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Delta Air Lines – Trotz guter Geschäfte ist Aktie im Sinkflug
Die US-Fluggesellschaft erfreut sich starker Ergebnisse. Die Investoren preisen offenbar allerdings eine kräftige Eintrübung der Gewinnaussichten ein.
Die Aktie von Delta Air Lines ist auf Sinkflug und nähert sich zusehends den 52-Wochen-Tiefs. Zuletzt war sie nach dem Beginn des Israel-Kriegs in den frühen Stunden des 7. Oktober eingebrochen, weil der Ölpreis nach oben geschossen war.
Wenige Tage später am 12. Oktober hat die Fluggesellschaft zwar gute Quartalszahlen vorgelegt. Allerdings hat das Unternehmen die Gewinnprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Das und vor allem die weitere Eskalation des Israel-Kriegs hat dann für zusätzlichen Verkaufsdruck bei dem Papier gesorgt.
Dass Unternehmen bietet mit rund 100.000 Mitarbeitern täglich mehr als 4.000 Flüge zu mehr als 280 Destinationen auf 6 Kontinenten an.
Fokussierung auf Premiumangebote
Der Konzern hat im zweiten Quartal dank eines kräftigen Wachstums der Passagierzahlen den Umsatz (laut US-GAAP) um 11 Prozent auf 15,5 Milliarden Dollar gesteigert. Dabei ist der Erlös im Passagiergeschäft um 14 Prozent auf 13,1 Milliarden Dollar gewachsen, womit es 84,7 Prozent der Konzernerlöse ausmacht.
Dabei erfreuten sich vor allem hochpreisige Tickets starker Nachfrage. Der Umsatz in dem Segment ist um 17 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar gestiegen. Viele Kunden haben sich die hervorragende Pünktlichkeit der Flüge und die Annehmlichkeiten, wie die größere Beinfreiheit, ein beschleunigter Check-In, sowie Sicherheits- und Gepäckservice, und alkoholische Getränke ordentlich was kosten lassen.
Wachstumsmotor bei Delta war das Auslandsgeschäft. Während die Einnahmen auf dem Heimatmarkt um lediglich 6 Prozent auf 8,7 Milliarden Dollar gewachsen sind (das sind 66 Prozent der Erlöse im Passagiergeschäft), verbuchten jene mit ausländischen Passagieren ein Plus von satten 35 Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar. Dabei legten die Erlöse beispielsweise im Transatlantikgeschäft um 34 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar zu.
Hingegen ist das Frachtgeschäft auf nurmehr 154 Millionen Dollar eingebrochen, während der Umsatz im Bereich „Sonstiges“ leicht zurückgegangen ist auf 2,2 Milliarden Dollar. Bei letzterem stammten 935 Millionen Dollar aus dem Raffineriegeschäft, betreibt doch Delta Air Lines über eine Tochtergesellschaft eine hauseigene Raffinerie in Trainer (US-Bundesstaat Pennsylvania).
Starke Profitabilität
Abzüglich der Raffinerieeinnahmen weist Delta Air Lines einen bereinigten Umsatz aus – das ist die für Analysten und Investoren üblicherweise bedeutendere Kennzahl. Er ist um 13 Prozent auf 14,6 Milliarden Dollar gestiegen – das war ein Rekordwert für ein drittes Quartal.
Der bereinigte operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), ist um 32 Prozent auf 2,0 Milliarden Dollar gestiegen. Im Verhältnis zum bereinigten Umsatz entspricht das einer Marge von 13,5 Prozent, gegenüber 11,6 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Dabei musste die Airline den stark gestiegenen Ölpreis verdauen. So ist der bereinigte Preis für eine Gallone Flugbenzin auf 2,78 Dollar gestiegen, gegenüber 2,52 Dollar im Vorquartal.
Deutliche Besserung der Schuldensituation
Der Konzern hat den sprudelnden Gewinn genutzt, um die Schulden im vergangenen Quartal um 724 Millionen Dollar gegenüber dem Vorquartal abzubauen (davon 300 Millionen Dollar vorzeitig), womit die Nettoschulden bei 20,2 Milliarden Dollar liegen.
Seit Jahresanfang hat der Konzern damit Schulden von 3,7 Milliarden Dollar zurückgezahlt, bis zum Jahresende sollen es mehr als 4 Milliarden Dollar werden. Auf diese erfreuliche Entwicklung hat die Ratingagentur S&P Global Ratings reagiert und das Rating auf BB+ angehoben. Damit fehlt nur noch eine Anhebung um 1 Stufe bis zu einem Investment Grade-Rating.
Von den verbliebenen Schulden haben 89 Prozent feste Zinsen mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 4,5 Prozent, die restlichen 11 Prozent haben variable Zinsen. Ein weiterer Anstieg der Zinsen für US-Staatsanleihen, der auch die Zinsen für Unternehmensschulden nach oben treibt, wäre damit schlechte Nachrichten für Delta.
Gewinnprognose gesenkt
Bei der Zahlenvorlage gab sich Vorstandschef Ed Bastian sehr zufrieden. Er erhöhte die Umsatzprognose für das Gesamtjahr und strebt nun einen Zuwachs von rund 20 Prozent an, nachdem er zuvor ein Plus von 17 bis 20 Prozent in Aussicht gestellt hatte.
Allerdings hat er die Prognose für die bereinigte operative Marge von „mehr als 12 Prozent“ auf „rund 11,5 Prozent“ gesenkt.
Außerdem hat Bastian den Ausblick für den bereinigten Gewinn je Aktie auf 6,0 bis 6,25 Dollar eingedampft, statt der zuvor geplanten 6,0 bis 7,0 Dollar. Allerdings lag die Mitte der neuen Spanne (6,13 Dollar) deutlich über den Schätzungen der Analysten von 6,03 Dollar.
Grund für die Senkung der Gewinnprognose sind die höher als erwarteten Preise für Flugbenzin sowie die höher als geplanten Kosten für die Wartung der Flugzeuge, haben die Reparaturen doch länger gedauert, während ein Zulieferer Schwierigkeiten mit der Lieferung von Teilen für Flugzeugtriebwerke hatte (siehe Beitrag „Rolls-Royce Holdings – Konzernumbau lässt Gewinn in luftige Höhen abheben“).
Bastian verwies darauf, dass zwar einige Billigflieger aus den USA zuletzt vor einer schwächeren Nachfrage gewarnt hätten (siehe Beitrag „American Airlines – Etliche Faktoren sorgen für Sinkflug“). Davon sei aber bei Delta nichts zu spüren, gerade das Geschäft mit den hochpreisigen Tickets laufe vor allem auf dem Heimatmarkt „sehr, sehr gut.“
Analysten prognostizieren starke Verlangsamung des Wachstums
Laut den Schätzungen der Analysten soll der bereinigte Umsatz in diesem Jahr um knapp 20 Prozent auf 54,63 Milliarden Dollar nach oben schießen. Zudem soll das bereinigte Ebit auf 6,25 Milliarden Dollar nach oben springen, was einer Marge von 11,4 Prozent entsprechen würde, womit Bastians Prognose quasi punktgenau erreicht würde.
Allerdings soll sich das Wachstum laut den Finanzprofis im kommenden Jahr stark abschwächen. So soll der Umsatz um lediglich 3,5 Prozent auf 56,53 Milliarden Dollar zulegen. Beim bereinigten Ebit wird ein Zuwachs um 3,3 Prozent auf 6,45 Milliarden Dollar vorhergesagt.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Obwohl Bastian versucht hat, Zuversicht zu verbreiten ist die Aktie bereits Mitte Juli von ihrem 52-Wochen-Hoch nach unten gedreht und seitdem auf Talfahrt. Meiner Meinung nach liegt das bei Weitem nicht nur an den kräftig gestiegenen Ölpreisen, sondern vor allem an den stark gestiegenen US-Zinsen. Damit trüben sich die Aussichten für die US- und damit die Weltwirtschaft und somit für die Luftfahrtbranche erheblich ein.
Wenn es aufgrund der hohen Inflation und der stark gestiegenen Zinsen zu einer Rezession in den USA kommen sollte, was ich befürchte, sollte die bislang robuste Nachfrage nach Flugreisen kräftig nachlassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Geschäft der US-Billigflieger deutlich unter Druck bleibt, und jenes von Delta, gerade mit hochpreisigen Tickets, weiter brummen sollte.
Ein derartiges Szenario macht für mich absolut keinen Sinn. Im Falle einer Rezession sollte die Fokussierung auf hochpreisige Tickets meiner Meinung nach keine gute Strategie sein.
Vielmehr sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Schwäche von den Billigfliegern auf Delta überschwappt. Dann sollte der Abwärtsdruck auf die Ticketpreise deutlich zunehmen.
Auf der Analystenkonferenz hat Bastian eingeräumt, dass sich das Kapazitätswachstum in den USA im vierten Quartal abschwächen soll, und die dortigen Kapazitäten im ersten Quartal 2024 auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums oder leicht darunter liegen sollen.
Zur Erinnerung: Das US-Geschäft macht zwei Drittel der Einnahmen im Passagiergeschäft aus und ist damit viel wichtiger für Delta als das Auslandsgeschäft.
Ähnlich schwach wie in den USA dürfte im Falle einer Konjunkturflaute in vielen anderen Ländern der Welt die dortige Nachfrage nach Flugreisen sein.
Ich fürchte, der Sinkflug der Aktie signalisiert, dass das Geschäft von Delta Air Lines im kommenden Jahr deutlich schwächer sein dürfte als Analysten derzeit vorhersagen. Mich würde ein deutlicher Gewinneinbruch im kommenden Jahr keineswegs überraschen.
Bastian kündigt „Normalisierung“ des Wachstums an
Bastian hat zudem gesagt, dass nach dem nie dagewesenen Wachstum der Airline nach der Pandemie nun erst einmal eine Optimierung der Geschäftsabläufe ganz oben auf der Agenda steht. „Das Wachstum normalisiert sich im nächsten Jahr“, sagte der Vorstandschef.
Das Schlimmste was Delta in meinem Szenario passieren könnte wäre, wenn gleichzeitig auch noch die Preise für Flugbenzin weiter steigen sollten. Hingegen könnte im Falle einer Deeskalation des Israel-Kriegs der Ölpreis deutlich sinken, was für Abwärtsdruck auf den Preis von Flugbenzin sorgen würde. Das würde die Delta-Aktie stützen.
Aktuell liegt der Börsenwert bei 21,9 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 20,2 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 42,1 Milliarden Dollar. Das ist das 6,5-Fache des bereinigten Ebit, das Analysten für 2024 vorhersagen.
Das zeigt die Skepsis der Investoren – meiner Meinung nach völlig zu Recht, hat doch Delta üblicherweise ein sehr, sehr zyklisches Geschäft.
Und das 2024er-KGV liegt bei lediglich 5,1.
Wie oben geschrieben gehe ich allerdings davon aus, dass die Gewinnschätzungen für das nächste Jahr viel zu hoch sind und im Laufe des Jahres 2024 kräftig gesenkt werden dürften.
Insgesamt gehe ich daher davon aus, dass der Sinkflug der Aktie von Delta Air Lines weitergehen dürfte.
Umso gespannter warte ich auf die Quartalszahlen der wichtigsten Konkurrenten: United Airlines legt am Dienstagabend, 17. Oktober nach Börsenschluss in den USA die Ergebnisse vor, am 19. Oktober zieht American Airlines nach.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Delta Air Lines (A0MQV8) neben Zertifikaten, Mini Futures, Unlimited Turbos und Optionsscheinen auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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