Discount-Zertifikate auf einen Blick

13.10.2021

In diesem Kapitel geht es darum, Ihnen die Discount-Zertifikate auf einen Blick darzustellen.

  • Discount-Zertifikate eignen sich in erster Linie für Anleger, die von einer Seitwärtsbewegung des Basiswertes ausgehen.

  • Je nach Höhe des Caps können aber auch bei fallenden Kursen des Basiswertes positive Renditen erwirtschaftet werden.

  • Discount-Zertifikate sind hinsichtlich der Konstruktion individueller Risiko-Rendite-Profile extrem flexibel, sodass der Anleger seine individuelle Erwartungshaltung genauestens abbilden kann.

  • Discount-Zertifikate können auch zu Verlusten bis hin zum Totalverlust führen.

››Seitwärts vorankommen.‹‹

Börsen durchleben nicht nur Phasen ausgeprägter Auf- oder Abwärtsbewegungen, sondern können auch für einen bestimmten Zeitraum schlicht und einfach auf der Stelle treten. Die Direktanlage in einen Basiswert, also etwa eine Aktie oder einen Rohstoff, ist dann nicht wirklich eine lohnende Angelegenheit. Aktienanleger erhalten dann immerhin noch eine Dividende, sofern das Unternehmen Gewinne ausschüttet. Mangels Ausschüttungen oder Zinsen geht der Anleger jedoch bei einer Direktanlage in Rohstoffe leer aus.

Anders gestalten sich Seitwärtsbewegungen für Zertifikateanleger, denn mit dem richtigen Produkt können auch dann attraktive Renditen erwirtschaftet werden. Der bei Anlegern mit Abstand beliebteste Zertifikatetyp für Seitwärtsbewegungen ist das Discount-Zertifikat, der Klassiker unter den Zertifikaten.

Rendite, auch wenn‘s mal hakt

Discount-Zertifikate beziehen sich auf einen Basiswert, der in der Regel eine Aktie oder ein Aktienindex ist, aber auch ein Rohstoff oder ein Wechselkurs sein kann. Am Ende der Laufzeit erhält der Anleger als Rückzahlung einen Geldbetrag, der – ein Bezugsverhältnis von 1:1 vorausgesetzt – dem Kurs des Basiswertes zum Laufzeitende entspricht, maximal jedoch einen Höchstbetrag. Dieser Höchstbetrag entspricht unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses dem Cap. Die Gewinnchancen des Zertifikateanlegers sind also begrenzt, und zwar auf den Höchstbetrag. Als Ausgleich für diese Begrenzung der Gewinnchance erhält der Anleger einen messbaren Vorteil: Der Erwerbspreis für das Discount-Zertifikat ist niedriger als der aktuelle Kurs des Basiswertes.

Ein Beispiel: Die A&A Aktie notiert bei 100 Euro und zahlt keine Dividende. Das Bezugsverhältnis beträgt 1:1. Ein auf diese Aktie bezogenes Discount-Zertifikat soll eine Laufzeit von rund einem Jahr und einen Cap in Höhe von 110 Euro haben. Der Höchstbetrag entspricht im Beispiel dem Cap. Der Erwerbspreis für dieses Discount-Zertifikat läge dann unter 100 Euro, beispielsweise bei 90 Euro.

Zahlung am Laufzeitende: Höchstbetrag oder Referenzpreis

Für die tatsächliche Höhe der Tilgung des Discount-Zertifikates ist häufig der Schlusskurs des Basiswertes, in diesem Fall also der Schlusskurs der A&A Aktie, am Laufzeitende maßgeblich. Dieser Kurs wird als Referenzpreis bezeichnet und an einem zum Emissionszeitpunkt festgelegten Bewertungstag ermittelt.

1. Fall:
Sofern der Referenzpreis der Aktie am Bewertungstag auf oder über dem Cap in Höhe von 110 Euro notiert, so erhalten Sie genau diesen Betrag als Höchstbetrag ausgezahlt, also 110 Euro.

2. Fall:
Sofern der Referenzpreis der Aktie am Bewertungstag unter dem Cap notiert, also unter 110 Euro, so erhalten Sie einen Geldbetrag in Höhe dieses niedrigeren Referenzpreises. Notiert der Schlusskurs der A&A Aktie am Bewertungstag also beispielsweise bei nur 90 Euro, so erhalten Sie eine Zahlung in Höhe von 90 Euro.

Vereinfacht gesagt und ohne den jeweiligen Erwerbspreis oder die Erwerbskosten zu berücksichtigen: Das Discount-Zertifikat stellt Sie als Inhaber am Laufzeitende mit dem Aktieninhaber gleich, sofern die Aktie auf oder unter dem Cap notiert. Sie sind aber im Nachteil, wenn die Aktie über dem Cap notiert. Dafür haben Sie im Regelfall aber einen Erwerbspreis gezahlt, der unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes notiert.

Der Discount

Mit dem niedrigeren Erwerbspreis erklärt sich auch schon die Attraktivität von Discount- Zertifikaten. Während in unserem Beispiel die Aktie bei 100 Euro notiert, liegt der Erwerbspreis des Discount-Zertifikates nur bei den beispielhaft gewählten 90 Euro. Als Anleger haben Sie also quasi einen Startvorteil gegenüber der Aktie in Höhe von 10 Euro.

Damit lässt sich auch sehr schnell ein elementarer Vorteil von Discount-Zertifikaten gegenüber der Direktanlage erklären: Sofern die Aktie am Laufzeitende des Zertifikates weiterhin bei 100 Euro notiert, haben Sie mit einer Aktie, die keine Dividende zahlt, nicht einen einzigen Cent verdient. Anders beim Discount-Zertifikat: Hier haben Sie – vor Berücksichtigung von Erwerbskosten – 10 Euro verdient. Dieser beispielhafte Wertzuwachs in Höhe von 10 Euro geschieht jedoch nicht über Nacht, sondern wird während der gesamten Laufzeit des Discount – Zertifikates „erarbeitet“.

Dividenden

Wir folgen weiter dem obigen Beispiel und werden auch im weiteren Verlauf von einer beispielhaften Aktie ausgehen, die keine Dividenden ausschüttet. Das ist insofern nicht ganz realistisch, als vor allem die in den großen Indizes, also etwa dem DAX®, gelisteten Titel in der Regel Dividenden ausschütten. Aber das Ausklammern von Dividenden vereinfacht die Darstellung der grundlegenden Funktionsweise von Discount-Zertifikaten. Wie sieht es aber nun aus, wenn der Basiswert tatsächlich während der Laufzeit eines Discount-Zertifikates Dividenden ausgibt? Die erwarteten Dividenden erhöhen den Discount um einen entsprechenden Betrag.

Ein Beispiel: Die oben bereits genannte A&A Aktie notiert weiterhin bei 100 Euro, zahlt nun aber eine erwartete Dividende in Höhe von 1 Euro. Das auf diese Aktie bezogene Discount-Zertifikat mit einer Laufzeit von rund einem Jahr und einem Cap in Höhe von 110 Euro hätte nun einen Erwerbspreis, der nicht bei 90 Euro liegt, sondern bei beispielhaften 89 Euro. Wie gesagt: Die Höhe der erwarteten Dividenden erhöht den Discount. Wir werden darauf später noch einmal näher eingehen.

Das Zertifikat während der Laufzeit

Viele Anleger halten ihre Wertpapiere nicht bis zum Laufzeitende, sondern möchten sie schon während der Laufzeit wieder verkaufen. Wie Sie sicherlich vermuten, hängt der Preis eines Discount-Zertifikates sehr stark vom Kurs des Basiswertes ab. Aber – und das muss betont werden – nicht ausschließlich. Da Discount-Zertifikate eine Optionskomponente enthalten, hängt der Preis während der Laufzeit auch von Faktoren ab, die den Preis eben dieser Optionskomponente beeinflussen. Wichtig für den Moment ist, dass Sie sich darüber im Klaren sind, dass sich der Preis eines Discount-Zertifikates nicht proportional zur Kursentwicklung des Basiswertes verhält. Wir werden im letzten Kapitel „Hintergrundwissen“ näher darauf eingehen.

Vorteil Discount-Zertifikat

  • Der Erwerbspreis von Discount-Zertifikaten liegt im Regelfall unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes.

  • Anleger können dadurch auch bei einer Seitwärtsbewegung des Basiswertes eine positive Rendite erwirtschaften.

  • Bei einer Seitwärtsbewegung oder bei fallenden Kursen des Basiswertes erzielen Anleger mit einem Discount-Zertifikat oftmals ein besseres Anlageergebnis als mit einer Direktanlage. Wenn der Basiswert eine bestimmte Wertentwicklung überschritten hat, ist das Direktinvestment die bessere Anlage.