ist, das heißt, sich ein positiver Abrechnungsbetrag ergibt. Der Ausübungskurs entspricht dann dem Referenzpreis.
¹ 11 - 10 = 1; ² 10 - 9 = 1
Hebelwirkung und Kapitaleinsatz
Die Hebelwirkung von einem Optionsschein entsteht dadurch, dass Sie weniger Kapital einsetzen müssen als für eine Anlage in den jeweiligen Basiswert und dessen Kursbewegungen trotz des geringeren Kapitaleinsatzes nachvollzogen werden. Die Hebelwirkung wirkt allerdings in beide Richtungen und bedeutet daher nicht zwingend einen Vorteil für Sie als Anleger, da auch Kursverluste des Basiswertes (ungünstig bei Call Optionsscheinen) bzw. Kursgewinne (ungünstig bei Put Optionsscheinen) gehebelt werden.Im Gegensatz zu Turbos und MINI Futures werden die Kursbewegungen des Basiswertes während der Laufzeit nur in Ausnahmefällen 1:1 nachvollzogen. Für die folgende beispielhafte Erläuterung der Hebelwirkung wollen wir uns aber auf das Laufzeitende beziehen.
Beispiel Call: Die A&A Aktie notiert bei 11 Euro. Ein Call auf die Aktie hat eine Laufzeit von einem Jahr, einen Basispreis in Höhe von 10 Euro und wird zu 2 Euro angeboten. Die Aktie steigt bis zum Laufzeitende des Calls auf 15 Euro. Während der Anleger bei der Aktie eine Rendite vor Kosten in Höhe von rund 36,4 % zuzüglich einer gegebenenfalls gezahlten Dividende erzielt hätte³, erwirtschaftet der Call eine Rendite vor Kosten in Höhe von 150 %.⁴
³ 15 / 11 - 1 = 0,3636; ⁴ (15 - 10) / 2 - 1 = 1,5
Beispiel Put: Die A&A Aktie notiert bei 9 Euro. Ein Put auf die Aktie hat eine Laufzeit von einem Jahr, einen Basispreis in Höhe von 10 Euro und wird zu 2 Euro angeboten. Die Aktie fällt bis zum Laufzeitende des Puts auf 6 Euro. Mit dem Put erwirtschaftet der Anleger dennoch eine positive Rendite vor Kosten in Höhe
von 100 %.⁵
⁵ (10 - 6) / 2 - 1 = 1
Basispreis und Hebelwirkung
Während Anleger bei Turbos und MINI Futures die gewünschte Hebelwirkung ausschließlich über die Höhe des Basispreises steuern können, kann dies in dieser Ausschließlichkeit bei Optionsscheinen nicht gelten. Das lässt sich alleine schon daran erkennen, dass Calls und Puts Basispreise haben können, die über (Call) oder unter (Put) dem aktuellen Wert des Basiswertes liegen. Eine solche Gestaltung der Produktkonditionen ist bei Turbos wegen des Knock-outs und bei MINI Futures wegen des Stop-Loss gar nicht möglich. Auch ohne tief reichende Kenntnisse der Optionspreistheorie sollte man nachvollziehen können, dass ein Call, dessen Basispreis sehr viel höher liegt als der aktuelle Kurs des Basiswertes, dessen Kursbewegungen, wenn überhaupt, nur in abgeschwächtem Maß nachvollzieht. Dies gilt vor allem dann, wenn die verbleibende Laufzeit sehr kurz ist. Die ersehnte Hebelwirkung kann daher gegebenenfalls ausbleiben. Gleiches gilt für Puts, deren Basispreis sehr viel tiefer liegt als der aktuelle Kurs des Basiswertes.
Preis
Bei Turbos und MINI Futures orientiert sich der Erwerbspreis immer sehr stark an der Differenz zwischen dem Basispreis und dem aktuellen Kurs des Basiswertes. So einfach ist das bei Optionsscheinen nicht. Hier wird der Erwerbspreis aus der Addition zweier Wertkomponenten, die getrennt voneinander analysiert werden können, ermittelt: dem „Inneren Wert“ und dem „Zeitwert“.
Innerer Wert
Der Innere Wert ist die Differenz zwischen dem Basispreis und dem aktuellen Kurs des Basiswertes.
Beispiel Call: Die A&A Aktie notiert bei 11 Euro. Ein Call auf die Aktie hat eine Laufzeit von einem Jahr, einen Basispreis in Höhe von 10 Euro und wird zu 0,50 Euro angeboten. In diesem Fall könnte der Anleger den Call zu 0,50 Euro erwerben und gleichzeitig ausüben. Er würde dann die Differenz zwischen dem aktuellen Kurs, 11 Euro, und dem Basispreis, 10 Euro, also 1 Euro erhalten und hätte bei einem Kapitaleinsatz von 0,50 Euro einen Gewinn vor Kosten in Höhe von 0,50 Euro erzielt. Der Call muss also mindestens mit seinem Inneren Wert, 1 Euro, bewertet werden.
Beispiel Put: Die A&A Aktie notiert bei 9 Euro. Ein Put auf die Aktie hat eine Laufzeit von einem Jahr, einen Basispreis in Höhe von 10 Euro und wird zu 0,50 Euro angeboten. In diesem Fall könnte der Anleger den Put zu 0,50 Euro erwerben und gleichzeitig ausüben. Er würde dann die Differenz zwischen dem Basispreis, 10 Euro, und dem aktuellen Kurs, 9 Euro, also 1 Euro erhalten und hätte bei einem Kapitaleinsatz von 0,50 Euro einen Gewinn vor Kosten in Höhe von 0,50 Euro erzielt.Der Put muss also mindestens mit seinem Inneren Wert, 1 Euro, bewertet werden.
Der Zeitwert
Im Gegensatz zu Turbos und MINI Futures erleben Optionsscheine ihr Laufzeitende – vorbehaltlich einer Kündigung durch den Emittenten – in jedem Fall. Somit besteht auch die Chance für den Anleger, dass der Kurs des Basiswertes über (Call) oder unter (Put) dem Basispreis notiert, bis zum Laufzeitende. Dieser Chance können mit finanzmathematischen Methoden eine Eintrittswahrscheinlichkeit und ein Wert beigemessen werden. Es sollte Sie nicht wundern, dass diese Chance am Kapitalmarkt nicht unentgeltlich angeboten wird, sondern dass dafür ein Preis gezahlt werden muss. In dernOptionssprache wird diese Chance, der eine Eintrittswahrscheinlichkeit beigemessen werden kann, Zeitwert genannt. Deswegen ist ein Call, dessen Basispreis über, bzw. ein Put, dessen Basispreis unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes notiert, während der Laufzeit grundsätzlich nicht wertlos, selbst wenn seine Ausübung wirtschaftlich sinnlos wäre. Die Preise beider Optionsscheine werden in diesem Fall ausschließlich durch den Zeitwert bestimmt. Für den Augenblick soll es uns genügen, zu wissen, dass Optionsscheine einen Zeitwert haben. Halten wir fest, dass sich der Erwerbspreis von Optionsscheinen als Addition von Innerem Wert und Zeitwert darstellen lässt. Diese Gleichung kann man leicht umformen, sodass man folgende neue Gleichung erhält: Zeitwert = Erwerbspreis – Innerer Wert.
Beispiel Call: Die A&A Aktie notiert bei 11 Euro. Ein Call auf die Aktie hat eine Laufzeit von einem Jahr, einen Basispreis in Höhe von 10 Euro und wird zu 2,50 Euro angeboten. Der Innere Wert beträgt 1 Euro⁶, also muss der Zeitwert 1,50 Euro betragen.⁷
⁶ 11 - 10 = 1; ⁷ 2,5 - 1 = 1,5
Beispiel Put: Die A&A Aktie notiert bei 9 Euro. Ein Put auf die Aktie hat eine Laufzeit von einem Jahr, einen Basispreis in Höhe von 10 Euro und wird zu 2,50 Euro angeboten. Der Innere Wert beträgt 1 Euro⁸, also muss der Zeitwert 1,50 Euro betragen.⁹
⁸ 10 - 9 = 1; ⁹ 2,5 - 1 = 1,5
Laufzeit
Die Laufzeit hat einen entscheidenden Einfluss auf den Preis von Optionsscheinen. Je länger die Laufzeit, umso höher der Preis. Umgekehrt gilt: Je kürzer die Laufzeit, umso niedriger der Preis. Diese Gesetzmäßigkeit ergibt sich aus dem gerade erläuterten Zeitwert. Je länger die Lebensdauer einer Chance, umso höher ihre Eintrittswahrscheinlichkeit und damit auch ihr Wert.
Zeitwertverlust
Aus dem eben Gesagten folgt aber auch, dass der Zeitwert zum Ende der Laufzeit gegen null läuft. In der Tat handeln Optionsscheine dann immer näher an ihrem Inneren Wert. Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass Optionsscheine einem Zeitwertverlust unterliegen.
Beispiel Call: Die A&A Aktie notiert heute exakt wie vor einem Jahr bei 11 Euro. Ein Call auf die Aktie hat eine Laufzeit von einem Jahr, einen Basispreis in Höhe von 10 Euro und wurde vor einem Jahr zu 2 Euro angeboten. Heute, am Ende der Laufzeit, sinkt der Zeitwert auf null und der Optionsschein handelt nur noch in Höhe des Inneren Wertes, also bei 1 Euro.
Beispiel Put: Die A&A Aktie notiert exakt wie vor einem Jahr bei 9 Euro. Ein Put auf die Aktie hat eine Laufzeit von einem Jahr, einen Basispreis in Höhe von 10 Euro und wurde vor einem Jahr zu 2 Euro angeboten. Heute, am Ende der Laufzeit, sinkt der Zeitwert auf null und der Optionsschein handelt nur noch in Höhe des Inneren Wertes, also bei 1 Euro.
Restbetrag
Am Ende der Laufzeit bestimmt die Differenz zwischen Basispreis und Referenzpreis den Inneren Wert und damit den Ausübungsbetrag von Optionsscheinen. Der Ausübungsbetrag kann im schlechtesten Fall rechnerisch null betragen. Das ist dann der Fall, wenn der Basispreis eines Calls auf oder über dem Referenzpreis liegt bzw. der Basispreis eines Puts auf oder unter dem Ausübungsbetrag. In diesem Fall zahlt der Emittent einen Restbetrag in Höhe von 0,001 Euro. Der Anleger erleidet also trotz Zahlung des Restbetrags nahezu einen Totalverlust.
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